So bin ich das Hin und das Her bin ich auch

Im Schreiben das Denken gewissend verlängert,
     Den ein oder andren Gedanken befreit,
Die Pfosten in Philo und Sophie gehämmert,
     So sind wir vor Stumpf- und auch Dumpfsinn gefeit.

Mag sein, dass die ein oder and`re Idee sich,
     Entfaltet des Schmetterlings Flügelschlags gleich,
Wahrscheinlicher ist doch, dass über den Klee sich,
     Die Hybris gar selbst lobt, in Hirnen so weich.

So bin ich das Hin und das Her bin ich auch,
     Ich steh` nicht nur mir, auch dem Geist auf dem Schlauch,
Sogar denkend verlier` ich das Maß dieses Verses,
     Und schreibend zieht`s bitter durch Herz und durch Bauch.

Verloren zu sein, verliert hier jeden Schrecken,
     Das Schreiben an sich ist voll Wissen allein,
Es kam über uns und es wird stets vollstrecken,
     Was Denken hermetisch niemals kann sein!


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Der gemeine Schläfer - oder wie ich sogar in Twitter mal mit meiner Menschenkenntnis auf die Schnauze fiel

Gerade diese Woche - gestern - hat es sich wieder einmal gezeigt: Du liest den Dingen nur vor den Kopf. Tragischerweise in diesem Fall gerade auf Twitter. Jenem Medium, welches ich nur allzu gerne als DAS Ding hochjubele. Als DIE Plattform, die ich bitte als letzte von allen abgeschaltet sehen möchte. Aber das ist nur normal, treibe ich mich hier doch intensiver und öfter herum, als sonst wo. 

Einer meiner Follower, dem ich seit gewiss über einem Jahr ebenfalls folgte, der auch nicht wirklich hundertprozentig das schrieb, was ich unbedingt hätte lesen wollen, aber tolerabel und mitunter witzig war, meinte einen meiner morgendlichen Tweets, geschrieben nach Genuss der Morgennachrichten, auf politische Korrektheit untersuchen zu müssen. Ich war der Meinung, dass "der Deutsche an sich" (diese Formulierung spielte dann die korinthenkackende Hauptrolle) "Flüchtlinge scheinbar mit Kriminellen verwechseln" würde.

Ich kann ja sehr gut damit leben, wenn man mir die unzulängliche Verallgemeinerung dieser Aussage ankreidet und darauf hinweist, dass es auch andere Deutsche gibt - abgesehen davon, dass ich dieses ja sehr genau weiß, da ich selber ja nun auch arg anders denke. Nun kam mir der besagte Twitterer aber derart aggressiv und mit einer schnell deutlichen Tendenz, dass mir ob der Tatsache, dass ich diesen Menschen bisher nur als Komik-Account wahrgenommen hatte, arg schlecht wurde angesichts seiner politischen Überzeugung.

Ich bin nun einmal so, ich kann kaum anders, also habe ich ihn in einer etwa 90 Minuten dauernden Tweetschlacht versucht zu überzeugen, was meine Intention hinter meiner Aussage "der Deutsche an sich" gewesen ist - oder habe ich vielleicht eher versucht nicht wahr zu haben, dass ich hier schon sehr lange einem gut getarnten, aber nichts desto trotz übel rechts verorteten Twitterer gefolgt bin, den ich schlicht als - wenn auch simplen - Clown wahrnahm? Nun ja, nachdem er mir dann in immer kürzer werdenden Intervallen und beständig härter werdendem Ton vorwarf, einer dieser "ekelhaften linken Gutmenschen" zu sein - in seinem Kosmos offensichtlich ein gaaaanz böses Schimpfwort - beschloss ich dann doch unsere Bekanntschaft in die nahe Zukunft gerichtet temporär zu begrenzen und ließ das Ganze verbal etwas auslaufen.

