Ohne Macht

Trauer ist ein Zustand, den man nicht beschreiben kann, ohne dass man den eigentlichen Kern außer acht lässt. Trauer kann man nur fühlen und erleben. Trauer muss man ausleben und ich glaube man kann sie nicht teilen. Geteiltes Leid ist ein Mythos. Trauer ist auch Wut. Über die Welt, die im allgemeinen unfair ist, über sich selbst, der man die Chance etwas zu sagen verpasst hat, über das Ungreifbare.

Trauer ist reine Ohnmacht.

Aber Trauer ist auch ein perverser Appell an sich selbst etwas zu ändern. Sich selbst zu reflektieren. Und den Arsch hoch zu kriegen, sei es für den Verlust, oder für sich selbst. Trauer lähmt kolossal und Trauer tritt Dir in den Arsch, wie nichts Vergleichbares. Gewisse Gedanken verbieten sich plötzlich von vorneherein, weil sie der reine Hohn wären. Andere drängen sich in den Vordergrund und wollen bleiben. 

Was mich angeht, das dürfen sie gerne.


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August-Pamphlet Teil 1

Ich denke, glaube, bin im Ernst überzeugt zu wissen, dass es unter allen kreativen Menschen auf der, sich den Luxus um so etwas Nebensächliches, da nicht vordergründig  Lebenserhaltendes kümmern zu könnenden, Welt einen wesentlichen Teil – bestimmt gut die Hälfte – gibt, die essentiell arbeitsscheu sind. Und ich spreche hier nicht von Architekten, Werbern, sonstwie gedacht oder gewollt Gebrauchskreativen, die sich das Leben mit dem existenziellen Zwang zur Hölle machen, einem tumben und nicht ansatzweise nach Genius verlangenden mobartigen Markt, verkaufsfertige Ideen liefern zu müssen. Es geht mir nicht im Entferntesten um jene, die ihr Geld, ihren Lebensunterhalt mit dem Generieren von Ideen verdienen, die man in Perfektion zum Ankurbeln der regionalen, nationalen, globalen, ja von mir aus dereinst multiplanetaren Geldmaschinerie  nutzen und missbrauchen kann.

Ich möchte eine zittrige, aber aufrechte Lanze brechen, für jene Freigeister, die im fahlen Zwielicht einer flitterigen RGB-zerschredderten Dokusoap auf schmuddelig abartigen Sendern, welche den Erstgenannten ihren Lebensunterhalt auf gleich zweierlei Arten erhalten, nur unzureichend und milieugerecht beleuchtet werden.

Wie oft wird der, wider besseren Wissens, hässlich verliftete Mundrest – so weit noch möglich – art- und standesgerecht verzogen, über diejenigen, die an der eigenen Wand zum über Umwege bezahlten Hängen gekommen sind. Wieviele Menschen schmücken sich, niemals vorhandenes Wissen und einen niemals zu erreichenden kulturellen Stand vortäuschend, verbale Dissonanzen nicht nur erzeugend, sondern auch mangels Gegenwehr enervierend und über seines Gleichen multiplizierend in die Welt tragend, mit der persönlichen Bekanntschaft dieses unfassbaren Genies, welches der Kunstwelt doch ach so viel zu geben habe, sich selber jedoch niemals von seiner eigenen, schicksalsbehafteten und somit kunststiftenden Biografie wird lösen können. Die Tragödie einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung ist nach wie vor einer der besten Aufhänger für nicht weiter das Ego belangende Gespräche in einer Gesellschaft, die nichts Höheres gelernt, nichts Geileres kennen gelernt hat, als das monumentale, totale, persönliche Scheitern eines Individuums zum höchsten Gut zu stilisieren. Was gibt es Schöneres, Erbauenderes und vor Allem Sichereres, als einem anderen aus sicherer Entfernung zuzusehen, als zu applaudieren, dem beinahe beneidenswerten, da in naher Zukunft berühmten, im Optimalfall sogar unsterblichen Delinquenten gar in gespielt devoter Zuneigung zu huldigen, wie sich dieser in hilfloser Agonie seines schlicht um Existenz bemühten Tuns abrackert, seine Profession in Übereinstimmung mit einer adäquaten
Überlebensart zu bekommen.

