Wenn Zwei dasselbe tun - Die Freiheit im Zeitalter demokratischer Kommunikationsmittel

Wenn Zwei dasselbe tun ...

... ist es noch lange nicht dasselbe, wenn einer davon in Regierungsverantwortung steht. Der im Grunde inexistente Unterschied zeigt sich per Definition im zumeist recht repressiven Spot eines diffusen Zwielichts.

Aber fangen wir mal klein an.

Wenn ein Kindergartenkind einem anderen das Schüppchen wegnimmt, so geschieht dies zumeist aus dem sich selbst gegenüber nicht unehrlichen Gefühl des sich ohne dieses Schüppchen in einer Mangelsituation Befindens heraus. Man wird kaum davon ausgehen, dass das die Aggression ausübende Kind per se böse ist. Dennoch versteht man nur zu gut das attackierte Kind, wenn es nun wie selbstverständlich seines ehedem eigenen Schüppchens wieder wird habhaft werden wollen. Sei es auch mit der zuvor verurteilten Anwendung von – selbstverständlich verhältnismäßiger – Gewalt.

Da wir als Menschen trotz erheblicher sozialer Mängel im Grunde jedoch mit einem Basispotential an Gerechtigkeitssinn ausgestattet sind, wohnt uns auch immer das Streben nach Waffengleichheit inne, wenn es denn schon zum Konflikt kommen muss.

Nun stirbt dieses Gefühl mit Verlassen des Kindergartens nicht plötzlich ab, vielmehr verstärkt es sich und treibt in all seinen individuellen Ausprägungen, die es je nach soziopsychologischem Werdegang erfährt, die unterschiedlichsten Blüten. So ist auch absolut nachvollziehbar, dass sich zwar die Schüppchen ändern, mitnichten jedoch das latent vorhandene Gefühl für Gerechtigkeit, wie auch immer diese im Endeffekt geartet sein mag.

Die jeweiligen Interessenlagen ergeben sich recht generisch aus der gesellschaftlichen Stellung. Natürlich ist es einer Regierung daran gelegen, möglichst viel über das von ihr regierte Volk zu erfahren, seine Daten HABEN zu wollen. Je unsicherer diese ist, das bedeutet, je wackeliger ihre vermutete Relegitimierung bei der nächsten Wahl ist, desto größer, ja manischer wird dieses Interesse, welches sich heutzutage mehr denn je – weil möglich – in einer wahren Sammelwut von Daten niederschlägt.

Natürlich ist es den Bürgern daran gelegen, möglichst viel über die Protagonisten der von ihnen zyklisch gewählten Regierung zu wissen, die Informationen. HABEN zu wollen. Je unverständlicher deren Handlungen sind, soll heißen, je volksferner sie regieren, desto stärker wird das Interesse der Bürger.

Nun könnte man meinen, beide Seiten seien quitt mit ihrem Verlangen, und vor Allem einig darin, dass gegenseitige Interesse zumindest in einem für beide Seiten vertretbaren Maße zu befriedigen. Die leider allzu oft als bloße Steuerzahler und verlässliche Stimmenspender wahrgenommenen Bürger zollen dem Staat, der sie letztlich qua vox als sowohl gesetzgebende wie auch ausführende Gewalt zu akzeptieren hat, ihren Tribut in Form des lückenlosen Offenlegens ihrer Privatheit im Sinne der üppigen Staatsbürgerpflichten. Die Regierung rechtfertigt ihr Handeln in Form der regelmäßigen Rechenschaftsberichte und bundestäglichen Anhörungen.

Während der Staat in Form der legitimen Regierung jedoch über ein mannigfaltiges Arsenal an durchaus rechtsstaatlichen Mitteln verfügt und von diesen auch zunehmend Gebrauch macht, stehen dem Bürger vergleichsweise ein paar Brosamen an demokratischen Mitteln abseits der Turnus gemäß wiederkehrenden Einspruchsmöglichkeit nach Ablauf der Legislaturperiode zur Verfügung. Inzwischen jedoch hat eben dieser an sich stille Bürger ein paar der Rechte, die ihm verfassungsgemäß zustehen für sich zu nutzen gelernt. Und die spannende Tatsache daran ist, dass es der im wahrsten Sinne des Wortes normale Bürger ist, der sich dessen bewusst wird. Die außerparlamentarische Opposition, wie sie den 68ern zu Eigen war, war dem in der Mitte der Gesellschaft stehenden Bürger schlicht zu weit links. Die Bürgerbewegungen in den 80ern waren ihm zu selbstgestrickt, zu monothematisch und zu alternativ.

Jetzt aber sind die ehemals Alternativen und die vermeidlich Andersdenkenden, die Selbstdenkenden wie ich sagen möchte, in der viel beschworenen Mitte der Gesellschaft angekommen, vielleicht auch erwachsen geworden. Und zwar nicht in jener Mitte in der sich die Regierungsparteien oder auch Möchtegern-Regierungsparteien wähnen und in schwungvollen Reden selber beschwören. Es ist eine Mitte, die man nicht mehr aufteilen kann in konservativ oder innovativ, gut verdienend oder über die Runden kommend, extravagant oder bieder, ökologisch oder konsumierend, familiär oder egoistisch. Die neue Mitte, wie sie ein all das ignorierender Mann namens Schröder damals in eigentlich völliger Unkenntnis bezeichnete, ist vor allem eines: gut gebildet und somit genau das, was die Regierung vorgibt der gesamten Gesellschaft en masse und flächendeckend zukommen lassen zu wollen. Und genau das ist der Grund, warum sich diese neue, breite Mitte nicht mehr vorschreiben lassen möchte, was gut für sie ist, wenn es schlecht für sie ist. Diese Mitte ist ausgebildet worden um zu denken. Und genau das tut sie nun.
.
Parallel zu diesem neuen Bewusstsein tritt ein inzwischen gar nicht so neues Medium auf den Plan, welches jedoch das Potential hat den Machthabenden Angst zu machen. Und das aus einem ganz besonderen Grund, dem schutzlos in absolut vernichtender Art anheim zu fallen in alten Zeiten eigentlich dem so wahrgenommenen Pöbel vorbehalten war: Weil sie es nicht verstehen, das Internet.

Amerikanische Senatoren verlangen vollmundig die Auslieferung von Julien Assange und sind überzeugt davon, dass – hat man diesen einen, ach so brandgefährlichen Mann einmal in seinen Fängen – alles wieder so wird, wie es einmal war. Dass Wikileaks eine singuläre Erscheinung ist, keine Hydra mit unaufhörlich nachwachsenden Köpfen ein und desselben aufklärerischen Geistes. Diese erzkonservativen und bemitleidenswerten alten Männer verstehen nicht ansatzweise, dass das was zur Zeit passiert unumkehrbar ist. Dass es zwar nicht von jetzt auf gleich passieren wird, aber die Zeit ihrer sich selbst erhaltenden Kaste definitiv vorbei ist. Ja sie ahnen nicht einmal im Entferntesten, dass die Zeit der Postdemokratie im Sinne einer wahren Herrschaft des Volkes – des Bürgertums, möchte ich einschränkend verstanden werden, denn das Volk wird nachhaltig und nicht ganz unfreiwillig sediert mit den bewährten Brot-und-Spiele-Programmen, abwechselnd präsentiert von Arge, BILD und RTL – der nächste Schritt ist, den wir nicht bereit sein müssen zu gehen, sondern den wir bereits tun.

Waren es früher einmal die Produktionsmittel, die der herrschenden Klasse den Weg des Erfolges gepflastert haben, so sind es heute die Kommunikationsmittel, die die Weichen stellen. Dank des Internets, entgegen aller vergangenen sowie der derzeitigen – durchaus auch absolut erfolgreichen – Bestrebungen, es zu kommerzialisieren, privatisieren, privilegisieren und legitimieren, wächst gerade eine Generation heran, die in diesem Medium nichts Fremdes sieht, die keine Ängste verbindet mit dem weiten Netz und dem uneingeschränkten Zugang zu Informationen. Und plötzlich sind es die Regierungen – und wir sehen hier nicht einmal nur die (natürlich wie erwartet restriktiven) üblichen Verdächtigen der so genannten unfreien Welt an vorderster Front – die dem Bürger ansonsten mit Inbrunst so Einiges an Eigeninitiative abverlangen, und plötzlich entsetzt sind, dass er sich und seinesgleichen behördenfern und unregistriert, gar unkontrolliert organisiert, mobil macht für seine ureigenen Interessen.

Information, Mitspracherecht und – jetzt kommen wir zum casus knaxus – Waffengleichheit.

Es liegt in der Natur der Sache – erinnern wir uns an das Schüppchen – dass sich niemand gerne und sehenden Auges übervorteilen lässt. Aufgeklärt sind wir seit über 200 Jahren. Nun jedoch haben wir endlich ein Werkzeug an der Hand, welches wir besser beherrschen, als diejenigen die meinen uns zu beherrschen. Wenn wir es zu nutzen verstehen – und genau das zeigt sich gerade überdeutlich – können wir annähernd das erreichen, was wir im Kindergarten bereits anzustreben gedachten. Eine Situation in der sich niemand als der Schwächere und somit in die Ecke Gedrängte vorkommen muss. Eine Szenerie in der man sich auf Augenhöhe begegnet und somit eventuell auch gewährleistet wird, dass diejenigen die das Volk nach Abstimmung vertreten, dies auch wirklich vier Jahre durchhalten. Die wahre, da Geschlechter unabhängige Emanzipation der Menschen. Mag sein, dass die heute führenden Volksvertreter noch nicht soweit sind zu akzeptieren, dass die Menschen laufend Einfluss nehmen und nicht nur alle vier Jahre ein kabinengeschütztes Kreuz als ihre einzige Macht ansehen. Mag sein, dass es ein paar Jahre dauert, bis sich dieses Bewusstsein in der politischen Kaste durchgesetzt hat, bis die Protagonisten sich austauschen gegen flexible, zuhörende Menschen, die wissen, was es heißt, wirklich das Volk und nicht eine Lobby zu vertreten.