Dies veranlasste ihn natürlich dazu, immer weiter nach zu treten und mir - wie beim "Leben des Brian" - eigentlich aus jeder meiner weiteren Aussagen, einen Beweis für seine Rechthaberei zu finden, was dann aber auch schon egal war. Ich war gar nicht mal enttäuscht über ihn - schließlich verhielt er sich ja so, wie es diese latent rassistischen, Pegida angehauchten Menschen nun einmal tun, wenn sie sich im Recht wähnen.

Ich war wütend auf mich, dass ich nicht ab und an einmal zwischen den kalauernden Zeilen gelesen und meine Schlüsse über diesen Menschen gezogen habe und ihm entfolgt bin. Vielleicht ist das, was man bewusst lesen kann, doch begrenzt. Vielleicht muss man seinen Kosmos kleiner fassen. Aber im Grunde will ich das gar nicht. Ich möchte Vielfalt, ich möchte Auswahl, ich möchte Meinung.

Aber in diesem einen Fall war es dann am Ende dieser erleuchtenden 90 Minuten doch ein Leichtes, den Unfollow-Button zu drücken. Und im Gegensatz zu ihm, werde ich nie mehr sein Profil anklicken. Immerhin schaue ich dann nun doch noch genauer hin, wen ich lese.

Und was Euch Guten und Aufrechte betrifft, Euch Offene und Freiheitsliebende, Euch Pluralisten und Demokraten, Euch Utopisten und Humanisten, Euch Menschenfreunde und Fantasten, ich liebe es Euch zu lesen - schön Euch hier gefunden zu haben! 



Wir zählen Punkte, keine Leben!

Der Newstag begann mit einer so lustigen wie egalen Randnotiz: Der HSV wird - zumindest in den nächsten 15 Minuten - von Bruno Labbadia trainiert werden. Dann kam die traurige Nachricht, dass Klaus Bednarz, einer der wirklich großen und großherzigen Journalisten gestorben ist. Die Stimmung kippte sogleich ins Minus.

Dann aber die Nachricht, die beinahe alle Titel, Newsbreaks und Schlagzeilen an diesem Tag beherrschen sollte: Jürgen Klopp bittet vorzeitig um Vertragsauflösung bei Borussia Dortmund! Argh! Das sitzt. Ich - als BVB-Fan - werde sogar von Schalkern bedauert und beinahe alle um mich herum, sehen sich entweder die Pressekonferenz an oder googlen ein paar Hintergründe, um hier mitreden zu können. Aktienkurse fallen, man lechzt nach einem postnachrichtlichen Brennpunkt.

Ich gestehe, ich habe einen Klopp - pardon - eine Klopps im Hals, denn ... aber alles was nun kommen könnte, ist scheißegaler Fanpathos. Denn parallel zu diesem Sportereignis findet im Mittelmeer ein weiteres Drama statt. Ein wirkliches Drama. Eines, das heute mindestens 400 Menschen das Leben kostet. Das Leben! Sie sterben. Ein von Libyen aus gestartetes Boot kentert und namenlose, wie ungezählte Flüchtlinge ertrinken in dem Meer, das uns Jahr für Jahr zum Sommerurlaub die schönsten Strände offeriert.

Und was tun unsere von uns boulevardisierten Medien - leider auch jene, von mir in der Tat als den Qualitätsjournalismus aufrecht erhaltend angesehenen Zeitungen, Sender, Stationen - an diesem Tag? Sie berichten von Jürgen Klopps - absolut ehrhafter - Entscheidung. Und von beschissen egalen Aktienkursen. Und warum tun sie das? Weil wir, wir, wir, weil wir alle darüber lesen, sinnieren, weinen und schimpfen möchten. Weil wir nichts davon wissen wollen, auf wessen Kosten wir leben, wie andere Menschen (ja, Menschen) leben müssen auf dieser Welt. Wie Menschen verrecken, nur weil sie nicht leben und sterben wollen, wie man halt so stirbt als Mensch jenseits unserer Möglichkeiten in Europa.