Maler, Zeichner, Schriftsteller, Musiker, Bildhauer – alle sich selbst Ausdrückenden, Ihr Innerstes zu Äußerst Kehrenden, ihrem ganz persönlichen Drang nach Ausdruck ihrer noch viel persönlicheren Freiheit und Gefühle Strebenden – alle Künstler im Wortsinne, welchen unsere Gesellschaft durchaus diesen scheinbar privilegierten Namen - man muss sagen diesen vorsätzlich erhabenen Status – in ihrer ureigensten Gnade und Großzügigkeit zugesteht, sind hier auf eine Art, einem gefühlten Stand vereint, der sowohl ihren bipolaren Status in einer schizophrenen Gesellschaft, die zwar der sie dokumentierenden und kritisierenden Kunst bedarf, nach ihr als bleibendes und erhebendes Element dürstet, aber genau so viel Abstand von ihr nimmt, wie die Norm es gebietet, um die Kunst erst als Kunst anerkennen zu können, als auch ihre Protagonisten in einer Art verdammt und gleichzeitig voyeuristisch, absolut um ihre vermeidlichen Freiheiten beneidend beobachtet,    
dass ein in diesem bürgerlichen Umfeld normales Leben – nach dem auch Künstler mitunter dürsten – kaum oder gar nicht mehr möglich ist.

Paradoxerweise bin ich überzeugt davon, dass es eben nicht die Tatsache des Ausgestoßenwerdens ist, die Künstler in Scharen zu Anhängigen von Drogen unterschiedlicher Couleur macht – nebenbei für die Gesellschaft in ihrer Masse erwähnt, nicht ansatzweise zu verwechseln mit Abhängigen. Der anerkannte oder selbstbestimmte Pariah kann bestens ohne Drogen auskommen, hat er doch die Anerkennung der Massen, kritisch oder schlicht konsumierend – wobei erfahrungsgemäß erstere elitär-schwachsinniger, letztere breiter aber nicht weniger schwachsinnig, wenigstens in Bezug auf Kunst ist.

Es ist die anfänglich genannte Scheu vor Arbeit.
In der Tat hat wohl jeder kreative Geist unendliche viele kreative Ideen. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Quasi immer.

Kaum eine – immer auf die Masse gesehen (die mitunter auch aus 3 meinungsbildenden Kritikern bestehen kann) – dieser Ideen wird jedoch tatsächlich genutzt, soll heißen umgesetzt, verarbeitet, verwirklicht, erlebbar gemacht. Kein wahrhaft kritischer, insbesondere selbstkritischer – und mit den Mindestanforderungen an einen reflektierenden Menschen gesegneter, unabhängiger Geist, wird beispielsweise einem lediglich von Geltungssucht, gepaart mit einem übersteigerten Ego und der nachvollziehbaren Tendenz zum eigenen Überleben mittels Einsatz seiner beschränkten Mittel getriebenen „Künstler“ wie Jonathan Meese unterstellen, an einem Übermaß an Inspiration oder Wahrhaftigkeit zu leiden. Hier muss nichts raus. Hier will ein Individuum überleben, hat verstanden, wie man es wahrnimmt und spielt das Spiel mit. Und das funktioniert wunderbar. Das Individuum lebt, die Idee ist tot, oder auch niemals in die Reichweite einer Geburt geraten.

Der Künstlertypus über den ich hier spreche, ist von einer ganz anderen, durch und durch triebgesteuerten Art. Ihm wohnt eine Fähigkeit – welcher Ausdrucksart, welcher Kunstform sie auch immer sei –  inne, gepaart mit der unbändigen Lust diese ausdrucksstark auszuleben; sich nicht durch den ungezügelten Ausdruck seines Schaffens ein sorgenfreies Leben in finanzieller Unabhängigkeit zu verschaffen, sondern schlicht zu überleben, indem er sich ausdrückt; die Barriere zwischen der permanenten – und ich meine permanenten im Sinne von immerzu existenten und drängenden – Gedanken- und Ideenebene zu überwinden; die eigene Faulheit in den Schatten zu stellen.