Das alles macht aber nichts. Es ist schon alleine daher irrelevant und leichter Hand ertragenswert, weil es unumkehrbar ist. Wir erleben dieser Tage etwas, vergleichsweise still und entgegen anderer Revolutionen ohne Tote (eine weitere gar nicht genug hervor zu hebende Errungenschaft), das viele der etablierten Politiker und Machthaber noch gar nicht überschauen können. Herr Assange ist nicht wichtig. Wikileaks an sich ist nicht wichtig. Legt sie trocken, schneidet sie ab – so Ihr könnt – von den immanent lebenserhaltenden Spenden. Es werden hunderte Plattformen folgen, die sich demselben Geiste verpflichtet fühlen.

Es gibt einen weltweiten Konsens, eine Norm so Ihr denn wollt. Eine Norm für freiheitliches Denken rund um den Erdball. Dieser Gedanke sollte Euch nicht weiter schrecken, die Globalisierung habt Ihr doch auch gewollt. Und diese Norm besagt, dass kein Volk der Welt, kein Individuum im Unfreien leben will. Diese Norm besagt, dass wir uns von keiner Regierung der Welt – gewählt oder nicht – mehr unwidersprochen vorschreiben lassen, was wir denken oder sagen dürfen. Diese Norm besagt, dass wir uns von niemandem mehr zensieren lassen, weder in unserem Denken, noch in unserer Sprache oder unserem Handeln. Diese Norm besagt, dass wir informiert werden wollen über die Dinge die unser Leben bestimmen. Diese Norm besagt, dass wir Zugang haben wollen zu Bildung, egal aus welcher sozialen, ethnischen oder religiösen Schicht wir kommen.

Diese Norm besagt, dass wir – alle Menschen auf diesem Planeten – frei sind.

Wenn zwei das Gleiche tun ...
... sollte es auch das gleiche sein.

Es ist die Zeit dafür.
Wir haben die Mittel.
Und niemand wird uns daran hindern sie zu nutzen.

0 Kommentare:

Leugnen

Leugnen ist

das wider das eigene Wissen und Gewissen

offensiv angewandte Belügen des Selbst

und somit ein grauenhaftes Verbrechen

an der Wahrheit.

0 Kommentare:

Das Bewusstsein im Zeitalter der technischen Reprovozierbarkeit

Dezember 2010. Die Welt ändert sich.

Aber eben auch nicht schneller, als all die Jahre zuvor. Denn das würde bedeuten, dass sich die Menschen selber in einer so unerfassbaren Metamorphose weiter entwickeln – die Richtung in die das geschehen könnte, sei einmal dahingestellt – dass man hier überhaupt von Fortschritt im humanen Sinne sprechen könnte. Dass sie ein Bewusstsein entwickeln, welches sich grundlegend von dem vergangener Generationen unterscheidet.

Aber ist das der Fall? Sind es nicht nur die Mittel und Technologien zur zwischenmenschlichen Beziehungspflege, Kommunikation, Kriegsführung, Verwertung von Rohstoffen aller Art oder Konservierung uns wertvoll erscheinender Güter, die sich verändert, ja gar revolutioniert haben? Jene Technologien vor denen viele Menschen, naturgemäß eher die Älteren, so eine große Angst aufgebaut haben, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „die Welt nicht mehr verstehen“. Ich denke nicht, dass es meiner Großmutter, geboren 1900, ihrerzeit grundlegend anders ging, als sie das erste Telefon bedient, die erste Autobahn befahren, von der Atombombe gehört, das erste Fernsehgerät gesehen und die erste Rockmusik gehört hat. Sicher ist es für Zweifler legitim nun ins Felde zu führen, dass sich der technologische Wandel noch niemals so schnell in unserem Leben als derart präsent gezeigt hat wie in den letzten 30 Jahren durch die Computerisierung aller Bereiche unseres Lebens. Aber darf ich jene dann an die Revolutionierung der Arbeits- und Lebenswelt durch die Dampfmaschine erinnern?

Gut, Walter Benjamin hatte in der Tat keine Ahnung, wie rasant und wie weit sich die maschinellen Möglichkeiten entwickeln würden, als er vom Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit schrieb. Bestätigt sähe er sich dennoch auch heute noch in seinen grundlegenden Thesen, die uns aktuell ein wenig naiv anmuten können, was aber allein unserem geschichtlichen Wissensvorsprung geschuldet ist. Fragen Sie 2110 mal jemanden nach dem Web 2.0, Verbrennungsmotoren oder der Supermacht USA.

Wichtiger erscheinen mir im Zusammenhang des Wandels doch die menschlichen Aspekte und Verhaltensweisen, die sich – abseits von der unumgänglichen Versozialmedialisierung mittels facebook und Co. – im Denkmuster doch keinen Deut von einer vortechnisierten Gesellschaft unterscheiden. Werte die sich in Jahrtausenden aufgebaut, als richtig oder falsch, dienlich oder hinderlich herausgestellt haben, nehmen je nach der gerade vorherrschenden politischen Strömung mal ab oder zu, verändern sich in ihrem eigentlichen Kern jedoch so gut wie nie. Junge aufgeklärte Menschen wenden sich im Jahre 2010 erneut und in sogar noch radikaleren Ausrichtungen dem Glauben in all seinen Facetten zu, wertkonservative Strömungen haben Zulauf wie zuletzt in den späten 50ern des letzten Jahrhunderts. Der Papst ist nun im Internet aber ansonsten keinen Deut moderner, Rechts- wie Linksradikale bedienen sich in ihrer Demagogie und Rattenfängerei nun eben auch der Blogs und Foren dieser Welt, ihre stumpfen Inhalte haben dadurch jedoch in nichts an Intellekt hinzu gewonnen. Wie auch! Na und?

Was also ist an unserer Lebenswirklichkeit heutzutage, im Jahre 2010, wirklich so verändert, so beängstigend, so neu?


Zeitreise ins Jahr 2004.
Eine Zeit vor Stuttgart 21 und einer wenig präsenten bürgerlichen Streit- und Protestkultur. Hartz IV war noch neu. Schröder ist Bundeslautsprecher der sich selber rotgrün wähnenden Koalition.

Offener Brief an die politische Klasse in Deutschland.

Wir in Deutschland haben mit unserer Gesellschaft einen Punkt erreicht, an dem es geradezu fahrlässig wäre, sich nicht zu Wort zu melden. Es mag sein, dass ich einigen – hoffentlich vielen – unter Ihnen Unrecht tue, wenn ich nicht weiter differenziere und Sie vielleicht allzu leichtfertig und schafherdengleich über einen viel zu groben Kamm schere. Vielleicht ist es aber auch ein Ansporn für all jene Aufrechten und Motivierten, die sich der ihnen übertragenen Verantwortung wohl bewusst sind und sich aus Liebe zur Demokratie und dem Glauben an den sozial gefärbten Staat für eine Karriere als Politiker entschieden haben. Die sich gewappnet sehen, aus der scheinbar überwiegenden Masse fraktionsgleichgeschalteter Parteisoldaten und den aus nacktem Kalkül auf das nächste Wahlergebnis polemisierenden Lobby-Lautsprechern, lauter als bisher hervorzutreten.

Jedes Volk bekommt offensichtlich die Regierung die es verdient, heißt es nicht nur so schön, sondern liegt auch in der Natur der Sache. Und genau deswegen liegt es auch an jedem Bürger seine Stimme zu erheben und seinem Unmut Luft zu machen.

Sehr verehrte Volksvertreter – so es Sie im eigentlichen Wortsinn denn noch gibt – für mich als Ihr Arbeitgeber ist es an der Zeit Ihnen einige Fragen zu stellen. Sind Sie überlastet? Kann es sein, dass Sie sich Ihren Aufgaben nicht mehr so recht gewachsen fühlen? Nehmen Sie Ihre Aufgaben noch annähernd so ernst, wie es die Sache gebietet? Man kann ja über alles reden. Nur wer seinen Job wirklich mag, kann ihn gut ausüben. Und bitte glauben Sie mir, ich würde nichts lieber sehen, als dass Sie Ihren Job lieben!

Nicht erst in der letzten Zeit sieht sich der angeblich mündige Bürger in immer kürzeren Intervallen und mit wachsender Lautstärke mit der – für den ansonsten sehr ambitioniert über alles und jeden die fürsorgliche Gesetzeshand haltenden Staatsapparat geradezu ungewöhnlichen und inzwischen leicht panisch klingenden – Forderung nach Eigenverantwortung und Eigeninitiative konfrontiert. Erstaunlicherweise scheint dieser Ruf umgekehrt proportional dazu anzusteigen, wie sich beispielsweise die Wirtschaft aus ihrer Eigenverantwortung heraus stiehlt.

Sicher, es ist einzusehen, dass es Zeit in Anspruch nimmt, sich von hochdekorierten und hochdottierten Expertenkommissionen in der Ideenfindung darin unterstützen zu lassen, sich auszudenken, wie man den zunehmend die Ausbildung von Jugendlichen verweigernden Industrielenkern den drohend erhobenen aber konsequenzlos bleibenden Zeigefinger vorhält. Und das einzig damit diese den Großmut zeigen, wenigstens noch ein paar Steuern in dem Land zu zahlen, dessen Pass sie nicht ohne Vorteil in der eigenen Armani-Tasche tragen und dessen Konsumenten sie ihren Wohlstand zu großen Teilen zu verdanken haben.
Aber denken Sie wirklich, es sei eine Lösung den Bürgern nun einmal schnell die eigene Selbstverantwortlichkeit zu verordnen und all jene die ehrenamtlich oder angestellt, in Vereinen, Jugendeinrichtungen oder sonstigen Bildungsträgern auch ohne den hoheitlichen Appell der Politik ihren gemeinnützigen Aufgaben in Sachen Bildung, Ausbildung und Erziehung bereits nachgehen, den Boden unter den Füßen wegzuziehen? Das muntere Kürzen der Mittel zu Lasten der Jugend, die doch angeblich unser größtes Kapital sein soll, scheint als Allheilmittel für sämtliche finanziellen Engpässe zu taugen, die selbstverständlich immer die jeweils politisch anders Gesinnten zu verantworten haben.

