Heiligabend - der Zeitbremsklotz


Weihnachten, mein Vater und warum die Ramones mich glücklich machen


Diese Nacht ist heilig, so sagt man. So glaubt man.

Und ich muss sagen, auch aus heutiger, erwachsener Sicht als lupenreiner Atheist (und ich möchte das lupenrein hier nicht in Gerhard Schröders pervertiertem Sinne verstanden wissen) ist sie etwas Besonderes, diese Nacht. Ich denke, das liegt daran, dass für einen kleinen Moment die Welt ein wenig zur Besinnung kommt. Sei es in Form überkitschter Traditionstümelei, sei es ein religiöses Zeremoniell, sei es das Zusammensitzen bei Speis und Trank, sei es ein Insichgehen, sei es etwas ganz anderes - eines ist jedoch irgendwie überall zu spüren: Diese Nacht ist anders als all die anderen Nächte.

Aber auch die frühen Kindheitserinnerungen - in meinem Fall ausnahmslos gute, möchte man heutzutage beinahe schlechten Gewissens hinzufügen - tragen ihr gerüttelt Maß hierzu bei.   

Bei mir ist es schlicht die Erinnerung - und hier sind es zumeist die lieben, die geliebten Menschen, mit denen man diesen heiligen Abend, überhaupt das gesamte Weihnachtsfest hindurch verbringen durfte und noch immer darf und in Zukunft wird verbringen dürfen - oder auch eben nicht.

Nichts gegen diese Momente, die ich immer schon genoss: an diesem Tag ein paar Takte der derzeitigen Lieblingsmusik zu hören. Musik, die man auch an anderen Tagen hört, deren Noten jedoch seltsamerweise an diesem einen Tag so anders, so besonders klingen und eben für alle folgenden Jahre als besonders empfunden hängen bleiben werden - die Ramones mit dem für mich wohl bis in alle Ewigkeit so sakral klingenden, ganz persönlichen „Weihnachtslied“ „Something To Believe In“. Alice Cooper mit dem inzwischen etwa 40 Jahre alten „Coming Home“. Helloween seltsamerweise mit dem Thrashmetalkiller „Gorgar“.     

Aber: dieses Erlebnis, diese Momente wären mir wohl kaum bewusst geworden, ohne die Menschen, die mir das Besondere zu vermitteln in der Lage waren. Und wieder meine ich es hier in feinster Weise religiös.

Früher, also meine ersten noch verfügbaren Erinnerungen an Heiligabend, an Weihnachten betreffend, war es irgendwie das Gefühl totaler Geborgenheit. Das ganze Drumherum, also viele Menschen, natürlich auch ungeliebte Verwandte, ein unglaublich faszinierender Weihnachtsbaum, logischerweise Geschenke, aber - und das war damals schon so - diese ganz eigene Magie, die natürlich von meinen Eltern künstlich, aber genial überzeugend aufgebaut wurde. Klar waren Geschenke wichtig und ich habe mich über alles wie irre gefreut, aber vom Gefühl her war es die Tatsache, dass alle zusammen saßen und niemand irgend etwas anderes vorhatte.  

Dann als Heranwachsender, gerieten die Geschenke immer mehr in den Fokus des Interesses, keine Frage. Aber das Gefühl, dass alle zusammen ein Spiel spielten, empfinde ich noch heute als das Element, welches ich in dieser Zeit am meisten genoss.  

Später, als „reifer“ Teenager (hüstel) war es anders, natürlich. Dieses Gefühl, sich über etwas beinahe Unumstößliches hinwegzusetzen, wenn man den Vormittag über in seiner Stammkneipe mehr als vorglühte, um dann dem tradierten Teil des Festes recht angeschickert beizuwohnen, war irgendwie der nötige Freischwimmer-Ausweis, um genau das gleiche Fest nur ein paar Jahre später wieder genießen zu können. Menschen sind seltsam. Ich bin es auch. 

Irgendwie ist das Weihnachtsfest, dieser heilige Abend, ein untrüglicher Indikator dafür, dass Menschen, geliebte Menschen älter werden - spannender Weise spielt das eigene Altern bei mir hier so gut wie keine Rolle. Fehlen mir auch zwischendurch ein paar Facetten, Schritte, Etappen wie Menschen in den einzelnen Jahren so waren, stelle ich sie mir an Heiligabend vor, weiß ich ziemlich genau, wer wann was durch gemacht hat. Ich denke, mein Heiligabend ist so eine Art Zeitbremsklotz.   

Eigentlich, und das ist mir nicht erst an diesem Heiligabend, in dieser heiligen Nacht bewusst, fehlt mir gerade jetzt - und das extrem und sehr explizit - mein verstorbener Vater, der mich noch vor 4 Jahren mit seiner wundervollen Art und als großer Melancholiker zu Weihnachten darauf aufmerksam machte, dass es im Leben immer Rückschläge gibt, dass nicht immer alles so wird, wie man es sich dann doch im Grunde wünscht, dass es aber doch jeder einzelne Moment wert ist - dass das Leben es wert ist. Ich habe so viel von ihm gelernt, ich trage so viel von ihm in mir, und ich muss sagen, ja, an diesen heiligen Abenden bricht es dann wieder hervor. Da ist er wieder so präsent, als säße er hier mit uns am Tisch. Er hat niemals mit mir Helloweens „Gorgar“ gehört, er kannte die Ramones und Alice Cooper nicht einmal, er hätte es auch rein musikalisch nicht verstanden. Aber - und eigentlich zählt nur das - er hat immer gewollt, dass ich höre, was ich mag, weil ich es liebe. Er hat gewollt, dass es mir gut geht, dass ich tue was ich liebe. Vielleicht ist Liebe hier auch einfach das Stichwort.