Und genau an diesem Punkt kommen die – wie auch immer gearteten – Drogen ins Spiel. Fälschlicherweise ist die allgemeine Wahrnehmung, dass Musiker, Maler, Künstler im Allgemeinen zu Drogen tendieren, weil sie den Kick bräuchten, die Visionen, die körperfremde Substanzen ihnen erst ermöglichen. Ich behaupte reinen Gewissens und freien Herzens, etwas anderes. Die meisten Getriebenen, die Majorität der Künstler – so wie wir sie bezeichnen, kategorisieren und abstempeln würden – wie ich sie kenne, braucht und benutzt die Drogen, sei es schlicht und im überwiegenden Maße der Alkohol, als auch Gras oder im seltensten Falle Schlimmeres, für genau einen Schritt. Nicht um Ideen zu finden – was zumeist ein völlig schwachsinniger Weg ist. Nicht um sich von seiner Umwelt abzugrenzen oder gar in andere Sphären abzutauchen. Es ist um ein Vielfaches simpler, pragmatischer und entmystifizierender:
Die meisten Künstler benutzen die Drogen, um anzufangen zu arbeiten. 
Um den ersten Schritt zu machen, mitunter belanglose Vorarbeiten zu beginnen.
Um das oft wahrhaft langsame Vorkommen spannender, lustvoller zu gestalten, die eigentliche Arbeit im Wortsinn vorzubereiten und in handwerklichem Sinne den Grundstein für das große Ergebnis zu legen.

Eben: Um den Schritt vom schlichten, ungreifbaren Gedanken – den wir alle, alle, alle – ständig und immerzu haben, mit uns führen, weiter denken und schlussendlich zumeist verwerfen – umzusetzen. In eben jenes großartige Kunstwerk, welches viele von uns erdenken – ungedacht der zweifelsfrei nötigen  aber durchaus mitunter auch anzuerlernenden Fähigkeiten – aber nur wenige in die Tat umsetzten.

Reprise von derherrgott - 23. September 2009

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Mein Mitleid

Na, Ihr Übergroßen, Ihr zart über dem Boden Schwebenden, wie lebt es sich eigentlich als Übermensch? Wie fühlt es sich an, als jemand, der seinen ganzen Glanz einer Technologie verdankt? Fühlt man sich überlegen, obwohl die eigene Leistung bei diesem Schwanzvergleich nicht einmal eine untergeordnete Rolle spielt? Sie besteht einzig (leider nicht so allein, wie Ihr es gerne hättet) darin, als Konsument bewusst eine Entscheidung getroffen zu haben. Glaubt Ihr zumindest.

Dabei stört es Euch nicht einmal einer - natürlich den völlig individuellen Anschein wahrenden -Massenmaschinerie unterworfen zu sein, die Ihr kapitalistisch auf die Spitze getriebenes Vorbild im blind machenden Wesen der Religion findet. Auch der von Euch so freiwillig und mit einem feisten Grinsen im Gesicht hoch bezahlte Mehrwert ist ein schöner Schein. Eine schicke Fassade die Euch, das eigene Unvermögen kaschierend, auf ein kleines, durchgestyltes Treppchen verhilft, von dem aus Ihr Eure in die Luft gereckten Näschen von ein wenig Höhenluft umschmeicheln lassen könnt.

Ihr erwartet jede Neuerscheinung, jede materielle Blähung Eures Gottes mit unkritisch debil verzückten Gesichtern und willig gezückten Portemonnaies und feiert den Heiland, der Euch dies alles beschert hat. Der Euch befreit hat von der Tyrranei des schnöden Massengeschmacks, der den Pöbel bedient und ihm lediglich die technologischen Reste zum Fraß vorwirft, der ihn mit rückschrittiger Technik verblendet, auf dass Ihr - die Erleuchteten - noch heller strahlen könnt. Ihr seid so von Eurem eigenen Geschmack begeistert, trunken vor Arroganz und der – ich bin sicher, Ihr meint es ernst – Gier die Ersten zu sein, dass Ihr gar nicht merkt, dass der einzige Unterschied zwischen Ihnen und Euch darin  besteht, dass Euer Gott sich das elitäre Gefühl, welches Ihr Euch nur selber vorgaukelt, von Euch teuer bezahlen lässt.