Es wäre wünschenswert, wenn Sie, liebe auf Zeit Gewählte, den Schneid hätten, Ihre leider allzu oft als hingestrauchelt zu erkennenden Entscheidungen auch mit Rückgrat zu vertreten, anstatt sich selbst und den Wählern ständig die Litanei in die Tasche zu lügen, es ginge wirklich darum, Menschen eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Die einzige Perspektive, die Sie wirklich gut herüber bringen ist der peinlich kleine Horizont der nächsten Wahl, an dem die Sonne ihrer eigenen Wiederwahl doch bitte wieder hell erstrahlen möge. Politik ist ein hartes und mitunter unpopuläres Geschäft, keine Frage. Aber wenn Sie schon Mittel zusammen streichen, die Jugendlichen den Absprung in ein geregeltes Berufsleben oftmals überhaupt erst ermöglichen, dann seien Sie doch bitte so ehrlich und reden Sie nicht davon, dass Sie alles für eben diese Jugend tun würden. Die auf neuen Berechnungsarten basierenden und somit leicht bereinigten Statistiken sprechen für Sie, in der Tat. Aber bitte bedenken Sie eines. Das Volk ist mitunter leider und skandalöserweise durchaus ungebildet. Aber nicht dumm!

Wissen Sie was? Es ist uns, denen noch etwas an einer gesunden, auf dem Solidaritätsprinzip fußenden Gesellschaft liegt, so etwas von egal, wer aus wessen Partei in welcher nahen oder fernen Vergangenheit was zu verantworten, blockiert oder angeschoben hat. Es treibt einem die Zornestränen in die Augen, wenn man sieht wie Sie gar haribunt gemischt in immer gleichen Fernsehrunden aufeinander losgehen, sich auf Kindergartenniveau abrutschend gegenseitig vorwerfen, sich die Konsensschüppchen geklaut und in die Konsenssüppchen gespuckt zu haben. Dummerweise mit viel zu viel Empathie ausgestattet, schäme ich mich persönlich für jeden von Ihnen, wenn Sie sich offen, für die geneigte Fernsehnation sichtbar, als nicht fähig erweisen, gemeinsam über ein wirkliches Konzept zu reden, sich auszutauschen und eben das zu tun, was Politik früher einmal per Definition ausgemacht hat. Zu diskutieren auch zu streiten. Durchaus mit Herzblut und Engagement, aber eben auch mit Sinn und Verstand. Und vor allem auf ein dem Volk, den Menschen dienendes Ziel gerichtet.

Ihre Streitkultur ist verkommen zu einem bloßen Austausch von Plattitüden. Zuhören – eine unermesslich wichtige und wertvolle Eigenschaft und Grundlage jeder Diskussion, geradezu eine Tugend – scheint nicht mehr möglich zu sein und die oberste Maxime ist, niemals einen, vielleicht noch so gut erdachten Ansatz des politischen Gegners aufzugreifen, es sei denn man schafft es ihn als seinen eigenen darzustellen. Wo selbst Parteivorsitzende sich die Blöße geben, sich lemminggleich in Sekundenschnelle in den sinnentleerten Strudel des gegenstandslosen, ausschließlich auf die Bloßstellung des Gegenübers ausgelegten Gesprächs hinein zerren zu lassen, ist nur noch wenig Raum den Bürgern ihre Eigenverantwortung begreiflich zu machen. Bekommen sie doch tagtäglich die pure, zur Schau gestellte Verantwortungslosigkeit wahlweise via TV und Zeitung oder Internet frei Haus geliefert.

Geben Sie den Menschen endlich wieder etwas Substanz. Wundern Sie sich nicht über zurückgehende Wahlbeteiligungen, stellen Sie sich Ihrer Verantwortung und begreifen Sie, dass es in Ihrer Macht steht den Bürgern Demokratie wieder schmackhaft zu machen. Präsentieren Sie die Alternativen jenseits der Wahl zwischen Orange und Apfelsine. Zeigen Sie, dass Sie mehr auf dem Kasten haben, als das unwürdige Schlamm-Catchen. Das will keiner mehr sehen. Seien Sie mehr Arte als RTL. Und Frau Christiansen würde endlich wieder der mittlerweile alle Sendeformate erstickenden Aura des Boulevards entkommen, wenn Sie wieder Politikern an Stelle von tumben Wahlkampfrobotern ins Wort fallen könnte. Hören Sie auf sich über die steigenden Wahlerfolge der extremistischen Parteien zu echauffieren und begreifen Sie, dass diese Entwicklung so lange voran schreiten wird, wie Sie sich nicht in der Lage zeigen, den Menschen klare rechtsstaatliche Alternativen aufzuzeigen.

Sie sind nur im Zweitberuf Schauspieler, gehören nicht ausschließlich zum Jet-Set und sollten der Industrie das Wasser nur so weit tragen, wie Sie damit keine Flutkatastrophe unter der Bevölkerung des Landes anrichten, welches Ihnen das Vertrauen geschenkt hat. Ich beneide Sie nicht um Ihren Job und es ist zweifelsfrei, dass es einfachere, unbelastendere und mit einem geregelten Feierabend gesegnetere Berufe gibt, als den Ihren. Aber wie der mündige Bürger die im Rahmen seiner sozialen Determinierung eine absolut freie Wahl hat, so haben auch Sie sich einst aus freien Stücken für diesen Lebensweg entschieden. Also fordere ich Sie vehement dazu auf, dieser Entscheidung den nötigen Nachdruck zu verleihen, in dem Sie wieder ernsthaft ans Werk gehen, sich den Problemen der Gesellschaft und des Landes mit aller Kraft stellen und den Bürgern beweisen, dass es sie noch gibt, die verantwortungsbewussten Denker und Lenker. Wer dies zu tun nicht bereit ist, sollte lieber die Seiten wechseln und ausschließlich als Kreuzchen machender Wähler seine ganz persönliche Verantwortung wahrnehmen. Lassen Sie diejenigen durch, die mit Leib und Seele für das Einstehen, für das sie ins Amt gewählt worden sind.

Andernfalls haben wir nicht die geringste Chance und keiner wird dieses mal sagen können, er habe von nichts gewusst.



Zeitreise zurück ins Jahr 2010.
Eine Zeit mit Stuttgart 21 und einer wieder erstarkten Streit- und Protestkultur. Hartz IV ist immer noch da. Merkel ist die Bundeslautsprecherin der sich selber noch christdemokratisch und liberal wähnenden Koalition.

Wir sind heute ohne Zweifel ein kleines Bisschen schlauer, im Sinne von erfahrener, als noch vor sechs Jahren, was das Ambivalente des modernen Politikbetriebes und seiner Protagonisten angeht. Gab es früher noch oberflächliche aber dennoch Lager bedienende Einteilungen in rechts oder links, die zumindest das Stammklientel bedienten und für eine klare Frontlinie sorgten, reklamieren gerade die Grünen das wertkonservative, gut gebildete und durchaus begüterte Wahlpublikum für sich, während die CDU versucht, ihr verwässertes Profil mit vereinzelten Hardlinern und Lichtgestalten zu schärfen, die sich jedoch genauso im Mittelmaß verlieren, wie die immer bedeutungslosere SPD.

Was jedoch schwer im Kommen ist, liebe Freunde von Seiten der Politik, ist definitv das, was Ihr bereits im Jahre 2004 eingefordert habt. Nämlich die Wahrnehmung der Eigenverantwortung eines jeden Bürgers. Ohne jeden Zweifel ist dieses nicht zuletzt durchs Web 2.0 begünstigte Verhalten nicht wirklich das, was Ihr einst placebogleich eingefordert habt, denn schließlich werden nun Eure Entscheidungen und Privilegien angezweifelt, in Frage gestellt und auch schon mal komplett über den Haufen geworfen. Plötzlich sind die Mechanismen, derer Ihr Euch ein ganzes Politikerleben lang bedient habt, vermeidlich nicht mehr fair und demokratisch. Da ist einmal etwas parlamentarisch beschlossen worden und die undankbare Bevölkerung will dennoch hier und dort dagegen aufmucken. Ja gut. Das ist dann wohl das Gleiche wie den paradoxen Ausstieg aus dem Atomaustieg zu beschließen, der ist ja auch mal irgendwie durch das Parlament gegangen und ratifiziert worden. Man könnte fast sagen, liebe Leute, wir sind quitt. Aber das wäre dann doch für beide Seiten zu einfach. Dabei hat gerade jetzt die Demokratie begonnen sich auf ihre ureigendsten Eigenschaften zu besinnen und ein – übrigens nicht geheimes sondern komplett öffentliches – Eigenleben zu führen. Ist das nicht wundervoll? Eine Aktion ruft plötzlich, wie von der Physik gewollt, wieder eine Reaktion hervor. Als hätte sich der Geist befreit vom schlichten Theorem und hinein gestürzt ins wahre Leben.

Das Neue an unserer Lebenswirklichkeit anno 2010 ist doch tatsächlich das Bewusstsein. Und hier – das kann ich nun selber akzeptieren oder nicht – haben durchaus die neuen Medien – Technologien – ihre digitalen Finger im Spiel. Haben uns auch immer schon jene Reporter fasziniert, die unter Verleugnung ihres eigenen Lebens in Krisengebieten gestanden haben, die uns subjektiv unterrichteten von Greueltaten, politischen und sozialen Umstürzen und den großen Geschehnissen unserer Zeit. Heute sind wir fast überall in Echtzeit dabei. Und wir haben nun nicht mehr eine subjektive Meinung. Wir haben tausende. Und obschon ich Peter Scholl-Latour oder Klaus-Peter Siegloch immer ihre Unabhängigkeit abgenommen, ihre journalistische Kompetenz bewundert, Jahrzehnte lang an ihren Lippen gehangen habe, waren es dennoch stets Besucher in einem fremden Land. Twitter ermöglicht es heute die Meinungen der Betroffenen zu hören, sie zu mutiplizieren und Ihnen noch vor jeder Presse-oder Regierungszensur der Welt das Gehör zu verschaffen, das sie verdienen.