Er hat mit seiner Art seinen so lange ich lebe niemals verschwindenden Beitrag dazu geleistet, dass ich Weihnachten als etwas Besonderes, etwas Schönes empfinden und erleben kann. Er war nie gläubig, er hat es aber auch niemandem jemals ausreden wollen, der es war. Und so kommen mir bei den Gedanken über meinen Vater auch all die wahrhaft bigotten Diskussionen in den Sinn, die man hier und dort hören muss, ob denn „Ungläubige“ wie ich Weihnachten feiern dürfen, oder ob denn Moslems einen Weihnachtsbaum haben dürfen, all die Diskussionen, die Menschen von etwas ab- und ausgrenzen wollen. 

Mein Vater ist als Kind in Zeiten des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen. Als Menschen an der politischen Macht wahren, die aus dem Ausgrenzen, der Angst vor Fremdem eine Staatsraison gemacht haben. Und wenn nun ich, immer noch Atheist, gerade jetzt - ausgerechnet zu Weihnachten - die marschierende Angst der Ungebildeten und Rückwärtsgerichteten auf unseren Straßen sehen muss, die den Hass und die blanke, irrationale Angst vor Fremden auf Plakaten vor sich hertragen, schäme ich mich ein klein wenig vor ihm. Er würde den Kopf schütteln, von den Zeiten seiner Kindheit reden, und davon, dass man gerade als Kind einer solchen Inszenierung natürlich auch aufsitzen könne, aber dass es für derartige Hetztiraden von Erwachsenen gegen Menschen, die flüchten müssen, gegen „Fremde“, gegen Minderheiten keine Entschuldigungen gebe. Recht hätte er. Recht hatte er.  

Und bei all dem denke ich: Ihr Spießer, Ihr Intoleranten, all Ihr Hasser, Ihr Vorschriftenmacher, Ihr „wahren“ Werteverteidiger - vielleicht gibt es einen Grund oder einen Auslöser in Eurer Kindheit, Eurer Biografie, die Euch das Hassen gelehrt hat, die es Euch leicht macht, Eure Parolen zu schwingen. Aber als Kind der Freiheit, und als solches werde ich mich Zeit meines Lebens empfinden, kann ich Euch, gerade in dieser einen Nacht, die mich melancholisch stimmt, aber auch aufbringt, gegen jedwedes Gedankengut, welches die Rechte, das Glück, die Lebensqualität von anders Denkenden beschränkt, nur sagen: 

Kümmert Euch um Euch selbst, kommt klar mit was auch immer Euch an einem glücklichen Leben hindert, werdet aktiv. Aber tut es für Euch - nicht gegen jemanden.   

Ansonsten kommt es für Euch ohnehin so, wie im Helloween-Song: „Gorgar will eat you!“ - Und das wollt Ihr nicht.

Ich freue mich für jeden von Euch von Herzen, der, die oder das es schafft glücklich zu sein. 

Habt eine wundervolle Weihnachtszeit und einen Guten Rutsch.








Die Weihnachtsansprache 2014

Ihr Kinderlein (ja, kommen könnt Ihr auch?),

ich möchte Euch auf meine schlichte Art - und jene Schnelle, die man dem Verzehren einer zu konsumierenden Fischfrikadelle nachsagt - ein wundervolles Weihnachtsfest inmitten Eurer Lieben (inkludiert seien hier auch einmal generös und schnell, die nicht so Lieben), sowie einen fundamentösen (nein, nicht -talen, das ist dieser Tage einfach von viel zu vielen bildungsfernen Schwachsinnigen jeglicher Couleur - von religiös Verirrten bis hin zu nazional ungebildeten dank BILD, RTL II und tumben Vorurteilen - zu mies besetzt), von explodierendem Brot oder auch chinesischen Schwarzpulverdelikatösen begleiteten Rutsch wünschen, den Ihr bitte mit ordentlichem Bumms aber sich ziemend geordnet und in an- wie entsprechender Begleitung wahrnehmt, damit Ihr mir auch im Neuen Jahr in ganzen Stücken erhalten geblieben sein werdet.  

Ich weiß, Ihr gehört zu den Aufrechten und Guten! Seid einfach lieb zueinander. 
Humanum genus et orbi.

Stößchen - auf Euch und ein Jahr voller Kreativität, Spannung und Anspruch aber ohne Menschen, die andere aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer Sexualität oder der Farbe der Herzchen bewehrten Flicken auf ihren Hosen verurteilen!

FREIHEIT - Euer Malkurs
(1 Stunde Unterricht nur 40,- € - irre)



Wenn die Würde des Menschen könnte, wie sie müsste

Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Oft gelesen, oft bemüht, oft ignoriert.

Grundgesetze ranken sich um diese Formulierung, wie Efeu sich an Mauerwerken festkrallt. Sie verziert den Überbau mit angenehm humanistischer Farbe. Sie bietet Halt und steckt den Rahmen ab. Mitunter dient sie auch der Tarnung. Dann verleiht sie auch offenkundig menschenverachtenden Regimen den Ruch der Akzeptanz.

Und das ist auch schon ihr Hauptproblem.

Sie wird auch in gemeinhin als rechtsstaatlich wahr genommenen Staatsgebilden zu oft lediglich im wortwörtlichen Konjunktiv gelebt, zu oft nur theoretisch, wohlwollend angewendet. Ganz als wäre sie eine schöne Dreingabe, ein Bonusrecht, welches so allgemeingültig selbstverständlich scheint, dass man auf seine Durchsetzung nicht zu pochen braucht. Steht sie doch zumeist ganz vorne in der Reihe schöner Aufzählungen, der im Grunde dem gesunden Menschenverstand entsprungenen Festzurrungen menschlichen Miteinanders. 