Aber es ist ja auch gut so. Man erkennt Euch. Man kann Euch ausweichen. Man kann sich herrlich mit Euch amüsieren. Es ist ja nicht so, dass Ihr lediglich Eure Sakrilege, die Euch Euer Herr gegeben hat, benutzt, anstarrt, vergöttert, über sie redet und sie in Eurer Welt zu etwas Magischem erhebt. Nein, zu meiner und unser aller Freude tragt Ihr sie mit Euch herum, Ihr verkleidet Euch mit ihnen, Ihr schmückt Euch – so denkt Ihr – mit ihnen. In angesagten Cafés sitzt Ihr herum, meist leider allein, gebrandmarkt mit seinem blass glimmenden Zeichen, trinkt Latte Macchiato, tragt 80er-Jahre-Polohemden mit – wenn Ihr ganz wild drauf seid – hochgeschlagenem Kragen, die weißen Kabel hängen Euch träge aus den brav und modisch frei geschnittenen Ohren, die – ob sie wollen oder nicht – beschallt werden mit Konsens- und Gebrauchsmusik zwischen Café del Mar und längst verklungener Zukunftsmusik wie Jean Michelle Jarre.

Wann immer man einen der Euren erblickt sieht es geschäftig aus, als arbeite er rund um die Uhr. Stets bemüht etwas Neues, Großes zu erschaffen. Dabei surft er zumeist doch nur den großen Einfällen anderer hinterher, stets bestrebt sich im Glanze der Kreativen zu sonnen, noch ein wenig knuspriger zu erscheinen. Unfassbar oft verbirgt sich fürwahr ein Werber (oder einer von denen, die immer noch glauben, dass dies ein aus einem der folgenden Gründe anstrebenswerter Beruf wäre: ein Gehalt jenseits der Gut&Böse-Grenze, (Liechtenstein ich komme), eine wünschenswerterweise gerade 18 gewordene traummaßgebeutelte, mindestens aber 15 Jahre jüngere Frau, ein Wagen, der definitiv zu cool ist, um ihn noch umweltfreundlich nennen zu müssen). Es ist leider wirklich unfassbar oft ein Werber, oder jemand der gerne einer wäre, hinter dem blassen Schein jenes Gerätes, bei dem Weniger, pardon, Klarer mehr kostet. Und nicht weniger oft benötigt er Aufmerksamkeit, Bewunderung und – so eine Schmach – eine (eigene) Idee. Dummerweise hat ihm aber beim Verkaufsgespräch oder in der Selbstliebegruppe seines favorisierten Markenartiklers niemand darauf hingewiesen, dass Ideen, Kreativität, Eigenständigkeit, ein eigener Wille, selbstständiges – besonders unabhängiges – Denken, ja eine verdammte Persönlichkeit nicht als App verfügbar sind.

Was also nun tun? Schnell mal die üppig vorhandenen „Freunde“ auf Facebook abchecken? Ach nein, geht ja nicht, die sind schließlich gerade dabei, ihren Bauernhof auf Vordermann zu bringen oder sich gegenseitig den Arsch zu lecken – und das gut zu finden. Wo soll nur die entscheidende Idee herkommen? Weder Jean-Michelle noch Café del Mar bringen Rat, also hilft nur noch eins: Ablenkung! Da vorne sitzt ein Feind. Man erkennt ihn schon daran, dass man ihn kaum erkennt. Ein Gesichtsloser, der sein Fenster geöffnet hält, wie kann er nur? Schließlich ist es die Verschlossenheit, die verschworene Einheit, das Wissen um die bessere, die wegweisende und vor Allem nur Eingeweihten erschließbare Technologie, die spießige Besserwisser zur Elite macht.