Ich verstehe, kann es mir zumindest sehr gut vorstellen, dass es für einen Politiker alter Schule schwer hinnehmbar ist, plötzlich weder der Erstinformierte zu sein, noch das Kommentarmonopol inne zu haben. Aber, meine Damen und Herren, das ist unsere Wirklichkeit. Das Rad lässt sich nicht mehr zurück drehen. Und ich bin felsenfest im Grunde meines demokratischen Herzens davon überzeugt, dass wir auf diesem Weg des schwarmhaften Wissens eine paar Unsäglichkeiten, wie beispielsweise singulär vorteilhafte Absprachen, überwinden können, um der Vision einer freien und offenen Welt näher zu kommen. Und ich sage bewusst Welt, nicht Gesellschaft, denn die Welt die Ihr geschaffen und wir offensichtlich gewollt haben – das beweist unser alltägliches Konsumverhalten besser als alles andere – ist nun einmal eine unumkehrbar globalisierte Welt. Und mit jedem Tag begreife ich ein wenig mehr, müsst auch Ihr begreifen, dass Globalisierung nicht länger nur die Vorteilnahme der Wirtschaft bedeutet, nicht alleine die Einflussnahme der Reichen und ohnehin Meinungsbildenden, nicht bloßes Geldverdienen auf erdumspannender Ebene, sondern das Zusammenwachsen der gesamten Weltbevölkerung. In Sachen Meinung, Willen, und auch Freiheit. Kein Volk der Welt will in Unfreiheit leben. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Und hier fallen spannenderweise nun doch zwei bedeutsame Entwicklungen zusammen.
Der technologische Fortschritt in Form der weltweiten – zum Glück noch nicht mit national ambitionierten Motiven reglementierten – Vernetzung ermöglicht es Menschen überall auf der Welt – ja, durchaus noch sehr lange mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Auswirkungen – mit anderen, sozial, kulturell, ethnisch oder sonstwie anders gearteten Menschen in Kontakt zu treten, deren Lebenswirklichkeiten zu begreifen und ihre Position zu verstehen. Und während auch die politisch eher harmlosen, gesellschaftlich sogar eher fragwürdigen Plattformen wie facebook ihren im noch größeren Rahmen stattfindenden Siegeszug um die Welt fortsetzen, stellt sich eine globale, durchaus von nationalen Zwängen befreite außerparlamentarische Opposition dazu auf, es vereint und unglaublich kreativ mit den Mächtigen dort draußen aufzunehmen. Wer nun meint, die Bedeutung des Wortes an sich hätte angenommen, braucht ja keine Angst zu haben, allen anderen sei gesagt, das Wort ist das mächtigste Instrument, dessen Menschen überhaupt habhaft werden konnten.

Die andere Entwicklung ist jene, die sich weniger global als vielmehr lokal ereignet. Brave, mitunter bislang biedere Bürger erheben genau das Gleiche wie weltweit die Blogger und Twitterer: ihre Stimme. Aus ihren ureigendsten und durchaus egoistischen Bedürfnissen heraus beginnen sie plötzlich zu erkennen, dass die aufs Große ausgelegte Politik zu Gunsten der Konzerne keine Rücksicht mehr nimmt auf den Einzelnen. Es sei denn natürlich, es geht um sein einträglich geclustertes und in Nielsen-Gebiete eingeteiltes Konsumverhalten. Nun gut, was soll`s? Wenn sie das von einem wissen wollen, sollten sie auch nach einer Meinung fragen.

Und nun trifft lokaler Unmut auf globale Meinungsfreiheit und gibt dem Individuum, obschon er sich weltweit doch so klein und unwichtig fühlt, den Mut den man benötigt, um sich seiner Bedeutung gewahr zu werden. Bringt man nun die – zumindest in der westlichen Welt weitestgehend verbrieften – Persönlichkeitsrechte zusammen mit dem Bewusstsein, dass, unabhängig von der politischen Führung einzelner Länder, die übermächtig große Anzahl der Menschheit, in Freiheit und Frieden mit anderen leben möchte, kann man sich sehr schnell ein Bild davon machen, was die wahre, wenn auch stille, Revolution ausmacht, die wir zur Zeit erleben.

Dezember 2010. Die Welt ändert sich.

Aber eben auch nicht schneller, als all die Jahre zuvor. Denn das würde bedeuten, dass sich die Menschen selber in einer so unerfassbaren Metamorphose weiter entwickeln – die Richtung in die das geschehen könnte, sei einmal dahingestellt – dass man hier überhaupt von Fortschritt im humanen Sinne sprechen könnte. Dass sie ein Bewusstsein entwickeln, welches sich grundlegend von dem vergangener Generationen unterscheidet.
Aber ist das der Fall? Sind es nicht nur die Mittel und Technologien zur zwischenmenschlichen Beziehungspflege, Kommunikation, Kriegsführung, Verwertung von Rohstoffen aller Art oder Konservierung uns wertvoll erscheinender Güter, die sich verändert, ja gar revolutioniert haben?

Die Antwort liegt auf der Hand! Und wir sind uns dessen sehr wohl bewusst.




0 Kommentare:

JMStV - das wichtigste Gesetz der Welt

Man weiß es nicht. Man weiß es wirklich nicht.

Da entdecken Politiker mit unzureichend gestreifter juristischer Vorbildung ihre Fürsorgepflicht für die Kleinen und Schützenswerten unserer Gesellschaft, wollen Gefahren abwenden vom - wie immer total unmündigen - deutschen Volk und was kommt dabei heraus?

Etwa eine neue (neue?) Initiative zur Eingliederung von - wie es so schön heißt - sozialschwachen und bildungs- wie einkommensfernen Schichten?
Ach was.

Vielleicht eine Hand voll neuer Maßnahmen, die die Prävention von häuslicher Gewalt gegen Kinder und Frauen durchsetzungsfähiger macht?
Aber nein.

Ist es wenigstens der Bildungsauftrag, der ungeanht ernst genommen, dem Schließen von Stadtbüchereien vorbeugt?
Ich bitte Sie.

Dann muss es aber doch zumindest der Beschluss zur Ewigkeitssendeverpflichtung des Sandmännchens sein. Bitte ... 
Nein!
Nein?  

Nicht einmal das Verbot von Prekariats-TV-Formaten auf der RTL- und PRO7-Sendergruppen? Verdammt? Was denn dann?  

Es ist ein lieblos hingerotztes - leider wieder einmal parteipolitisch motiviertes - Pamphlet mit dem klangvollen Namen: "Neureglung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags". So. Und nun? Warum wirbelt das liebliche Werk juristischen Stückwerks nun die gesamte deutsche Netzgemeinde durcheinander? 

Die Antwort ist so einfach wie erschreckend: Weil sich hier auf stillen Sohlen, verschlagen wie jeder Dieb und haderlump, der böses im Schilde führt, die Zensur einschleicht. Egal welcher Demagogie sich hier bedient wird, was auch immer für hehre Ziele ins Feld geführt werden, wieviele Stimmen sich die Verantwortlichen auch davon erhoffen: Zensur ist Zensur und ist nicht zu dulden!    

Ich habe es natürlich persönlich sehr gut dabei ... öhöm:
Meine Seite sollte ohnehin nicht von Jugendlichen gelesen werden, denn niemand sollte junge Menschen zum freien Denken anregen, da möchte ich mich ganz gewiss nicht schuldig machen. 

Fazit: Dieser Blog bleibt online! Sowas von!

0 Kommentare:

Globulisierung - Waffengleichheit im Glashaus

Globulisierung ... nein, kein Druckfehler.


Euer singuläres „global“ ist passé. Es ist so dermaßen passé, dass es mir auch in Zeiten des einst revolutionären FDP-angepassten Neoliberalismus ein Schmunzeln abverlangt. Und zwar gerade deshalb, weil es der Kontrolle des FDP-adäquaten in einer Weise abgeht, dass es einem Freigeist die wollüstige Schamesröte ins Gesicht treibt. Lizensierung, Kontrolle, Zensur. All das ist für uns so vorbei, wie Eure über Bord geworfene Moral.

Schon doof, oder? Da habt Ihr Euch den Weltmärkten gerade erst geöffnet, aller Welt Zugang zu Euren Waren verschafft, dem eigenen Bruttosozialprodukt ein ungeahntes Wachstum vor die gierige Nase und den geöffneten Rachen gehalten, Euren spekulationsgeilen Zockern ein immenses Plus als Köder hingehalten, nur um sich aktuell leidlich peinlich darüber zu mockieren, dass sich heuschreckengleiche Individuen auf Kosten der Allgemeinheit an unser aller Kauflust – letztlich Schwäche – bereichern. Und was macht das im Grunde als unmündig und wehrlos abgestempelte Klatschvieh frecher Weise? Es twittert.



Es twittert? Ach Gott, es twittert, ja, harmlos. Na wenn Ihr das denkt, um so besser. Und wieso seid Ihr dann so erbost über Gedanken, spontane Meinungsäußerungen, kleine Wortspiele frei denkenden Geister auf Eure Kosten? Warum um alles in der virtuellen Welt habt Ihr plötzlich Angst vor Wikileaks und Konsorten? Ist doch alles nicht bewiesen. Lasst sie doch, nimmt doch keiner ernst. Mhhh ... doch? Ach gut, ein paar Spinner, aber doch nicht unsere Bürger, unsere Kunden, unsere Opfer.

