Die Freiheit zu existieren

Nichts ist so einfach und zugleich so genial, wie ein Band zu gründen.

Man benötigt kein Kapital, man muss nichts unterschreiben, man braucht keine Mindestanzahl an Mitgliedern. Man sagt einfach: "Wir sind jetzt eine Band!", und dann ist das einfach so. Niemand kann einem sagen, nee, ätsch, stimmt nicht, da ist diese oder jene Voraussetzung nicht erfüllt. Völlig egal, keiner kann einem etwas, man muss sich nirgendwo melden oder entgeltlich eintragen lassen.

Man existiert einfach ab genau jenem Zeitpunkt, da man postuliert "Wir sind eine Band!" Man muss nicht einmal ein Instrument spielen können oder eine schwierige Prüfung ablegen. Man braucht keine Fürsprecher oder gar jemanden der für einen bürgt. Kein Vitamin B der Welt ist nötig um seine bloße Existenz als Band zu beschließen.

Und genauso verhält es sich mit der Auflösung einer Band. Kein Veto, keine Umfrage, keine Meinung kann verhindern, dass eine Band sich auflöst, wenn sie das will. Vielleicht ist eine Band eines der wenigen, realen Konstrukte, welches in seinem existenziellen Wesen wirklich autark - ja frei - ist. Nur die Band alleine entscheidet über ihre eigene Existenz oder Nichtexistenz.

Sogar eine Auflösung kann zurückgenommen werden, wenn die Bandmitglieder es so wollen. Im Grunde kann man sich als Band jeden Morgen um 8 Uhr gründen und abends wieder auflösen. Völlig folgenlos. Einfach nur weil man es kann.

Wenn Ihr frei sein wollt - gründet eine Band!


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Luzifer Sam - mein Leben vor Porter

Es ist wieder aufgetaucht, das 1993er LUZIFER SAM Demo-Tape "A FAILED EFFORT TO PUTSCH" mit den vier Songs "Time And Again", "Alice Dee", "Dark Substance" und "Disfigured Age". Alle Songs fanden 1995 neu aufgenommen mit unserem Produzenten Axel Ritt den Weg auf unser erstes Studio-Album "ALICE DEE", welches dann bei Humbucker Music/Semaphore erschien.
Die A-Seite des Demo-Tapes haben wir im Sommer 1993 bei ziemlicher Hitze in den Hagener Banana-Studios aufgenommen, produziert hat uns damals der Studio-Chef Haan Plattke. Die Songs "Dark Substance" und "Disfigured Age" waren Reaktionen auf die damaligen fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland und nahmen thematisch ein wenig die spätere textliche Ausrichtung von PORTER vorweg.
Die Songs des ersten Demos waren im Grunde bereits die Blaupause für den Sound und das Songwriting der ersten Hälfte unseres Bestehens. Die frühen Jahre eben. Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten Demo "SHIVER" von 1994. Hier war LUZIFER SAM noch ein Quartett, da Till erst 1994 zu uns stieß und Holger vom Bass befreite.
Ich liebe diese Songs nach wie vor, auch jenseits von Sentimentalität, für ihren Eigensinn und den latenten Hang zum Wahnsinn. Wir hatten noch nicht das professionelle Gespür für Songwriting oder eine Form, wie wir zu klingen haben, sondern haben einfach gemacht. Im Grunde wussten wir damals immer nur, was wir nicht wollen - daran hat sich im Grunde bis heute nicht viel geändert.
Nach den wirklichen Anfängen im Keller meiner Eltern mit VANISHING LINE (bereits mit Holger, unserem späteren LS-Sänger) und den für meine musikalische Entwicklung absolut essenziellen FRIDAY IS SCRAPPED, war LUZIFER SAM die Band, die mir gezeigt hat, dass ein Leben ohne aktives Musikmachen keine Option ist. Dabei hilt einem allerdings auch extrem, wenn man Freunde um sich hat, die das genau so sehen.
Ich darf nun bereits seit über 25 Jahren Musik mit Lars und Frank machen, das alleine ist schon bemerkenswert. Und dass wir es heute immer noch so engagiert und mit Herzblut machen, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst unserer gemeinsamen Zeit mit LUZIFERS AM in den 90ern. 
LUZIFER SAM - die Demos – JETZT AUF SOUNDCLOUD ANHÖREN:
Außerdem erschienen und bei Spotify zu hören:
Die CDs "Alice Dee" (1995) und "Luzidity" (1997) bei Humbucker Music/Semaphore.

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Weitere Artikel zu LUZIFER SAM:
LUZIFER SAM - die Chronik, Teil I
Wikipedia

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Ich - das Klischee

Vergleiche hinken oft. Sagt man. Aber hat man jemals einen hinkenden Vergleich gesehen?
Ich vergleiche durchaus oft und gerne. Allerdings niemals in der Absicht etwas besser oder schlechter zu finden, sondern um die Unterschiede zu erkennen, die bei aller Gleichheit oft zu Tage kommen. Denn die mag ich auch sehr, die Unterschiede. Im Grunde sind sie es, die das Leben spannend machen.
Man kann sogar Unterschiede vergleichen. Wenn man will. Beim Vergleichen der Unterschiede kommt man ganz schnell auf Klischees und Vorurteile und Klischees, die Vorurteile bestätigen, bzw. auslösen. Klischees und Vorurteile mag ich übrigens auch. Aber auch hier geht es wieder nicht darum, die eigenen Vorurteile bestätigt zu bekommen, um sich selber besser zu fühlen, sondern darum, etwas besser verstehen zu können.
Wahrscheinlich geht es doch immer nur ums Verstehen. Und wenn man dann auch noch beim Vergleichen versteht, dass man selber eine Ansammlung von Klischees darstellt, für sich selbst und für andere, dann möchte man dem Vergleich sogleich den Arm reichen.
Denn hinken sollte er nicht müssen der Vergleich, sondern aufrecht schreiten.


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