Wird die Würde hier wie selbstverständlich als real existierend vorausgesetzt, dort wie selbstverständlich als Deckmantel für das genaue Gegenteil missbraucht, leidet sie, nimmt Schaden - hier und dort. Die einen hier, die sich aufrecht wähnen, halten das von ihnen angewandte Niveau von Menschenwürde angesichts der dort mangelhaft oder gleich gar nicht stattfindenden Anwendung für das Maß aller Dinge. Die anderen dort, die sich, bewusst ihrer Lüge, der Zurschaustellung der Würde bedienen, reagieren auf diese Hybris der vermeidlich Aufrechten mit weiterem Mauern. 

Gespräche zwischen Gleichgesinnten können befruchtend sein. Oder auch langweilig, weil vorhersehbar. Vorwürfe zwischen zwei Weltanschauungen, die sich zudem gegenseitig in ihrem Würdebegriff beschädigen, sind zumeist das Ende jedes Dialoges, noch bevor ein Gespräch im Raum gestanden hätte.

Die einen hier können aufgrund ihrer empfundenen Moralvorherrschaft im Diskurs nach außen kaum Raum preis geben, orientieren sich unterbewusst, also indirekt aber dennoch an der neuen Mitte zwischen den Positionen und Feilen die Ränder ihrer Wahrnehmung von Würde schon einmal rund.

Die anderen dort sind schon alleine aus Gründen der nach innen gerichteten Standfestigkeit, denn stets droht von innen die Gefahr in derartigen Systemen, dazu verdammt, den Spielraum ihres Würdebegriffs nicht allzu üppig werden zu lassen. 

Stehen sich zwei System gegenüber, die schon von vornherein, aus existenzbegründenden Anlagen eine allzu weit auseinander liegende Auffassung von Würde haben, stirbt diese auf beiden Seiten. Hier vielleicht etwas mehr, dort vielleicht etwas weniger. 

Die Würde des Menschen wird so beständig angetastet. Auch und vielleicht sogar im Endeffekt diese noch nachhaltiger beschädigend von denen, die sie sich eigentlich auf die Fahne geschrieben haben. 

Passen wir gut auf sie auf. 

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Macht Euch frei

Das Gefühl im Weg zu stehen, das Gefühl andere zu behindern, das Gefühl überflüssig, im Besten Fall ein Hindernis zu sein, eine Hürde, die es anderen erschwert voran zu kommen, zu belasten, zu erschweren, eine Barrikade, ein Hindernis, eine Belastung darzustellen.

Dieses Gefühl, dieses Gebaren, diese Attitüde, diesen unsagbaren Schwachsinn, den ich an so vielen bemerke, die es gar nicht nötig haben, möchte ich Euch, die sich angesprochen fühlen, von Herzen bitten, an diejenigen zu übertragen die all das wirklich tun.

An diejenigen, die absichtlich im Weg stehen, diejenigen, die andere aus Neid behindern, diejenigen, die Menschen das Gefühl geben, überflüssig zu sein, diejenigen, die es lieben ein Hindernis zu sein, diejenigen, die Hürden aufbauen, wo andere Brücken schaffen, diejenigen, die andere belasten, wenn sie selber Scheiße gebaut haben!





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Das was uns Gott sei Dank fehlt

In der Tat. Nazis haben es leicht.

Christen und Parteimitglieder sowie Sportler auch. Sogar Schwule und Lesben können sich nicht beschweren. Im Grunde jeder, der einer Gruppierung, einer Partei, einem Verein, ja eben einer organisierten Mehrheit angehört, die etwas Bestimmtes glaubt, propagiert oder kolportiert.

Denn: alle diese Menschen haben Symbole.
Seien es
Logos,
Wappen
oder Fahnen.

"Wir" - ich beziehe mich Standpunkt beziehender Weise einfach mal in den folgenden Kontext mit ein - die wir an eine freie Entfaltung selbst bestimmter Gedanken, an das Prinzip leben und leben lassen, an die Meinungspluralität, an den Frieden und die Freiheit, die Unantastbarkeit der Würde des Menschen glauben, "wir", "wir" haben keinerlei gemeinsames Symbol, kein Logo, kein Wappen und keine Fahne.

Klar, es gibt Regenbogenfahnen und Ähnliches, Symbole, die eine gewisse Freiheit ausdrücken möchten. Aber ist das nicht auch schon wieder ein und dasselbe? Ist das nicht dann eine uniformierte Freiheit?

Jeder Depp, der anderen etwas vorleben möchte, jeder tumbe, faule oder unbedachte Geist, der sich selbst hinter den Gedanken anderer, hinter Göttern, Führern, Leitbildern versteckt hat sein ganz bestimmtes Symbol. Ein Symbol, das ihn abgrenzt, das ihn leitet, das ihn ausweist als einer, seiner Gruppe zugehörig.

"Wir" haben derlei nicht. Es stellt sich nun die Frage, brauchen wir nicht "Etwas"? Brauchen wir ein Symbol, ein Logo, eine Fahne?

Ich denke nein.
Ich denke jedoch durchaus, dass es einen guten, einen sehr guten Grund gibt, dass wir es nicht haben.

Ich, also ... ich, ich  bin sehr froh darum.


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MACHT MIT BEIM KGR-VIDEO-WETTBEWERB

MACHT MIT BEIM KGR-VIDEO-WETTBEWERB und gewinnt 1 von 3 nummerierten Plakaten-Drucken von Heinz Edelmann!