Wisst Ihr eigentlich, habt Ihr den blassen Schimmer einer Ahnung, wo Ihr Euch Eure Globalisierung hin stecken könnt gegen das was ich erfahren habe durch meine Globulisierung? Durch den kulturellen Austausch? Durch die von Euch niemals zu begreifende Neugier auf das was andere Kulturen – Menschen – wirklich zu sagen, zu geben haben? Ich kann hier uns jetzt sofort die Ultraemotionalität eines mir persönlich völlig fremden Japaners in mein eigenes Gefühl übersetzen.

Es packt mich. Oder auch nicht.

Ich kann hier und jetzt in Tränen ausbrechen, weil dieser Japaner einen Song geschrieben hat, der meine Lebenswirklichkeit scheinbar nicht minder trifft, als die seine. Es ist ein Song. Kein Konzern. Es ist ein Akkord, eine Textzeile. Keine spekulativ aufgeblasene Annahme in der Hoffnung auf börsialen Profit. Es ist auf seine fiktionalkulturelle Art real. Es existiert. Und, hey, es zerstört keine Existenzen, es bringt mich im wünschenswerten Extremfall zum Weinen, beschert mir einen Moment des Glücks, der Verbundenheit mit einem Gedanken, der auch mir entfleucht sein könnte. Und das, liebe sich selber ad acta legende Wirtschafts-Avantgarde, das ist die wahre Frucht der Globalisierung.


Das ist das, was wirklich zählt. Führt den Euro ein, verabschiedet den Euro, öffnet Rettungsschirme, verlacht Eure eigene Diplomatie, schürt Konflikte, schmiedet Allianzen, bespitzelt Eure Bürger, sammelt Daten über Daten, lasst Euch von der Industrie kaufen, leckt der Euch Bauch pinselnden Lobby den unfassbar schmutzigen Allerwertesten, haltet ansprachen, bewerft Euch gegenseitig mit Dreck, benehmt Euch einfach wie immer.

Aber Ihr solltet wahrnehmen, dass die Welt da draußen sich geändert hat. Demokratie hat eine neue Qualität. Der Bürger ist nicht weiter nur gläsern, sondern auch vernetzt. Mit anderen Bürgern, mit Menschen. Und diese Menschen holen sich nun genau das, was Ihr für einer wirtschaftsliberale Kaste vorgesehen hattet.

Liebe Freunde, es herrscht Waffengleichheit, auch wenn Ihr das noch nicht verstehen könnt.

-----
Vorlesen lassen? Kein Ding: HIER AUF SPREAKER


0 Kommentare:

Das Grögaz-Syndrom

In mehr als angespannter Atmosphäre, diese gar nicht bemerkend, und wenn doch sie sogar genussvoll aufnehmend, quittiert der sich selbst als Alphamännchen ausgebende und wähnende Teilzeit-Choleriker jede wohl gemeinte Bemerkung mit selbstzufriedener Mine als Geste devoter Unterwerfung. Ohne Not Druck aufbauend – und irriger Weise im felsenfesten Glauben, seine stets üppigen wie zu hoch gesteckten Ziele in dieser naiven Weise nun doch erreichen zu können – gibt er den bemitleidenswerten Despoten, der auf dem Atemhauch der Angst seinem letzten Röcheln entgegen segelt.

Weiß dieser Mann, dass er die Nummer Zwei ist?

Realisiert er jene zum royalen Machterhalt von ihm selbst installierte Schlange an seinem Busen? Kennt er, der selber doch ach so fest an seine Fähigkeiten zu instrumentalisieren glaubt, die Regeln für sein eigenes, von Allmachtsfantasien beseeltes Spiel, welches er mitnichten als König, denn als – in der Tat – einflussreicher Läufer bewohnt? Wäre es nicht auf eine bedauerliche Art ein gutes Stück weit egal, hätte es eine Relevanz von jener Größe, die Persönlichkeiten, die gewiss zu seinen stets präsenten Vorbildern zählen in die Waagschale hätten werfen können, könnte es eine anhaltende und durchaus auch zu bewundernde Spur hinterlassen.

Doch auch wenn nicht jede Weiche im Leben, einmal gestellt und eventuell – wenngleich aus mitunter zweifelhaften Gründen – bedauert, sich ohne jede Korrekturmöglichkeit zeigt, so sind doch inzwischen dermaßen viele Abzweige genommen worden, dass eine Rückkehr zur Tugend inzwischen unmöglich geworden ist. Zu viele Leichen, zu viele Ängste, zu viele falsche Entscheidungen.

Dem Grögaz bleibt nur seine Paranoia zu pflegen und um sich zu schlagen. Schade drum? Im Prinzip ja, wenn es eben nicht schlicht so unendlich egal wäre.

0 Kommentare:

Die dringendsten politischen Sofortprogramme

3ste Programme die das Land am dringendsten benötigt:

1. Das „Ab heute wird zurück gekehrt“-Programm“


Wir benötigen einen Gottesbezug in den Leitlinien der Städtischen Abwassergesellschaften CDU/CSU-regierter Kommunen, damit wir nach – sicherlich unabdingbar dringlichen - Entsorgung der textlichen Ungereimtheiten innereuropäischer Statuten wieder zur ernsthaften und erwachsenen Politik ZURÜCK KEHREN könne.


2. Das „Begrün den Wahlentscheid“-Programm

Wir benötigen ein Redesign der sozialistischen Insignien wie roter Fahne (diese wird am Besten kunterbunt und klein-kariert, da kann sich dann jeder seine politische Richtung und Kleinkrämernische aussuchen), geballter Faust (in einem Mohair-Handschuh, damit man nicht mehr so doll Angst vor ihr haben muss, wenn sie denn doch mal gereckt wird) und arbeitsam wirkenden Blaumann (es fehlen hier einfach Dinge wie Handy-Tasche, Zigarrenkipplade und Werbeaufdrucken der Industrie auf dem schmalen Rücken).
So kann der zahlende Verbraucher, pardon, der Wähler dann viel besser BEGRÜNDEN warum er auch diesmal auf den letzten Metern wieder Gerhard Schröder über die Ziellinie getragen hat.


3. Das „Wahlfreiheit-statt-Wahlkampf“-Programm

Eine Entscheidung zur Mirwirdschlechtschreibreform vor Beginn des Wahlkampfes. Ansonsten müssen wir uns sowohl an den grauenhaften Anblick von gestrandeten Greenpeace-Booten vor den Wahlkampfzentralen der Parteibüros gewöhnen, wie an Wahlfischsuppe zur tranigen Zeit des Stimmenzählens an den Urnen, wo japanische Emigranten lächelnd speisend, die aschfahlen Wählerentscheidungen, wie doppelte Kreuze oder lustige Randbemerkungen auf den blutigen Wahlunterlagen (besonders beliebt sind hier die Kiemen oder die gewaltige Flosse) als ungültig wegwerfen.



3 Überflüssigkeiten die unabgeschafft das Land dem sicheren Untergang weihen:

1.
Die Missachtung physischer Merkmale, wie Gesichtsausdrücke oder Frisuren vor der Entscheidung sich für ein öffentliches Amt wie Bundeskanzler(in), Pa(ä)bst(in) oder Leiter(in) der Bundesagentur für Arbeit zu bewerben. Chronisch hängende und damit unverblümt zur Schau gestellten Negativismus ausstrahlende Körperteile wie Wangen, Backen, Augenlider (wir sollten öfters wieder welche in der Schule singen) oder Nasenspitzen müssen aus dem öffentlichen Bild herausgehalten werden. Das ist ja sooo wichtig für die Psyche der Gesellschaft (manchmal hilft selbige den erstgenannten Menschen bereits zum temporären Ausgleich ihrer Defizite).


2.
Das Rechtsfahrgebot auf deutschen Autobahnen, sowie in der deutschen Innenpolitik. (Feel free to regier, Mr. Chancelor.)


3.
Die unsäglichen „Spielen Verboten“-Schilder von Bundesumweltminister Jürgen Trittin in öffentlichen Grünanlagen, die unseren natürlich komplett hyperaktiven und zweifelsfrei hochintelligenten Nachwuchs jeglicher Chancen berauben, sich mittels des Baus von Testreaktoren zur Haarpaltung (Ziel Energiegewinnung durch den strahlenfreien Ausstoß von Worthülsen) oder des großflächigen Anbaus genetisch veränderten Hanfes (Raus mit den Nährstoffen, rein mit 100% THC), auf europäischer Ebene in Sachen Pisa endlich zu rehabilitieren.

0 Kommentare:

Traumkabinett für Deutschland

Wäre die Bundestagswahl 2005 eine gerechte gewesen, säßen wir heute nicht dermaßen in der Scheiße wie es der Fall ist und SO hätte das Kabinett ausgesehen:

Es ist erschreckend, dass das „Kollegium, welches die Geschäfte der die Regierung bildenden Minister einschließlich des Regierungschefs führt“ nach einem deutschen Qualitätswein mit Prädikat benannt ist, dessen Mindestanforderung 73 Grad Öchsle beträgt. Kein Wunder also, dass weinerliche Geister wie Clement sich hier weinsteingleich sedimentieren konnten.

Der junge Kabinett-Jahrgang der Regärung 2005 entkorkt sich demnach auch als eine hochprozentige Auslese deutscher Spitzenpamphletiker:


Bundeskelterer
Direkt in der Nähe des Brandenburger Weintores residiert ab September 2005 im Bundeskeltereramt der ausgewiesene Branchenkenner Harry Weinfurt als 8. demokratisch gewähltes deutsches Staatsoberhaupt seit der Weinmarer Republik - bekannt aus seiner Show „Der Wein ist Weiß“ - der in einem Barrique vor den Toren der Stadt Leerdam geboren wurde und Insidern seither als Erfinder des symbiotischen Verzehrgebotes von Wein und Käse gilt. Kein anderer würde derart sein Etikett wahren, angesichts sozialer Kelterei, wie sie derzeit vorherrscht.

