Ich wünsche mir mehr ELLOquenz - eine frühe Beobachtung

Es ist ganz gewiss noch einen Hauch zu früh, um einem gerade im Werden befindlichen Medium wie ELLO schon seine Kritik über zu bürzeln, aber angedenk dieses dollen Sprichwortes "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" darf man ein paar wohl gemeinte Ratschläge an den Frischling überantworten. Und das nicht ohne begründete Hoffnung. 

Vorweg aber schnellerdings dies: 
Ich bin nach wie vor ein großer Freund von TWITTER und stehe gnadenlos treu zu dieser Plattform, da bislang nichts im Netz meinen Geist derart angeregt und meine Worte dieserart auf Vordermann gebracht hat. Zudem trifft man hier die spannendsten Menschen im Netz. Isso, as we say here. Ergo (auch ohne Therapie) möchte ich dieses große Ding gerne als solches erhalten - aber nicht zu jedem Preis. Wenn Twitter meint, es müsse nun endlich mal Geld verdienen, so ist dies ein legitimer Wunsch. Dennoch wird sich das Gros der schreibenden Twitterer (nicht die der schweigenden, denen ist das vielleicht sogar Wurst) nicht die eigene Timeline durch ungewünschten Content verwässern lassen, gar der Facebookisierung den Wasserkübel (erinnert Ihr Euch noch an den #Blumenkübel?) tragen. 

Aber ich schweife ab. Und zu ist das aber auch erlaubt, denke ich.
Nichts ist so heiß, dass man es nicht noch einmal kurz überbrühen könnte.



Dank einer netten Invitation der lieben +Wibke Ladwig bin ich nun seit lockeren zwei Tagen im Betaprogramm von ELLO - das sich, so kann man das durchaus sagen - als erste Unternehmung wirklich anschickt, uns Twitterern eine alternative Heimstatt anzubieten. Das mit dem ausgewiesenen Versprechen, weder jemals Daten sammeln, noch werbefinanziert sein und enden zu wollen. Und auch wenn das alles noch sehr rudimentär ist, kommt man als Frühadoptierter kaum drum herum sich einer gewissen Begeisterung hinzugeben. 

Trotz oder vielleicht gerade angesichts der noch unfertigen und wunderbar rohen Oberfläche atmet man derzeit ein wenig von dem, das etablierte Soziale Medien längst verloren haben - verlieren müssen. Auch ELLO wird diesen Charme nicht in diesem Maße aufrecht erhalten können, jedoch besteht hier - wie ehedem bei TWITTER - die Chance etwas mit zu gestalten. Die Admins zeigen sich offen und kommunikativ und die - einem zumeist ja doch irgendwie bereits von TWITTER bekannten - User befleißigen sich einer regen Anteilnahme, was Vorschläge angeht. 

Es ist diesbezüglich jetzt bereits augenscheinlich - angesichts der Rufe nach einer ähnlichen Funktion wie Favs, Retweets und DMs - dass die Meisten sich hier ein verschlanktes, wieder rudimentäres Twitter-Equivalent wünschen. Wenn Twitter hier etwas lernen kann, dann das was bereits vor Äonen schon von allen Social Media Experten kolportiert wurde: Das Zuhören. 

Keine Ahnung wohin es ELLO und TWITTER verschlägt, aber es ist derzeit eine arg spannende Angelegenheit diesen David vs. Goliath-Kampf zu beobachten. Wobei hier Goliath keineswegs als der ungeliebte Böse daher kommt. Vielmehr wünscht man ELLO eine behütete Kindheit und TWITTER, dass es die Kurve noch einmal bekommt.

Am Besten ist vielleicht, dass in dieser derzeit ungleich gewichteten, zweigleisigen Szene überhaupt keine Rede von Facebook ist. Wozu auch? 

Was ich mir wünsche ist Eloquenz. Und dass diese in gewohnt bescheidenem Maße obsiegen wird, ist mir jetzt bereits klar. Vielleicht braucht es in diesem Kampf ja auch gar keine Waffen, vielleicht siegt hier einmal - und das wäre doch mal was Neues - die Diplomatie. 

Lassen wir den Dingen ihren Lauf - man darf gespannt sein. 



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