Liebe Ruhrgebiets- und Kunstfreunde,
am Sonntag konntet Ihr hier ( http://youtu.be/T7Wc7hPT6zA ) erleben, dass man Kunstwerke auch einmal auf eine ganz andere Art betrachten kann. Jeder Mensch hat da seinen ganz eigenen Ansatz und so möchten wir Euch einmal dazu auffordern, uns zu zeigen, wie Ihr Euer Lieblingskunstwerk seht!

UND SO KÖNNT IHR M I T M A C H E N :

1. Dreht einen kurzen Film von maximal 2 Minuten über Euer Lieblingskunstwerk im Ruhrgebiet. Handyfilm, Stop-Motion, Super 8, einfach draufhalten, kunstvoll geschnitten, egal - mit welcher Technik ist ganz Euch überlassen.

2. Schickt den Film per wetransfer.com an saenger(at)kunstgebiet(punkt)ruhr.
Einsendeschluss ist Sonntag, der 30.11.2014, 18 Uhr. 

3. Wir laden Eure Beiträge in eine eigene Playlist auf unserer YouTube-Seite.

4. Die 3 Videos mit den meisten positiven Bewertungen am Montag, den 1.12.2014 um 12:00 Uhr auf YouTube  G E W I N N E N  1 von 3 Plakaten von Heinz Edelmann, dem Art Direktor des Beatles-Films „Yellow Submarine“.

Bitte beachten:Wir behalten uns vor, Beiträge mit rassistischem, beleidigendem oder anderweitig unseren Richtlinien widersprechende Inhalt, vom Wettbewerb auszuschließen. Falls Ihr Musik verwendet, achtet bitte darauf, dass diese GEMA-frei ist. Wir behalten uns eine eventuelle Vorauswahl vor. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mit Eurer Einreichung bestätigt Ihr, dass Ihr alle rechte an den verwendeten Bild- und Tonmaterialien besitzt und keine Rechte Dritter beeinträchtigt werden.

Wir wünschen Euch viel Glück und freuen uns auf Eure Beiträge!
Euer kunstgebiet.ruhr-Team & Stuart
www.kunstgebiet.ruhr

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Infos zum Plakat-Künstler Heinz Edelmann

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Ein Platz für Kunst

Man kann der Kunst im Grunde gar nicht genug Platz einräumen. Was aber wäre, wenn man einen der größten Ballungsräume der Welt zum Kunstgebiet erklärt?

Der Gedanke entstand irgendwann im Jahr 2013. Und wie jede wirklich gute Idee, wuchs das Projekt von innen heraus seit dem ersten Tag immer weiter. Ging es zunächst im Grunde "nur" darum, die unglaublich reichhaltig vorhandenen Kunstwerke im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets zu katalogisieren, entwickelte sich schnell eine Plattform, die plötzlich viel mehr wurde, als ein Online-Register. Mit Biografien über Künstler aus dem Ruhrgebiet, kunsthistorische Betrachtungen über die Kunstwerke selber, ausgearbeitete Routen quer durch das Ruhrgebiet, über einen eigenen Blog und die Aufarbeitung der Kunstgeschichte des Ruhrgebiets seit 1840, bis hin zu einer eigenen Rubrik für Kinder und Jugendliche, sowie ein Schwarzes Brett über das Künstler an Atelierräume, Ausschreibungen oder Stipendien kommen können, wuchs die einstmalige Idee im Laufe des Jahres zu einem umfangreichen, digitalen Kunstführer für das Ruhrgebiet.

Unser Ziel ist es - gefördert von der RAG Stiftung - die Vielfalt der öffentlichen Kunst im Ruhrgebiet zu erfassen, aufzuzeigen und den Menschen nahe zu bringen. Derzeit läuft für uns Stuart Nicol, unser Kunstblogger, 53 Tage lang durch alle 53 Städte des Ruhrgebiets und lernt dabei, unterstützt von unserer Redaktion, Land, Leute, Kunst und Geschichten kennen. An diesen lassen wir alle Kunstfreunde auf facebook, twitter, google+, tumblr, instagram, soundcloud und pinterest teilhaben. Es ist unglaublich, welche Einsichten in das Leben mit und von der Kunst man hier bekommt. Jeden tag überrascht Stuart uns mit neuen interessanten Geschichten aus den 53 Städten der Region.

Falls es Euch interessiert, wären wir überaus erfreut, wenn Ihr uns - und Stuart - unter dem Hashtag #StuartNicol hier oder da begleiten würdet ;-)

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Ich danke Euch für Eure Zeit, 
Glückauf!


Die Neuverformung der Wirklichkeit

Pixel türmen sich übereinander. Funkelnde Farbklötze bilden Landschaften, Gegenstände, Menschen. Bunte Klötze werden zu Bewegung, verschwimmen schließlich doch wieder zu vage definierbaren Massen.

Natürlich war es ein langer Weg. Es ist auch kaum schöner geworden. Nicht im Wortsinn. Brillanz und Schärfe sind eine der härtesten Währungen derzeit. Dem Sehenden schlägt die Stunde. Dem Sehenden gehört die Welt. Die Welt der Sehenden. Ja, die Sehenden. Was sehen die eigentlich? Sie hatte sich schon immer gefragt, was das soll. Sehen. Was nutzte es zu sehen, wenn man es doch nicht zu benutzen verstand. Wenn man es im Grunde gar nicht verstand.

Es nervte sie schon, seit sie zu denken gelernt hatte. Seit sie spürte, wie sehr das Sehen die Realität zu beeinflussen verstand. Mitunter auch das Gesehenwerden. Es kam ihr einfach falsch vor. Es war falsch, wie die Menschen es lernten. Es war falsch, wie unabhängig das Sehen vom Denken funktionierte. Es war einfach grauenhaft falsch, dass das Sehen so beeinflussbar war, dass es jedem Zweck zu Kreuze kriechen muss, dass es als Wasserträger für so viele schlechte Gedanken herhalten musste.