Um Himmels Willen, was wäre, wenn jeder plötzlich einsähe, welch Potential in dieser Geheimwissenschaft steckt? Wäre der Eingeweihte plötzlich gar kein Opinion Leader mehr? Gäbe es von jetzt auf gleich keine Front mehr, die es aufrecht zu erhalten lohnen würde? Woher sollte der minderbemittelte, Faulobst liebende Freizeitexistenzialist nur die Abgrenzung nehmen, die er doch so arg für sein leider zu kurz, zu klein geratenes, ... aber lassen wir das, ... für sein – und es ist fast immer ein „er“ - wie auch immer geartetes Ego benötigt? Tja, scheiße. Sehen wir es einmal positiv. 
Aber erst im nächsten Teil der Apfelsaga ...

Reprise von derherrgott - 20. Juli 2010

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Gefrieren Sie jetzt

In stummer Erwartung, was sich sichtbar zu nennen geriert, erhalten wir einen Eindruck in die Untiefen eines erfahrbaren Gefühls.
 
Und gefrieren in heraus geschriener Stille.
 
Ein großer Schritt zurück bedeutet von nun an Fortschritt.

Reprise von derherrgott - 22. Juli 2010

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Gott

Gott, stets bewundert man diejenigen,
die gänzlich andere Talente ins Feld führen,
welches man doch selbst zu beackern lechzt.

Reprise von derherrgott - 22. Juli 2010

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Ein flüchtiges Weltbild

Und bist Du Dir uneins ob Dir Ungemach geschieht oder einfach nur ein paar Dinge geschehen, die sich nicht dazu eignen, Deinen Nachbarn zu erzählen, sei Dir sicher, dass Deine Nachbarn kaum ein gesteigertes Interesse dafür aufbringen werden, Deinen Eindruck in ihr flüchtiges Weltbild pressen zu wollen. 

Reprise von derherrgott - 22. Juni 2010

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Grundsatz

In Grunde ist es eine lächerliche Erkenntnis, angesichts unserer Allmachtsfantasien eine frustrierende Laune der Natur, dass ungeachtet der technischen Entwicklung und dem so leichten Fußes empfundenen Fortschritt, der Mensch noch immer auf derselben Stelle trampelt. Die Spur wird breiter, aber nicht einen Deut tiefer. Das Profil verändert sich, Materialien ersetzen einander. Die Beschaffenheit des Bodens, den es zu bezwingen gilt jedoch bleibt wie sie immer schon war. Ein unwägbarer Sumpf, der jeden ins Verderben lockt, der meint, dass Technik den Geist ersetzt. Und von eben dem haben wir gerade genug, uns über Wasser zu halten.

Reprise von derherrgott - 3. August 2010

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Social media Summit 2010 Wiesbaden

Die Short Cuts in meinem Hirn:
Auf twitter.com unter dem hashtag #sms10
 
Erster Schrecken meinerseits über derartig viele Kravatten und Sackos in den Tönen Mittelgrau über Steingrau bis Schwarz, obwohl Social Media angeblich - O-Ton Johannes Kleske - "dreckiger undwilder" sein soll, als alles andere.
 
Beengtes Sitzen bei ohrenbetäubendem Schweigen des Auditoriums. Ich dachte ein Summit wäre mehr Gathering als Frontalunterricht, aber gut. Wieder was gelernt.
 
Erstes Aufatmen, dass ein gewisses und unterhaltsames Dissen und Battlen scheinbar auch in der inzestuösesten Szene möglich ist.
 
Jähes Erstaunen über die wiederum erstaunte Feststellung, dass man auch bei der Erstellung von Apps auf das CI des jeweiligen Unternehmens achten sollte - wow!
 
Grummelndes Akzeptieren, dass der KPI die Welt der Social Media regiert und die "Profis" einfach nicht loslassen können.
 