Schuld trägt hier natürlich nicht Jürgen Klopp, Schuld trägt hier kein Journalist, Schuld trägt hier kein Sender, kein Medium. Schuld trägt hier nicht einmal das eitrige Furunkel der Journalistengosse, die BILD. Die Schuld tragen wir! Die Masse, die Mehrheit der Leser, Zuhörer, Zuseher und Surfer! Wir alle - immer in der Masse gesehen - wollen es so! Wir wollen genau das sehen, was man uns hier präsentiert. Wir wollen ja scheinbar sogar das Dschungelcamp, Newtopia und Retortenmusik. Es ist nicht mehr und nicht weniger als Angebot und Nachfrage! Und wir, wir - verdammt noch mal - WIR sind der Markt, wir bestimmen, was uns vorgesetzt wird.

Und offensichtlich sind wir ein reicher, tumber, ungebildeter, rassistischer, nationalistischer, sexistischer, egozentrierter Markt. Wir sind der Mob. Wir sind Klatschvieh. Wir sind eine Klickrate. Wollen wir das wirklich sein?

Meint Ihr nicht auch, langsam, so ganz, ganz langsam reicht es mal mit Oberflächlichkeit? Habt Ihr nicht auch so ganz langsam das Gefühl, dass es an der Zeit ist, die Krallen auszufahren und die eigene Marktmacht einzusetzen?

Meint Ihr nicht auch, es reicht?


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Eine Wahrheit

Jemand den ich mal zu kennen die Ehre hatte, sagte mir, wir müssten heute für unsere Erinnerungen von morgen sorgen, sonst hätten wir nichts zu erzählen.

Er hatte uneingeschränkt Recht.


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Ich glaube, wir sind jetzt unsterblich

Ich schrob hier bereits vor vier Jahren, genau am 26. März 2011, zu Zeiten der Veröffentlichung der "Laut/Leise"-EP "DAMOCLES" über meine wunderbare Kapelle PORTER. Damals bezeichnete ich mich als positiv besessen und war überglücklich, dass ich ein Teil dieses seltsamen Gebildes sein durfte.

Heute, im April 2015, ist es an der Zeit, die Vergegenwärtigung dieses Glück einmal mehr aufzufrischen. Auch Revuen müssen passiert werden wie Tomaten. Nachdem wir 2012 ein äußerst erfolgreiches Crowdfunding hingelegt hatten, waren wir 2013 in der Lage, nach über 10 Jahren des Bestehens dieses Aggregatzustandes namens PORTER, also 4 veröffentlichter EPs, unzähliger Konzerte und tausender absolut geiler Momente endlich unser erstes vollwertiges Album "WOLKENSTEIN" aufzunehmen.



Allesamt musikalisch auch vor PORTER nicht unbeleckt und durchaus - ich zitiere Danny Glover alias Roger Murthaugh in Letheal Weapon - "schon zu alt für diesen Scheiß",  starteten wir mit "WOLKENSTEIN" so eine Art zweiten Frühling. Der Elan war zurück, den Arsch hoch zu kriegen, die Ideen für geile Songs flogen uns plötzlich wieder sogar unter Zeitdruck zu und mit dem Umzug in unser ehemaliges Stammstudio als ständigen Proberaum machten wir einen verdammt wichtigen Schritt hin zu einer lebenswerten, gemütlichen und kreativen Homebase im Herzen des Dortmunder Nordens.

Alles war schön, alles war gut. Dann, kurz nach einem Akustik-Gig im April 2014, traf uns ein sehr persönliches Ereignis wie aus heiterem Himmel und schoss uns erst einmal aus allen Umlaufbahnen, alles was war, alles was wir hatten war plötzlich egal, alles was wir als wichtig empfanden, war genau das aus gutem Grund eben nicht mehr.

Wir haben auf unseren CDs immer schon den Verweis gehabt, dass PORTER Christian Schwarz, Lars Daum, Frank Stewen, Volker Fabiunke und Markus G. Sänger sind, waren und immer sein werden. Und auch ohne dass wir diese berühmten fünf Band-Freunde sind, ist es doch immer klar gewesen, dass diese Band in dem Moment aufhören würde zu existieren, da einer von uns - egal wer - nicht mehr dabei ist. Da spielt es keine Rolle, ob höhere Gewalt im Spiel ist und ein Fünftel auch ohne seinen Willen plötzlich weg wäre.