Irgendwann beschloss sie einfach damit aufzuhören. Es passierte von jetzt auf gleich. Sie war gerade 15 geworden. Ihre Eltern hätten ihr etwas aus ihrer Sicht Wunderbares schenken wollen, sie hatte auch gar nicht die Absicht, sie vor den Kopf zu stoßen. Dennoch hörte sie einfach auf. Sie hörte auf und im gleichen Moment hörte es auf. Alles verschwamm vor ihren Augen, wurde unscharf, schmolz zusammen. Es wurde fließend. Eine unmerkbare, kurze Sekunde des Ungewohnten, ließ sie das Grinsen, das unmittelbar auf sie folgte, sie sofort ausfüllen, wie einen sie bar jeder Bedrohung durchströmenden Lavastrom, der jede Zelle in ihr vor Glück fast zu sprengen drohte.

In dem Moment, da sie es einfach sein ließ, begann sie klar zu sehen. Der Verlust bereicherte sie derart, dass sie beschloss, das es gut war. Sie beschloss es und sie fühlte es. Niemand, wirklich niemand verstand sie. Wie auch. In den folgenden Monaten wurde Hilfe eingeholt, von allen, wirklich allen Seiten. Hilfe, die natürlich scheiterte. Hilf niemals einem glücklichen Menschen, der sich nicht helfen lassen möchte. Sie war in der Tat ganz in der Nähe von glücklich.

Doch seit einiger Zeit spürte sie etwas Seltsames. Die sich umeinander tummelnden Pixel begannen ein seltsames Eigenleben. Sie scharrten sich umeinander, ja sie rotteten sich zu überschäumenden Gesamtbildern zusammen. Als es ihr bewusst wurde, erschrak Sie derart, dass sie sich um eine Klarheit bemühen musste, derer habhaft zu sein, sie sich mit einigem Aufwand überwinden musste. Die verwischten Klumpen begannen sie der Deutungshoheit zu berauben. Die sich plötzlich wieder abzeichnenden Bilder wurden auf eine perverse Art klar vor ihren Augen. Vor diesen Augen, die sie doch verlernt hatte zu benutzen, denen sie nie wieder trauen wollte. 

So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihren Augen weiterhin befehlen, ihr die Informationen zu liefern, die sie bereit war wahrzunehmen. Sie konnte das alles, was sie immer gewollt hatte. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr Kopf, Ihr Gehirn, Ihr Verstand auch aus dem bisschen Datenmüll all das zusammen setzte, was sie beschlossen hatte nie wieder sehen zu wollen. Pixel um Pixel ergänzten sich. Klotz um Klotz begannen einen Tanz um sich selbst. Die Neuverformung der Wirklichkeit hatte begonnen. Sie versuchte alles, um den Wahnsinn weg zu wünschen. Ihr Wille verweigerte ihr den Gehorsam, drängte sie in genau die Ecke, die sie durch ihre Entscheidung auf ewig zu verlassen suchte. Pixel um Pixel, Klotz um Klotz, Farbmatsche um Farbmatsche umkreisten sie, prügelten auf sie ein, hagelten ihr Lichtblitze ins Hirn, folterten ihre Gedanken mit Realität bis ... ja bis ...

Irgendwann beschließt man einfach damit aufzuhören.




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Das 11er-Award-Stöckchen

Na toll!
Der wundersame, aber in seiner Genialität und Größe unübertroffene Westsideblogger scheint in dem Glauben behaftet zu sein, ich wäre der Inhaber von schlicht viel zu viel Zeit. Daher hat er mir dieses nette - ELFSTUFIGE - Blockstöckchen zugeworfen in Form eines Awards, gegen das die Icebucket-Challenge ein simpel zu inszenierendes Kinderspiel war, welches ich einfach abzulehnen die Härte nicht besitze. Daher beantworte ich hiermit die ELF Fragen und versuche, wie schon meine Vorgänger, die folgenden Regeln einzuhalten:
  • Verlinke die Person, die dich nominiert hat
  • Beantworte die gestellten Fragen
  • Nominiere weitere 11 Blogger
  • Stelle weitere 11 von Dir ausgedachte Fragen an Deine Nominierten
  • Sag den Nominierten Bescheid, dass sie wissen, dass sie von Dir nominiert wurden.

1. Wie nimmst du Veränderungen war und wie gehst du mit ihnen um? (z.B. Änderungen von Produktnamen, Softwareupdates, geänderte Formulare etc…)
Gar nicht. Ich arbeite einfach mit ihnen und wundere mich dann, wenn ich gefragt werde, wie ich Veränderungen wahrnehme und wie ich mit ihnen umgehe (z. B. Änderungen von Produktnamen, Softwareupdates, geänderte Formulare etc. ...).

2. Stell dir vor, du kannst dich kreativ frei entfalten, was gehst du an?
Ich schreibe, male, mache drauf los und entwickele dann beim Machen das Konzept, den Überbau, die von mir bereits überbaute Basis. 

3. Wo hört Kunst für dich auf und wo fängt Ware an?
Einzig beim Gefühl. Ist es echt, was Du fühlst beim Erstellen eines Werks, ist es Kunst. Egal ob Du es später verkaufst, verschenkst, behälst oder zerstörst.