Bundeswinzer für Verkehr, Weinbau- und Kellereiwesen
sollte nach Minister Stolper eigentlich Harald Juhnke werden, der als Garant für die Abschaffung der unseligen Vermouth-Gebühr galt. Nach seinem ebenso wie die Wahlen vorgezogenen Tod jedoch kann nur noch der im Sternbild der Reblaus geborene Gerhard Meyer-Amselfelder, aus der DFB-Winzergenossenschaft Kaiserstuhl, diesen Posten optisch adäquat besetzen. Seine Nase ist so burgunderfarben wie die längste Rotphase einer Ampel, seine Haut grauburgunderfarben wie die Großbaustelle am Potsdamer Platz zu ihren staubigsten Zeiten und sein Gesicht so großporig und geräumig wie ein 12-Gewölbe-Weinkeller. Dem Mann mit dem Weinglasauge kann man so schnell keine Bärenauslese aufbinden.

Bundeswinzer für Gesundheit und soziale Sicherung
wird dank jahrelanger Glottertaler Hanglage Dr. Klaus Trinkmann, Senior-Chefarzt der Schwarzriesling-Klinik, weil kein anderer derart geklont mit dem aus Rebenholz gedrechselten Korkenzieher an der Zahnwurzel des torkelnden Sozialstaats herumprockelt. Unter der rigiden Hand von Dr. Trinkmann werden bösartige Tröpfcheninfektionen und Viruserkrankungen wie die Weinblattern, die von der gemeinen Schnapsdrossel übertragen werden, der Vergangenheit angehören.

Bundeswinzer für Bildung und Forschung
In den vergangenen Jahrgängen fiel gerade die Lese der Deutschen bei der PISA-Studie doch eher kümmerlich aus. Die Messweinlatte lag einfach zu hoch für unsere weinkrampfgeschüttelte Jugend. Im Weinstein-Jahr jedoch zeigt sich Robert Atzorn, bekannt aus - und weitreichend vorgebildet durch - die bildungspolitischen TV-Serienhighlights „Unser Lehrer Dr. Schluckspecht“ und „Kanzlerbrand“, als edelstes Tröpfchen im Kabinetts-Schrank und bringt Kreutzen und Panschen als feste Punkte auf die Tagesordnung zurück.

Bundesaußenwinzer
wird der Eisweinexperte Reinhold Messner. Kein anderer hat sich derart weit draußen für die Züchtung von sauerstoffarmen Rebsorten wie „Yetitaler Wackelbild“ oder den „Tibeter Höhenkoller“ eingesetzt wie er.

Bundesinnenwinzer
wird Gus Bacchus, der singende Boxbeutel. Dereinst bekannt für politische Lieder wie „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“, in dem er Konrad Adenauer schamlos portraitierte oder das nachkriegswohlstandskritische Antidrogen-Lied „No Bier, no Wein, no Schnaps“, sowie „Bohnen in die Ohren“, in welchem er die grüne Regärungsbeteiligung bereits in den 60ern vorwegnahm, ist die Idealbesetzung für das Mysterium des Inneren, kennt er doch die Freuden des Sinnestaumels schon aufgrund seines dionysischen Namens wie kein Zweiter.

Bundesfinanzwinzer
wird der mit 54 Promille bei einem Casting knapp ins Amt gevotete Dieter Bohle. Bohle kann seit Jahr und Tag den Flaschenhals nicht voll kriegen und garantiert mit seiner topkapitalistischen „Nehmen ist Seliger denn Geben Haltung“ für ein Weinfass ohne Boden an steuerlichen Einnahmen.

Bundesjustizwinzer
wird mein Nachbar Jürgen, weil er als auf 3 Jahre Begärung Verurteilter wie kein Zweiter das Sieben der Trauben mittels Metallstäben in jahrelanger Knastgärung erforscht hat und zu wohlschmeckenden Erfolgen kam.

Bundesverteidigungswinzer
kann nur Olli Kahn werden, weil er selten einen im selbigen hat und somit stets jene nüchterne Klarheit versprüht, die das Land von seinem obersten Verteidiger erwartet.

Bundeswinzer für Wirtschaft und Wahrheit
wird der jüngst, aufgrund seines beeindruckenden permanenten Blutalkoholgehaltes zum Mitglied der 5 Wirtschafts-Ferderweißen vorgeschlagene Ulli Wickert, der den größten Teil seines journalistisch-recherchierenden Arbeitslebens für die Weinpresse in Wirtschaften verbracht hat. Nach einer erneuten Reform der Bundesagentur für Absinth dürfte keine Kehle mehr trocken und keine Wahrheit mehr unausgesprochen bleiben.

Bundeswinzer für Verdienerschutz, Vermehrung und Landwirtschaft
kann nur ein Mann mit unendlich viel Erfahrung auf dem Gebiet der Rebenpflege und ebenso vielen Öchsle im Stall sein. Hier sticht einem eine Lichtgestalt ins Auge wie Volkskammerpreismünze in Gold: Josef Ackermann, der Mundschenk der Deutschen Bank. Kein anderer umgibt sich offensichtlich mit derlei vielen erfolgstrunkenen Ochsen, die ihm zwar nach dem Mund reden, ihm denselbigen jedoch auch bei erhöhtem Champagnerpegel nicht der Peinlichkeitsvermeidung halber verbieten.

Bundeswinzer für Umwelt, Naturschutz- und Reaktorsicherheit
wird Uschi Glas, die zum Amtseintritt qua ihres Namens zum Schutz gegen die akute Weinbrandgefahr im Sommer aus Biergärten und Wäldern alle Gläser verbannen wird. Nachdem sie die Rolle für „Spritty Woman 2“ wieder an Julia Roberts verlor, hat sie darüber hinaus aus Langeweile auch noch die Zusatzqualifikation in Sachen Weinkernspaltung mittels Zusammenkneifen ihrer Wangenmuskulatur erworben und empfiehlt sich gutgekühlt für diesen Kabinettsjahrgang.

Bundeswinzer für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
kann nur ein Mann von internationaler Bedeutung werden, der sich angesichts des momentan tief im Hintern der Zusammenarbeit in Europa steckenden Korkens,
des Themas aus Berufung annähert. Prinz Charles, der trinkfeste Spross der weltbekannten „Winzer-Familie“ aus dem unterschätzten, da regentreichen Anbaugebiet England hat durch die beachtlichen Züchtungserfolge seiner Mutter an den possierlichen „Korkies“ eine Trumpfkarte im Spiel, die nicht zu schlagen ist.

Bundeswinzer für Familien, Nonnen, Knaben und Jungen
wird Pabst Benedikt XVI, bislang als Botschafter in Rom stationiert und dort für die Forschung an Weingenuss aus Römern zuständig. Als Experte für alles Verweingeistigte residiert er ab der Wahl-Lese im Kölner Dom Pérignon und führt als erste Amtshandlung das Pflicht-Abendmahl mit „Chateau Neuf du Pope“ im Bundestag vor und nach jeder Verkostungssitzung auch für von der Regärung ausgewiesene Randgruppen wie Nonnen, Knaben und Jungen ein.

0 Kommentare:

Politische Filmhelden

Wir schreiben das Jahr 2005 - das Jahr der Bundestagswahl kurz vor Angela Merkel.

Was wäre gewesen, wenn die großen Parteien keine Werbespots sondern Spielfimle gedreht hätten?

Ein paar Utopien:



Gerhard Schröder ist Käpt`n Ahab
in "MOBY DICK - auf der Jagd nach der roten Wahl"
Historien-Drama, D 2005

Inhalt:
Käpt`n Ahab (G. Schröder) zog vor drei Jahren gutgelaunt zum Wahlstimmenfang aus und wurde in einem erbitterten Wahlkampf auf`s Äusserste verstümmelt vom grauen Killerwal Edmund Dick. Nur mit einiger Mühe und einigem Glück entkam er der Wahl. Nun zieht der seit jenem Vorfall offensichtlich dem Wahnsinn verfallene und über Nacht nicht mehr ganz so tiefschwarze Haare tragende Käpt`n ohne erkennbare Not erneut in den Krieg. Diesmal gegen die pockennarbige Schwester jenes Wales, der ihn damals so grausam zugerichtet hatte. Wird Käpt`n Ahab gegen Angie, die Killerwalschwester und Enkelin des inzwischen völlig verkohlten Pfalzwales bestehen? Ist es nur das suizidale Anrennen eines verharzten Steuermannes, der gegen die eigenen Ängste und Pflichten und reißt er gar sein ganzes, für den Wahlkampf extra knallrot übertünchtes Boot mit in den Untergang?



Oscar Lafontaine ist Pinocchio
in „Pinocchio`s Rückkehr - Links vom Verstand“
Grusel-Tragödie, D/Saarland 2005

Inhalt:
Dem alternden, dabei stets – seinem Naturell entsprechend - etwas hölzern regierenden Laiendarsteller Lafontaine, wurde diese Rolle vorwärts auf den Windkanal getesteten Leib geschrieben. Wie schon vor 7 Jahren in „Pinocchio I“, greift die mittels Kompetenzüberschätzung und kybernetischer Egozentrik selbst gesteuerte Marionette (Lafontaine) mit geiferndem Blick zur Macht im Lande „Linkssylvanien, welches gerade an der Schwelle zwischen Basis-Demoskopie und Medien-Diktatur steht. Mit Hilfe einer Popu-List will er sich endlich seiner Widersacher auf der von ihm aus rechts gelegenen Seite des Landes entledigen. Dabei wird ihm jedoch auch dieses mal wieder der Fluch zum Verhängnis, den ihm sein geistiger Vater Gregor Gisetto in sein murmeleskes Hirn geschnitzt hat. Jedes mal wenn er lügt, wächst sein markantes, sehr geschickt in viele schattenrissartige Überblendungen mit eingebautes Gesichtsorgan in die Länge und überführt den Lügenbold so stets als das was er ist, ein von seiner Machtgeilheit dominierter Holzkopf. Die Story folgt einer wahren aber traurigen Begebenheit. Vorsicht: Nichts für schwache Nerven!