Ein sich langsam immer stärker verdichtendes Gefühl, dass wir hier über ein angeblich ach so revolutionäres Marketingfeld reden und dennoch alle Experten und Sichindernähevonsolchenwähnende mit dem abgeschmackten Präsentationstool Powerpoint langweilen.
 
Erleichterung bei der Erkenntnis, dass wenigstens die vielbeklatschte Alverde-Referentin auszubrechen wagt und der testosteronüberladenen Runde in persona vorlebt, was andere nur predigen: Authetizität und Bodenständigkeit. Einfach geil!
 
Das sich setzende und selbststreichelnde Gefühl, dass man eigentlich immer schon wusste worum es bei Social Media geht - Glaubwürdigkeit und Durchhaltevermögen - wärmt den vom üppigen Essen leicht überstrapazierten Bauch und streichelt das Ego.
 
Schales Gefühl beim Verlassen des Summits, sooo viel Neues nicht gehört zu haben und die Erkenntnis, dass die eigene Erwartungshaltung vielleicht ein wenig zu groß war, gepaart mit dem Stunde um Stunde stärker werdenden Drang, endlich wieder (kre)a(k)tiv zu werden und sofort loslegen zu wollen.
 
Ein ganz persönliches Fazit:
Mag der Weg auch schmerzvoll gewesen sein, ich bin wieder angefixt ... und muss dringend versuchen ein paar Sätze ohne Anglizismen zu sprechen. Vielleicht hilft mir dabei ja das Tourette-Seminar am nächsten Wochenende in Arschaffenburg.

Reprise von derherrgott - 2. September 2010

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Unsichtbare Mitmenschen

Schon gemerkt?
Wenn man auf der Straße Menschen begegnet, ist man sich um so ferner, je größer die soziale Kluft zwischen einem selber und dem Gegenüber ist.
 
Kommt der Passant, dem man sich unweigerlich beim Fortbewegen nähert, mit gehobenem Blick auf einen zu, so kann man davon ausgehen, dass er annähernd der gleichen sozialen Schicht angehört wie man selber. Je niedriger das soziale Standing ist oder auch nur empfunden wird - der Unterschied spielt hier keine Rolle - desto weniger ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Blicke treffen. Der anzugtragende Banker wird den Blick vom Obdachlosen ebenso abwenden, wie umgekehrt. Anzügler unter sich jedoch checken sich gegenseitig schnell ab und nicken sich dann vielleicht sogar ihres gleichen erkennend zu.

Achtet mal drauf. ist ganz spannend. Aber auch sehr ernüchternd. Denn nirgendwo kann man gelebte Oberflächlichkeit besser sehen, als auf der Straße.

Reprise von derherrgott - 14. September 2010

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Murphy ist tot

Konsens adäquat und optimistisch betrachtet, darf Murphy natürlich gerne weiter leben. Pessimistisch dagegen, wie ich mich in diesem Fall zwingen möchte zu denken, darf ich mir wünschen, dass dieser verdammte Typ, von dem alle behaupten, sein Gesetz würde allseits und unumstößlich gelten, endlich den Löffel abgibt.
 
Ist mal jemandem aufgefallen, dass Murphy nur deshalb so in seiner herbeigeredeten Allmacht gefürchtet wird, weil sich schlechte Nachrichten immer besser verkaufen als gute? 10 Menschen gestorben ist eine Nachricht. 10 Menschen geboren dagegen normal. Murphy ist der Bote der Katastrophe. Ungückliche Verkettungen werden nachverfolgt, kommentiert, archiviert. Dinge die dagegen völlig "normal", vermeidlich langweilig ablaufen, sind niemandem auch nur die Erwähnung wert. Wir schätzen das Böse und ignorieren das Gute. Wir zelebrieren den Untergang mit vorgeschoben warnenden Worten und zeigen dem glimpflichen Ausgang den Mittelfinger.
 
Murphy. Wer ist dieser Typ, dass er meint sich als unheilbringender Schatten über unser Handeln legen zu können? Murphy ist ein Arschloch! Und ich werde ihm von nun an die Gefolgschaft verweigern und sein Gesetz missachten.

Reprise von derherrgott - 13. September 2010

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