4. Was ist dein Beitrag zur Kultur? (In deinem Ort, der Welt, deiner Straße oder sonst wo)
Ich will nicht zerstreut oder gar Hybris gesteuert wirken, aber ich denke überall. Ich mache zu viele Sachen, alleine schon vom Sujet her, als dass ich da noch den Überblick hätte- Das netz hilft ein wenig zu katalogisieren, aber im Grunde ist es ja auch egal wo und was, Hauptsache man macht was. 

5. Zahnpasta. Reicht sie dir, oder kaust du noch zusätzlich irgendeine Baumrinde?
Ich habe solange Baumrinder gekaut, wie es ökologisch vertretbar war. Zudem ist es irre schwer geworden, die Viecher von den Bäumen runter zu bekommen. Verdammte Evolution. 

6. Hast du einen Fernseher und benutzt ihn? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Ich benutze ihn. Für Tatort und diverse Nachrichtensendungen. Zu mehr taugen die Dinger ja nicht, seitdem sie so flach geworden sind. Früher konnte man Blumenvasen drauf drapieren, Thermometer aufstellen, die Dartscheibe anlehnen ... ach ja, früher ... 
  
7. Rückblickend betrachtet, denkst du, das Leben ist eher zufällig mit dir umgegangen, oder siehst du einen Plan (deinen eigenen, den deiner Eltern, den Masterplan)?
Alles reiner Zufall, gestützt und begünstigt von meinen Eltern, meinen Freunden, meinem Umfeld. Jaja, eigentlich müsste man mir - qua meiner Existenz - ja einen Masterplan unterstellen, aber da muss ich Euch alle leider enttäuschen. 

8. Glückwunsch! Du bist bis hier hin gekommen. Ab jetzt wird es weitergehen. :-) Was also wünscht du dir für dein Weblog?
Ich wünsche mir, dass ich auf diesen Blogstöckchen-Post 1 Million Leser bekomme.

9. Führst du eine offene Punkte Liste? Womit, warum und was fühlst du, wenn du Dinge nicht erledigen kannst?
Ich führe immer mal wieder Listen, bis die nicht erledigten Punkte so oft verändert (oder missachtet) wurden, dass ich lieber eine neue mache. So schleichen sich ein paar Dinge jahrelang mit durch. Ist aber auch okay, hat man etwas, das man schon lange gut kennt. 

10. Glaubst du an das fahrerlose Auto der Zukunft?
Wenn niemand drin sitzt, sehe ich generell keinen Sinn mehr in Autos.

11. Böse. An wen denkst du bei diesem Wort sofort?
Derzeit denke ich dabei natürlich an den IS. Generell ansonsten immer an RTL, Sekten, R`n`B, Volksmusik und Schlager, Leithammel wie Putin oder Erdogan, Rosenkohl (der ewige FEIND) und die Dummheit. 


Und nun die wundersamen Fragen an die glücklichen 11, die ich nachfolgend mit dem Stöckchen bewerfe - sie mögen es mir nachsehen.

1. Was ist Dein allererstes Internet-Erlebnis, an das Du Dich erinnerst?
2. Was war Dein allererster Internet-Provider?
3. Wenn Du könntest wie Du wolltest, welches Essen würdest Du Dir mindestens drei mal die Woche zubereiten?
4. Wie sehr beeindrucken und beeinflussen Dich derzeit die täglichen Nachrichten aus der Weltpolitik?
5. Warum heißt Dein Blog eigentlich so?
6. Wie würdest Du gerne heißen, wenn Dir Deine Eltern in dieser Wahl nicht bereits vorweg gegriffen hätten?
7. Auf eine einsame Insel OHNE WLAN würdest Du mitnehmen ... ?
8. Das Deiner Meinung nach friedlichste Land auf der Welt und warum ist das so?
9. Was bedeutet für Dich Toleranz?
10. Mit wem würdest Du am Liebsten einmal eine lange Kneipennacht verbringen und warum?
11. Twitter oder Facebook?


Sodele, nun also meine Nominierungen (Verzeihung):


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Konsumenten und Vokalisten

Das Alphabet gibt es vor. Es gibt Konsonanten und Vokale. Genauso gibt es Konsumenten und Vokalisten. Es besteht beinahe immer und überall die Möglichkeit, passiv aufzusaugen oder aktiv abzugeben.

Das Eine schließt das Andere im Übrigen weder aus, noch zementiert sich Dieses über Jenes. Eine gewisse Tendenz ist jedoch in jedem Handeln oder auch Bleibenlassen auszumachen.

Mitschwingend beobachte ich im sogenannten Real Life, als auch im Netz (wer wäre gerade ich, hier die Trennlinie kantenscharf zu ziehen), dass sich die quantitativ weit überlegene Gruppe der Bleibenlasser durchaus mit einer gewissen Freude dazu hinreißen lässt, die Minorität der Handelnden in einer Weise zu kritisieren, die Missgunst auf den tönernen Füßen des Neids nahelegen lässt. Das hält sie jedoch nicht ansatzweise davon ab, das Aufgesogene in Form von massig verbreiteten Links und lustigen Bildchen ihrerseits zu verbreiten. Denn man trägt ja lieber eine gebrauchte, fremde Meinung auf, als sich nackt und inhaltslos zu zeigen. 

Weder möchte ich die Gruppe der passiven Nörgler hier an den neuzeitlichen Pranger stellen, noch mich lobend zum Anwalt der durch ihre Offenheit aktiv auftretenden Angreifbaren machen.

Ich möchte einfach mal nur breit grinsen. Und dieses Gefühl kurz genießen. 



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Warum Museen ungesund sind

Zunächst: ich mag Museen. Egal ob zeitgenössische Kunst oder alte Meister, Ramones oder alte Bügeleisen, Schokolade oder Naturkunst. Bier oder Skulpturen. Das muss ich vorweg schicken, da Sie sonst meinen könnten, ich wäre ein Museumsgegner.

