Sandalen, Flip Flops und die Würde

Wenn Sandalen sich Ahlen, im Sand sie bezahlen,
Mit Stil den Geschmack, gleich Herthaner Bengalen.
Banalen gefallen sich tumbfein bestrickt,
An bündigst gefallteter Hose in schick.

Die Coolen sich suhlen, in sündigen Pfuhlen,
Samt iPhone in Schalen, in hippen Sandalen,
Der Flip kickt den Flop und beerdigt den Sinn,
Im Sarg liegen Hipster und Spießer drin.

Wenn sie triefend nass schlabbern, am falschen End sabbern,
Sich stolpernd bewegen, auf all ihren Wegen,
Gekröse zertreten, mit ihren Sekreten,
Gar würdelos schlockern, und hemmungslos plockern.

Der König des Unbills, der Götze all jener,
Die Selbstbild verneinen, die Achtung entbeinen,
Sind Treckingsandalen, ein Schurz der Vandalen,
Ein Eid offenbart sich, in übelster Kurzsicht.

So lasst sie sie tragen, die Stummel rausragen,
Den Geist flach entbeinen, am End ihrer Beine,
Dem Spottt sich preisgeben, von jenen, die leben,
Von jenen die Denken, das Feuer ablenken.

Was szeneweit nett ist, denkortens nur Dreck ist,
Die iPads zermalmen, die Fotos gleich Palmen,
Die Szeneblogs toben, auch unter den Roben,
Bis schwitzfüßig hip ist, was denkortens Shit ist.

Sandalen der Qualen, im Sand sie bezahlen,
Mit Stil den Geschmack, gleich Fortunen-Bengalen,
Banalen gefallen sich tumbfein bestrickt,
An kleinstmöglich getacktetem Hirn - schön und schick.

Tweetbewusstsein vs. Likelemmingtum - warum ich ein Twitterer bin!

Gefällt mir fav ich nicht.

Es ist eine durch und durch arrogante Haltung, die gestandene Twitterer, gepusht durch das eigene Selbstwertgefühl, gegenüber dem "Jedermann" der sozialen Netzwerke, also dem gemeinen Facebook-User an den Tag legen. Voller abgehobener Eitelkeit, die er den Facebückling jederzeit voller - je nach Ausrichtung - sadistisch oder mitleidig geprägter Verachtung spüren lässt, schaut er auf diesen, wie auf ein zum Durchschnittsdasein verdammten Wesen herab.

Getreu der Überzeugung, dass Facebook, wenn nicht gänzlich von 12-Jährigen dominiert, dann wenigstens von deren RTL-geprägten Geistern beherrscht wird, herrscht auf Twitter ein Standesbewusstsein, als wäre hier eine Art neuen, virtuellen Adels emporgestiegen. Auch wenn das Wort Elite gerade auf Twitter extremst (jaja) kontrovers diskutiert, die sogenannte Twitter-Elite gar belächelt wird, ist man sich hier sehr bewusst, dass man eben nicht zu über 900 Millionen Menschen zählt, sondern einer - gerade in Deutschland durchaus überschaubaren - Gruppe von Schreibwütigen und in der Regel extrem Schreibbegabten angehört, die allesamt zu Anfang ihrer "Karriere" durch ein tiefes Tal schreiten mussten, gekennzeichnet von Unverständnis gegenüber dem System ("Wer liest denn überhaupt, was ich schreibe?" - "Das ist ja wie ein Selbstgespräch." - "Wieso hat der denn jetzt 1000 Follower und ich nur 7?" ), unerklärlichen Followerverlusten oder den Mysterien des Favens, des Retweetens und seltsamen Vorgängen wie Follow Friday, Memes oder gar Listen, ganz zu schweigen von Codierungen a la "hach", "hast Du mich gerade fett genannt", "#" oder "I put the x in y".

Und was soll ich lügen: Ich liebe all das an Twitter!

Nicht, dass Facebook nicht komplex wäre in all seinen verschachtelten Menüführungen, die doch nur verhindern möchten, dass sich das Klientel allzu weit ins Private zurückzieht, so ist es doch nur ein - wenn auch wesentlich - lebendigeres Adress- und Terminbuch, als es beispielsweise Xing darstellt. Man umgibt sich hier vorzugsweise mit - bitte stellen Sie sich fette Anführungszeichen vor - Freunden, hüllt sich also virtuell in Watte, umgibt sich mit vertrauter Sicherheit. Auf Twitter begibt man sich zunächst ganz allein. Mit nichts bewaffnet, als dem eigenen Wort und Sein, dem Denken, dem Intellekt, dem Sprachwitz. Und: einer Meinung!

Wann habt Ihr das letzte Mal - oder überhaupt einmal - jemanden in einem Gespräch voller Stolz sagen hören: "Ich bin Facebooker"? Ich persönlich noch nie. Warum auch. Man meldet sich an, verbindet sich mit den Leuten, die man eben sonst woher kennt und postet sein Leben. Dass das bei vielen auch kunstvoll, sprachgewitzt und niveauvoll von statten geht, stelle ich gar nicht in Frage. Nur es ist eben nicht mit Anstrengung verbunden, nicht mit Risiko oder Gefahr und schon gar nicht mit Durhhaltevermögen. All das erfordert aber Twitter. Twitter ist nicht leicht. Twitter ist schnell, sogar ultraschnell, aber nicht kurzlebig oder gut für die schnelle Befriedigung geeignet. Und das Schönste für einen Twitterer ist dieses unterbewusste Gefühl, dass es auf Twitter eben nicht jeder schaffen kann. Viele, gerade sogar einmal wieder dank der Piraten sehr viele, melden sich an, aber nur wenige von diesen werden ihre ersten sechs Monate Über- und damit VERstehen, wie Twitter funktioniert. Damit wir uns nicht falsch verstehen, hier geht es nicht um eine Auslese des Geistes, das Überleben des Stärkeren oder einen ähnlich faschistoiden Dreck (der dankenswerterweise von der Crowd ziemlich schnell als Spam gemeldet und mundtot gemacht wird). Twitter beherbergt die unterschiedlichsten Strömungen. Hier gibt es natürlich die Politischen, es gibt die Lustigen, die Wortspieler in unendlicher Ausprägung, die Poeten, sowie die Pornographen, die Newsjunkies, Sportfanatiker, Ernährungsfreaks und Musikexperten und TV-Berichterstatter und all die themenbezogenen Kreise, die eine Gesellschaft ausmacht. Aber all jene eint das Gefühl: wir sind Twitter. Ein Gemeinschaftsgefühl, welches sich so in keinem sozialen Netzwerk findet.

Man ist AUF oder BEI Facebook - aber man IST Twitterer. Dieser kleine sprachliche Unterschied sagt eigentlich schon alles.

Ich auf jeden Fall, liebe Freunde, nutze Facebook, Xing, Pinterest und all den schönen Quatsch ... aber ich BIN Twitterer!