Guido Westerwelle ist Kapitän Nemo
in „20.000 Prozent unter dem Durchschnitt“
Fantasyfilm, D 2005

Inhalt:
Dieser Film vereint auf zauberhafte Weise die Mär vom uralten Menschheitstraum, über den eigenen Schatten zu springen und das schier Unmögliche zu leisten, sowie dabei extrem gepflegt auszusehen. Nemo, der Sohn (Westerwelle) eines tödlich verunglückten Fallschirmspringers sollte eigentlich in die Fußstapfen seines Vaters treten ist aber irgendwie anders geartet und beschließt der berittenen Gebirgsmarine „Abteilung Tiefseeforschung“ beizutreten. Auf einer von ihm geleiteten und ausschließlich von Männern begleiteten Expedition mit dem Unterseeboot Guidomobilautilus passiert das Unfassbare. Kapitän Nemo wird von einem 18-prozentigen Kraken derart gewürgt, dass jene Region im Gehirn abstirbt, die für die realistische Wahrnehmung zuständig ist. Fortan träumt Nemo von der Weltherrschaft und glaubt fest daran, dass irgendjemand sich für dieses Vorhaben auch nur im Ansatz interessieren würde. Gelb vor Neid auf andere komplett verstrahlte Parteisoldaten wie Leutnant Haider oder Commandeuse Unruh, die wenigstens von anderen mental minderbemittelten Scheintoten umgeben sind, macht er sich auf in seinen letzten Kampf. Als Partner in Schleim sucht er sich dabei ausgerechnet eine doppelköpfige Stimmen-Anglerin aus die selber nicht allzu viel merkelt. Das Drama nimmt seinen Lauf.



Otto Schily ist Bordcomputer „Otti“, Wolfgang Clement ist Astronaut Dave, Angela Merkel ist „der Angiolith“
in „2005 – Odysse im Wahlraum“
Sci-Fi Opus, D 2003

Inhalt:
Ein geheimnisvoller schwarzer Angiolith, der offensichtlich von Außerirdischen stammt, beeinflusst in schwarzgelber Vorzeit die Entstehung von Intelligenz und den Aufbruch der Menschheit in das Zeitalter der politischen Dissonanz. Jahrtausende später wird er von der Forschungsgruppe Wahlen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR entdeckt und lockt ein Forschungsraumschiff mit Commandant Dave (Clement) in Richtung Uckermark. Die Mission endet nach dem altersbedingten Versagen des semiintelligenten Bordcomputers „Otto“ (Schily) mit einer Katastrophe; der einzig überlebende Astronaut (wieder Clement) begegnet der außerirdischen Macht und erfährt eine kosmische Wiedergeburt als Superminister.

Stanley Kubicki`s fantastisches Kinoabenteuer vereint politische Utopie und kulturphilosophische Spekulation zu einem Weltraumopa von überwältigendem Ausmaß. Der kühne gedankliche Entwurf des Films (eine Entwicklungsgeschichte der Menschheit voller Skepsis und bitterer Ironie) wird mit nicht minder kühnen wahltaktischen Effekten (man nehme nur den innerhalb kürzester Zeit durchdrehenden und die krudesten Sicherheitsbestimmungen einführenden Bordcomputer „Otto“) und einer revolutionären Tricktechnik (alleine das Lächeln von Wolfgang Clement bekam einen Oscar in der Kategorie „Unmögliches“) realisiert, die das Genre des Science-Fiction-Films in den folgenden Jahren entscheidend prägen werden.

0 Kommentare:

Der Überlebenstrieb der Überbundesreagierung

Aus eiliger Not geboren, im Namen der Freiheit erkoren zum populären Fanal einer in kopfloser Panik schwimmenden autoadministrativen Chaos-Truppe. So dermaßen unter Notstrom gesetzt hat sich nur selten jener aufs Wesentliche fokussierte Geist gezeigt, den man in dieser stetig misslicher werdenden Lage herbeibeeten möchte, ungeachtet aller agnostischer Determination, denen man sich bislang so gerne ausgesetzt sieht. 

Was setzt man blanker Angst antgegen, die kopflosen Wesen entfleucht?

Wie überzeugt man Menschen, die bis oben hin voll sind mit Überzeugungen, die ein ganzes Leben in peinlich genauer Lobbyarbeit mantraartig dort hineinrodint hat. So täuschend echt und fast untrennbar nah an der Wahrheit - die um die Nutzungsrechte ihrer Bedeutung noch im handfesten Clinch mit der Wahrheit liegt - dass man ein Rasterelektronenmikroskop bemühen, oder zumindest Holmes und Watson beauftragen möchte,
die Lücke zu finden,
den Meißel anzusetzen,
das zementverkopfte Fundament wenigstens anzukratzen,
den Tubus zu legen,
um weniger verdichtete Luft in die Hirne zu pumpen, auf dass dies den Platz für den nötigen Nährboden schüfe, zumindest die Saat eines einzigen freien Gedankens zum Keimen zu bringen. 

Ob sie es wissen, dass sie so sind?
Weiß ich, dass ich nicht so bin?
Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Vielleicht wird meine Überzeugung von einer ähnlichen Scheuklappe beschirmt wie die ihre. Vielleicht reicht es aber auch aus, den Meißel einfach selber in die Hand zu nehmen.

0 Kommentare:

F.F.F.F. - Die Federal Frontal Fleapit Foundation - 1991

Die F.F.F.F. war der filmische Ausdruck einer sich dem Gedanken der völligen Freiheit verpflichteten Filmgruppe, die sich, der Totalverweigerung des Publikumserfolges bewusst, anschickten, kleine Meisterwerke des Independentfilms, sowie Mini-Epen von schier unfassbarer Sinnlosigkeit zu erschaffen.

Einer der Besonderheiten der F.F.F.F. war sicherlich die Tatsache, dass die Autoren und Ideengeber dieser gleichermaßen anarchischen wie politisch motivierten Filme stets auch die Hauptdarsteller waren. 

Neben einigen, noch immer unter Verschluss der Verantwortlichen gehaltenen, kurz nach Fertigstellung uraufgeführten Filmen, hinterlässt die Gruppe mehrere unvollendete, zum Teil nur in ungeschnittenen Rohversionen erhaltene Epen.

0 Kommentare:

Kirschwasser-Promotions 1991

DIY-Management in Sachen Punk & Anarchie

Ein typisches von vorneherein auf Kurzlebigkeit ausgerichtetes Projekt jener Zeit. Die Promotion-Agentur Kirschwasser-Promotions - benannt nach einem damals äußerst beliebten Getränk in der damals heftig frequentierten inoffiziellen Homebase von Vanishing Line, diversen Theater-Gruppen oder der F.F.F.F. "Kliems Kleiner Kneipe" - gründete sich im Prinzip ausschließlich um einen einzigen Auftritt der legendären Spontan- und Improvisationsbands KackRaids, Leck`n Ey und Art Garfunkel & His Skinny Norris zu veranstalten.

Das inzwischen wahrhaft legendäre Konzert der drei Kirschwasser-Promotions-Bands fand unter heute vielleicht seltsam anmutenden Umständen statt, was aber der sehr extremen Show des Top-Acts und dessen Forderungen geschuldet war.

Der Eintritt zum Konzert - die Location war der recht große Proberaum der Waverockband Friday Is Scrapped" - wurde nicht in Form von Geld erhoben. Die Besucher wurden, ganz im Sinne der radikalen Experimental-Einmann-Punkband KackRaids, aufgefordert, eine Dose Hansapils und eine Leberwurststulle mitzubringen, was dann auch alle taten. Die besondere Besonderheit jedoch war die Tatsache, dass auf Wunsch von KackRaids nur Männer zum Konzert zugelassen waren. Diejenigen die damals Zeuge dieses Ereignisses wurden, wissen auch heute noch gut, warum dieser auf den ersten Blick seltsame Wunsch des Künstlers mehr als verständlich war.

Den Anfang des Konzerts bestritt Art Garfunkel & His Skinny Norris, aka Holger Kliem (Ex-Vanishing Line, damals Sänger und Bassist von Friday Is Scrapped). Ganz im Stile des sendungsbewußten Singer-Songwriters gab er sehr persönliche Texte zum Besten, die das aufmerksame Publikum sofort in den Bann zogen. Unterstützt wurde er bei 2 seiner Songs spontan vom Friday Is Scrapped-Drummer Markus Sänger.
Den zweiten Anheizer an diesem Abend machte der Experimental-Noise-Corer Leck`n Ey, der es verstand das geneigte Publikum ausschließlich mit Basedrum, Crashbecken und Gesang zu fesseln. Leck`n Ey verband auf eine ungestüm unvoreingenommene Art sozialkritische Texte der Billy Bragg-Schule mit der Energie des frühen Hardcore. Bei seinem selbstbetitelten Megahit "Leck`n Ey" kam KackRaids auf die Bühne, um seinen Freund lautstark zu unterstützen und sich auf seinen Gig einzustimmen.

Von den Vorbands aufgeheizt fieberten die Anwesenden in dem inzwischen bereits sauerstoffarmen Clubraum dem Höhepunkt des Abends entgegen. Endlich betrat der optisch stets an den frühen Morrissey erinnernde KackRaids die - ganz DIY-Tradition - sehr flache Bühne. Aus rechtlichen wir jugendschutztechnischen Gründen dürfen die meisten seiner zahlreichen Hits, mit Ausnahme von "Wenn ich ein Vöglein wär" heute noch immer nicht abgedruckt werden, darum sei hier nur gesagt: er hat sie alle gespielt.