Ich bin weiß Gott inzwischen, bis auf ein paar Ausnahmen, kein Sammler und Horter mehr, aber ich mag den Gedanken, dass sich Menschen um Dinge kümmern. Dass es für jede Sache im Grunde jemanden gibt, der sich verantwortlich fühlt. Ich mag die die Bewahrer, die Beschützer.

Was mir aber just bei dem Bummel durch das Museum Ludwig wieder aufgefallen ist, ist das sich mit Betreten, zumindest eines klassischen Museums, auffallend verändernde Verhalten der Besucher. War man zuvor noch in lautstarke Unterhaltungen vertieft, verfällt man nun in ehrfürchtigen Flüsterton. Ging man bis zur Kasse noch strammen Schrittes, schreitet man spätestens ab der Garderobe geradezu über den spiegelnden Boden und gelangt unwillkürlich in jenen langsamen Schlurfgang, der einem bereits nach 30 Minuten die Beine schwer wie Blei werden lässt.

Ich schätze es ist die Mischung aus der Erhabenheit, die die Kunstwerke ausstrahlen und ein leicht devotes Verhalten ihnen gegenüber einfordert und der einschüchternden Präsenz der allgegenwärtig herum stehenden Museumsaufpasser. Im übrigen einer - so glaube ich - der zermürbendsten Jobs überhaupt. Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob die "Ja nicht zu nah rangehen"-Aufpasser (die nirgendwo schärfer sind, als die Beißer im Essener Museum Folkwang) allesamt Holzbeine haben und lobotomisiert sind, anders kann ich mir auf jeden Fall nicht erklären, dass man diese körperliche wie geistige Stoik ertragen kann.



Doch zurück zu meinen Beinen und ihrem seltsamen Verhalten. Ausgedehnte Museumsbesuche killen mich körperlich genauso, wie stundenlanges Bummeln (da ist es wieder) durch die zubetonierten Einkaufsmeilen der Städte. So gesehen, müssten Frauen für Museumsbesuche geradezu trainiert sein und eventuell sogar besondere Beinmuskeln dafür ...  aber ich schweife schon wieder ab.

Der Gang, dieses Schleichen, lediglich unterbrochen von regelmäßigem Stehenbleiben, was der Ermüdung der Beine nicht gerade entgegen wirkt, geht zumeist einher mit einer die geistige Rezeption des Gesehenen ausdrückenden Körperhaltung, die besonders bei Männern im Diearmehinterdemrückenverschränken gipfelt. Dazu gerne der nach vorne geschobene Hals, zumeist um die kleinen Schildchen lesen und so dann mit dem gerade erworbenen Halbwissen glänzen zu können. 

Wenn man dann aber spricht, beispielsweise um seiner Begleitung die Zusammenhänge der Welt der Kunst zu erklären, geschieht das in einer beinahe pastoralen Art, das Gesicht nicht dem Gesprächspartner, sondern dem Kunstwerk zugeneigt, welches geradezu wissenschaftlich besprochen wird. Irgendwo zwischen Flüstern und Raunen kullern mittelkluge Worte in den für ein Verhallen zumeist recht anfälligen Raum und unterhalten alle Umstehenden, die wiederum arg mit ihren schmerzenden Beinen ringen und kollektiv die "Storch im Salat"-Taktik anwenden, weil sie glauben, abwechselndes Anwinkeln der Beine bis unter den Po, könnte ihre Leiden lindern. Kann es nicht. Sieht dafür aber scheiße aus.

Kurzum, der museale Kunstgenuss ist ein rein geistiger, der proportional mit körperlicher Qual einher geht und die Menschen bescheuert aussehen lässt. Aber immerhin gekünstelt, was ja dann wieder passt.

Aber wie ich eingangs schon erwähnte:
ich mag Museen.


Boysetsfire - 20 years and counting - After The Eulogy

Samstag, 4. Oktober 2014. Der erste von den drei Tagen, auf die ich seit 5 Monaten warte wie ein 5-Jähriger auf seinen Geburtstag, ist gekommen. 

Vor mir liegen sage und schreibe 4 Konzerte meiner Lieblingsband Boysetsfire, jener amerikanischen Post Hardcore-Legende die diese anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens exklusiv zum Dank an die treue europäische  - und hier speziell die deutsche - Fanbase geben. An drei Abenden hintereinander (3 mal jeweils Hamburg, Köln, Berlin und Wien) werden drei Schlüsselalben der Band zu Gehör kommen. Und wer BSF kennt weiß, dass das Gehör hier zusammen mit Hirn und Herz am Meisten wird leisten müssen.

Die ersten 3 umjubelten Konzerte in Hamburg liegen bereits hinter der Band und so sitze ich bei einem Weizenbier in Köln, ich Rebell, und fiebere dem ersten Abend entgegen, welcher "After The Eulogy", dem Meisterwerk von 2000 gewidmet sein wird. Während ich mit Grausen die "Du siehst schon wieder Scheiße aus"-Gesänge der bereits um 19 Uhr volltrunkenen Menschen am Nachbartisch ertragen muss, höre ich vor meinem geistigen Ohr schon den legendären Schlachtruf, der mir in etwa dreieinhalb Stunden im verschwitzten Bürgerhaus Stollwerck die Gänsehaut auf den gesamten Körper zaubern wird, wie er es schon so lange und seitdem immer tut: RISE!



Ich weiß, es ist vermessen, aber dennoch kann ich mich des moralisch überlegenen Gefühls gegenüber den Behelfs-Micki Krauses am Nachbartisch nicht erwehren. Sogar Mitleid für diese armen Menschen striff gerade meinen Gefühlskanon. Es ist dieses erhabene Gefühl, in Erwartung eines Ereignisses zu erschaudern, dessen Größe und Schönheit, die RTL II Fraktion nebenan niemals wird begreifen können. Wohl wissend, dass jeder Musikgeschmack rein subjektiv ist und sie diese, meine Musik ohnehin nur als Krach wahr nehmen würden. Aber das ist jetzt egal. Dieser Abend gehört in meiner kleinen, das Erhabene, die Meinung, die Haltung feiernden Welt nur dieser Band und ihren Fans. Ich Musikfaschist, ich. Heute bin ich einfach nur Fan und als solcher gibt es nichts was gerade geiler sein könnte, als hier zu sein.

Ich freue mich auf die Jungs, den Schweiß, den Lärm, die Gemeinschaft, das Geschrei, die Emotionen, die Melodien, die gegen das Schlechte gerichtete Brutalität, die das Zerbrechliche feiernde Zartheit, die das Schutzlose in den Arm nehmende Poesie und auf jede einzelne Sekunde. Schrieb ich noch vor 2 Jahren hier von meiner dummen Angst, zu viel zu erwarten, muss ich an dieser Stelle gestehen, es ist scheißegal, was ich erwarte. Boysetsfire sind eine der wenigen Bands, die mich noch nie enttäuscht haben, egal wie ich drauf war, als ich zum Konzert ging. Und so weiß ich, der Raum wird - wie immer - klein und eng sein. Die Luft wird - wie immer - heiß und stickig sein. Aber die Gesichter werden - wie immer - voller Euphorie sein. Vorher, währenddessen und danach.

Es gibt nicht viele Bands, die es schaffen mit ihrer Musik, ihren Texten Liebe und Aggression zu vereinen. "Meine Jungs" schaffen das mühelos mit einem Lächeln. Das ist keine Zweckgemeinschaft, das ist der Geist des Hardcore, wie er sein sollte.

Auf geht's.

Die Unsichtbareren

Man merkt eigentlich gar nichts davon. Im Grunde auch gut so.

Was einst viel beachtet und von allen Seiten bejubelt seine Existenz beginnt, wird in der Wahrnehmung der anderen Menschen Jahr für Jahr immer blasser, farbloser, dünner. Bis es eines Tages nicht mehr existiert so scheint es.

Es ist nicht einmal so, dass es sich von innen großartig anders anfühlen würde. Es ist nicht so, dass es einen urplötzlich zerreißt, pulverisiert. Es ist einfach nur das, was von den anderen zurück kommt. 

Oder eben auch nicht.

Das Echo verhallt. Als wenn der Wald den Schall plötzlich nur noch schluckt. Nichts schallt mehr heraus. Es ist dem Wald egal, was und wie hinein gerufen wird. 

Was vorgestern noch alle Aufmerksamkeit auf sich zog, ist heute allein auf sich gestellt.

Man merkt eigentlich gar nichts davon. Im Grunde auch gut so. 


Schuster, bleib bei Deinen Scrollbalken.

Sozialmedial vernetzt zu sein, galt in meiner sozialmedialen Kindheit - also in den frühen bis mittleren 90ern, zunächst als verrückt neu, dann als das neue Ding und absolut notwendig, und bis vor Kurzem noch als total en vogue. Heute ist es schlicht normal und bedarf eigentlich kaum mehr der Erwähnung. Meint man.

Denn genauso wie es für Euch, die Ihr hier diesen Blog lest, Usus ist, das virtuelle Leben so selbstverständlich in Euren Alltag einzubauen, wie zum Bäcker, Spazieren oder in die Kneipe zu gehen. gibt es sie ja auch immer noch: all die anderen, die das berühmte Teufelszeug und Internet in einem Atemzug nennen und es auch so meinen - wohl wissend, dass sie weder von dem einen noch von dem anderen auch nur die blasseste Ahnung haben.

Ist auch alles nicht weiter schlimm. Jeder hat seine Hobbies, seine bevorzugte Lebensweise, sein Umfeld. Schlimm finde ich es erst, wenn man sich mit einem Umfeld schmückt, ohne dieses überhaupt bewusst zu bewohnen. Das Schmücken mit fremden Federn gibt es schon, seit es Menschen gibt - und Federn natürlich. Die Frage muss aber nun gestattet sein, warum ich vorgeben sollte, Ahnung vom  Leben im Internet zu haben, wenn es nicht den Tatsachen entspricht? Ich gehe ja auch nicht zu meinem Gemüsehändler und erzähle ihm was von biologisch einwandfreier Aufzucht, nachhaltig freilaufender Rüben.  

Wenn das virtuelle Leben heute noch ultrahip und nicht so normal wäre, wie das morgendliche Zähneputzen, wäre ich eventuell bereit ein gewisses Verständnis aufzubringen, all jenen gegenüber, die mir tagtäglich das Netz neu erklären wollen. Ist es aber nicht - ich erwähnte es eingangs bereits in wenigen Worten. Das Netz ist im Alltag  angekommen. Und so - auch das ist keine wirklich neue Erkenntnis - ist es im virtuellen Leben das Selbe, wie im biologischen - es gibt ein paar unumstößliche Weisheiten:

Practice what you preach. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Schuster bleib` bei Deinen Leisten (was nicht heißt, dass der Schuster nicht jederzeit seinen Horizont erweitern darf). Was im anfassbaren Leben gilt, gilt auch in der virtuellen Welt. Sei einfach Du selbst und versuch` kein Arsch zu sein. Mehr ist es gar nicht.



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Weiterlesen: "Das Netz wird endlich 3.0"

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