Die Wahrheit dieses Statements hat sich uns allen im letzten Jahr schmerzhaft gezeigt. Es stand kurz vor knapp, dass diese Band aufgrund der Ereignisse Geschichte gewesen wäre. Machen wir es kurz - es ist nicht so gekommen, und das ist alleine der Kraft eines Menschen geschuldet, der in diesem Jahr mehr Eier bewiesen hat, als es nötig sein sollte.

Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass wir nicht unbedingt jedes Jahr 50 Gigs mehr spielen müssen, um das was uns bewegt, das was wir so lieben leben zu lassen. Wir müssen uns nicht beweisen, dass das, was wir da haben gut, sehr gut ist. Viel zu viele, im Grunde sogar die meisten von den Musikern, den Bands, die einmal mit uns angefangen haben, gibt es heute nur noch als Erinnerung. Wir hingegen haben irgendwann beschlossen, dass es uns aus einem guten Grund gibt. Und dieser Grund sind wir fünf. Dieser Grund sind die Songs, die uns zufliegen. Dieser Grund sind die Menschen, denen diese Songs etwas bedeuten.

Etwas, das es für uns besonders wertvoll macht ist, dass wir lebendig sind. Wir sind relativ klein, wir sind relativ unbekannt, wir sind definitiv Underground. Wir sind aber im Gegensatz dazu auch völlig (!) unabhängig, wir sind auch stolz, wir sind vor allem allesamt Fans von guter Musik, und wir sind damit in erster Linie künstlerisch eins: glücklich! Und wir haben Bock!

Das letzte Jahr hat einfach mal wieder gezeigt, dass nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, wirklich planbar ist. Im Grunde eine dieser schmerzhaften, aber heilsamen Lektionen, die einem wieder zeigen, was wichtig ist. Wenn dies denn nötig wäre. Denn wir wissen was uns wichtig ist. Aber im Vergleich zu dem was Menschen zustoßen kann, ist diese Band, so sehr ich sie auch liebe, eben einfach scheißegal.

Und so stehen wir hier - April 2015 - und werden am 16. Mai unser erstes Konzert seit über einem Jahr spielen. Und es fühlt sich so unsagbar gut und richtig und - jetzt zitiere ich sogar Frau Merkel -  alternativlos an.

Im Grunde wollte ich hier nur einmal mehr sagen: danke! Danke, dass ich dieses Glück habe, Teil dieser Band zu sein! 

Und ja: wir sind jetzt unsterblich, denke ich. Wir werden so lange da sein, wie es sein soll. Und es war jeden Meter, jede Sekunde wert!

Ich - ganz persönlich - bin sehr glücklich!
Und obschon wir fünf unfassbar unterschiedliche Menschen sind, mit fünf unfassbar unterschiedlichen politischen Ansichten, musikalische unfassbar unterschiedlichen Geschmäckern - oder gerade deswegen (?) - will ich, dass wir noch ganz lange da sind, viele Meter, viele Sekunden!



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Hier noch ein Miniinterview mit Philipp Kersting für Radio Ennepe Ruhr anlässlich des Gigs im Treff an der WerkStadt am 16.6.2015

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Unser Phoenix-Gig!

































Am 16. Mai 2015 hat das Warten ein Ende. Wir sind zurück nach langer, viel zu langer Pause!
Zusammen mit 10POINTS5, DOC HP und LORDS OF BOOM spielen wir im Wittener TREFF an der WerkStadt beim "Metal For Mercy".

Geboten wird - entgegen des metallischen Titels - neben unserem Progressive Alternative Rock auch No Fi Punk, Deutschrock und Alternative Rock.

Einlass ist 18:30 Uhr - los geht`s um 19:00 Uhr. Eintritt schmale 5,-.

Wir reuen uns auf Euch!
Eure freundlichen PORTERs von nebenan.

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