Bereits beim 2. Song wurde die eigens zum Stagediving bereitgestellte Apfelsinenkiste zahlreich angenommen. Während des fulminanten Konzerts, des sich selber auf der Basedrum untertützenden, singenden Gitarristen, kamen auch die Openerbands, sowie der Promoter auf die Bühne um gemeinsam den Ohrwum "Die chinesische Schubkarre" zu performen.

Es gehörte zur KackRaids-Philosophie, dass die Gitarre erst während des bereits weit fortgeschrittenen Gigs und dann auch noch im laufenden Song gestimmt wurde.

Das rund 40 Minuten anhaltende Dauerfeuer aus Singalongs, ruppigen aber messerscharfen Gesellschaftbeobachtungen und Hymnen, die noch Jahre später den Menschen geläufig sein und über die Lippen kommen sollten, endete in einem Knalleffekt der Showtechnik. Die Details wiederum sind in den Herzen der Anwesenden für immer verschlossen und dürfen aus personenschutztechnischen Gründen hier ebenfalls nicht abgedruckt werden.

Nach also rund 2 Stunden Leberwurststullen, exzessiven Konsums aller möglichen Genusswaren und Mitsingens, gingen die Konzertbesucher ermattet aber zufrieden ihrer Wege, wohl wissend, dass sie hier Zeuge einer in allen Belangen einmaligen Show geworden waren.

Direkt nach dem Konzert, unterbrochen von der Suche des plötzlich verschollenen Top-Acts, lösten sich alle beteilligten Bands des Abends, sowie Kirschwasser-Promotions mit sofortiger Wirkung im "Klim-Bim" in Witten unwiderruflich auf.





0 Kommentare:

Das Lanzebrechen im Zeitalter der großen Wahrheiten

Freunde. Lasst Euch doch nicht immer alles sagen. Versucht doch einfach mal Euch eine eigene Meinung zu bilden, wie Ihr es doch eigentlich immer vorhattet.

Und mehr noch: meint Ihr, es könnte Euch gelingen, diese Eure Meinung auch vehement vor Freund und Feind zu vertreten, ohne dass man Euch einfach ausknipst, wie es derzeit Usus ist, Euch umdreht, Euch des Geistes beraubt, den Ihr in mühevoller Kleinarbeit in Eurem Hirn verankert, gehegt und gepflegt habt? Seid Ihr Selbst genug, habt Ihr den Mut, das Durchsetzungsvermögen, die Kraft, diesen Geist? Ich selbst habe da so meine prägenden Erfahrungen gemacht. Daher habe ich große Bedenken und dennoch wünsche ich Euch alles Gute. Alles nur erdenklich Gute. Es profitieren ja alle davon. Auch ich. Ich bin nicht einmal sicher, dass ich nicht vielleicht nur aus diesem egoistisch motiviertem Grund das Wort an Euch richte. Aber, Freunde, es ist machbar. Das weiß ich aus Erfahrung, auch wenn es altklüger klingt, als ich mich geben sollte.

Leider wird aus unserer Konfusion niemals eine Kernfusion. Egal wieviel Druck und Körperwärme sich da auch aufbauen und zu was auch immer verschmelzen mag. Es bedarf leider weit größerer Anstrengung als der wohlfeilen und gewiss anzustrebenden Körperlichkeit, um diesen Kraftakt zu vollbringen. Konfusion ist absolut nicht schlimm, nur damit wir uns nicht falsch verstehen. Mein ganzes Sein scheint zwischen Konfusion und der ständigen Anstrengung, diese in ein begehbares und erlebbares System zu verwandeln zu pendeln.

Der Verlauf der kleinen Dinge ist - entgegen weitläufiger Meinung – wahrlich und zu meiner absoluten Bestürzung unwichtig geworden. War dies auch nicht immer der Fall, so ist in den letzten Jahren eine – paradoxerweise kleingeistige wie kleingestrige Tendenz festzustellen, die abgeleitet von der Größe der Ereignisse, ihnen ihre Bedeutung in der Geschichte als bloße Randerscheinungen zuweist. Das Amüsante daran ist eigentlich nur die Tatsache, dass sich selbst die explizit als solche ausweisenden kleinen Geister noch immer dagegen zur Wehr setzen, dieses zweifelsfrei verachtenswerte Faktum, als gegeben und unumstößlich anzuerkennen und die Risiken in dieser Tatsache zu erkennen.

Was die Konfusion und das ganze Kleinklein nun mit Eurer Meinung zu tun haben, fragt Ihr? Die Antwort kann ich mir in diesem Fall unfassbar leicht machen: Alles! Eure ganz persönliche Einstellung – nicht anders meine ganz persönliche Einstellung – bestimmen den Gott verdammten Lauf der uns alle umgebenden Gesellschaft und damit nicht zuletzt den – nehmen wir mal die 1. Welt (wo ist eigentlich die 2. Welt?) - der auf das Ausmaß eines Vorstadtkaffs zusammen geschrumpelten Welt. Wer meint keine Meinung zu haben oder bedauernswerterweise in der Tat keine Meinung hat, akzeptiert widerstandslos die Entscheidung anderer. Wer meint sich diese Haltung leisten zu können, hat leider eine absolute Teilschuld zu tragen an dem was mit ihm und mit mir passiert. Und hier nehme ich mir das Recht eine Meinung zu haben. Sauer zu werden, wenn Ihr so wollt. Auf weiche Ziele wie BILD, RTL II, Bohlen oder Volksmusik. Aber auch auf jene – das muss man ihnen durchaus lassen – medial ansatzweise geschulten Agitatoren in einer durchinszenierten Öffentlichkeit. Eben jene, die in Personalunion unsere Regierung spielen – pardon – bilden, als auch das Rollenmodell vorspielen, welches nachzueifern einer ganzen Generation von BWL-Studenten scheinbar per Immatrikulation vorgegeben das höchste Ziel ist.

Unpolitisch zu sein heißt heutzutage eben auch, die Politik derer mitzutragen, die einem das Leben nicht nur schwer, sondern zur Hölle machen. Und das bedeutet wiederum, den kompletten aus freien Stücken bewilligten Verzicht auf Jammern und Meckern. Natürlich möchte ich nicht jeden automatisch an den Pranger gestellt sehen, der den Bauern bei der Frauensuche voyeurisiert oder Schauspielerimitatoren im durchchoreografierten Teenie-Clinch an den Traumständen des Prekariat-TVs erträgt. Aber Betäubung, gleich welcher Couleur, macht eben gleichgültig. Und serielle Sedierung im fälschlicherweise so geadelten Free-TV macht eben zusätzlich auch abhängig. Es ist doch wunderbar, wenn man auf Menschen herab blicken kann, denen es noch schlechter geht als einem selber, die nicht merken wie man sie benutzt, die man belächeln und beklatschen kann, die man per Sofa basierter Spende an die Sendergruppe in einem Moment zum Star hochjubeln und im nächsten Moment in der GMX-Kurzmeldung höhnisch verlachen kann, wenn sie den vorprogrammierten und vom medialen Establishment unbedingt einkalkulierten Absturz hin zu dem vollführt haben, was sie eigentlich waren, nämlich nicht weiter erwähnenswert und leider viel zu leichtgläubig. Man möchte sagen, unvorbereitet.

Wenn man im Kleinen, im eigenen Verhalten nicht gewillt oder fähig ist, dem zu begegnen, was einem im Alltag – und das betrifft jeden einzelnen von uns unmittelbar und so persönlich wie es eben möglich ist – die Parameter vorgibt, soll heißen, den medialen Blendern, den staatsseitig absolut gewollten Dealern einer auf das Äußerste strapazierten Doofmannsunterhaltung nicht das Geringste, also wenigstens Desinteresse, entgegen zusetzen, gibt es wenig Grund zu murren oder sich zu beschweren. Ich möchte hier nicht einmal die fernen Beispiele heroischen Widerstands gegen totalitäre System bemühen, um das Loblied des Kleinen zu singen. Es reicht völlig aus, sich das eigene Desinteresse am ebenso eigenen Schicksal vor Augen zu führen. Sind wir nicht alle irgendwo Stammtisch erprobt, wenn es darum geht Politik zu kritisieren, Missstände anzuprangern, das eigene – scheinbar nicht hinnehmbare aber seltsamer Weise auch nicht zu ändernde Leid zu beklagen?

Egal ob wir unseren Kindern ein passives, obrigkeitshöriges Verhalten angesichts eines sowohl untermotivierten als auch überkapazitären Bürokratenapparetes vorleben; egal ob wir uns mit unseren Freunden nur noch über die debile Programmpolitik indirekt – da pekuniär dafür entlohnter – systemkonformer Hirnweichspül-Sender in Form inhaltsschwerer Diskussionen entladen; egal ob wir uns des öffentlichen Diskurses enthalten, wenn Themen, die uns unmittelbar betreffen das Gemüt der Öffentlichkeit bestürmen. Verdammt, es geht um das Kleine, es geht um das Winzige, es geht um den Moment, es geht um das Jetzt!

Aber was soll`s? Ist es nicht auch eine völlig freie Entscheidung, eine fließend aus sich selbst generierte Meinung, wenn man nichts sagt, wenn man nichts denkt? Ist es nicht das Recht eines jeden, sich der öffentlichen Diskussion zu enthalten, sich ins Private zurückzuziehen? Aber sicher doch. Nur nehme ich dann in Kauf, dass andere für mich das Öffentliche entscheiden. Dass andere für mich das entscheiden, was mein Leben bestimmt. Und hier, liebe Freunde, hier haben wir nun alle die Wahl. Wir haben die Wahl, für das was wir wollen einzutreten, oder zu akzeptieren, dass da jemand ist, der für uns entscheidet. Und dummerweise ist das mit Sicherheit nicht wirklich das, was wir selber wollen würden.

Wenn wir denn etwas wollen würden.

Wollen wir?

Versuchen wir doch einfach mal, uns eine eigene Meinung zu bilden, wie wir es doch eigentlich immer vorhattet. Wisst Ihr noch?

0 Kommentare: