Wir lachen ihn aus bis er stirbt

Im Grunde muss es einmal eine Zeit gegeben haben, da jener bewundert wurde, der etwas besonderes konnte, eine Fähigkeit besaß, die andere nicht hatten. Aufgrund der Notwendigkeit des Unbills täglichen Überlebens, waren dies zumeist praktische Fähigkeiten. Jagen, Fischen, Dinge herstellen, die Gemeinschaft beschützen. Exakt diese Dinge sind heutzutage entweder automatisiert und somit anonymisiert, oder aber gesellschaftlich völlig ohne Anerkennung. 

Es ist offensichtlich, wer den Ruhm und die bewundernde Aufmerksamkeit erntet in dieser Gesellschaft. Politiker, trotz ihrer enormen Verantwortung sind es definitiv nicht, es sei denn, sie haben Sprachfehler oder sonstige Verhaltensauffälligkeiten und haben das Zeug zum unterhaltsamen Clown in Talkshows für ansonsten untätige Sofadebile. Wissenschaftler? Vielleicht ein wenig, in so fern ihr Schaffensgebiet zur Sensation taugt. Interplanetare Phänomene sollten aber schon dazu gehören. 

In der Prä-Internetphase standen Künstler jeglicher Ausprägung am obersten Ende der Nahrungskette aller Anbetung. Seit dem Untergang des Gebühren-Fernsehens und dem Aufkommen von Prekariats-TV, Youtube und Selbstdarstellungsmedien aller Art, fällt beinahe sämtliche mediale Aufmerksamkeit auf völlig Verblödete, tumbe Nichtskönner, oder universale "Tutoren", die einer scheinbar in der Tat multipel unbegabten Zuklickerschaft, die simplen Dinge der realen Welt derart unterhaltsam erklären - Muhahahar - dass sie, die sie annähernd, wissen wie eine Kaffeemaschine oder ein Staubsauger funktioniert, die Dorfgelehrten früherer Zeiten zeitgemäß ersetzen. 

Aber bei aller Annehmlichkeit des von uns sogenannten modernen Lebens, vergessen wir alle stets jene Berufe, die ganz unglamourös, ihre Arbeit verrichten. Die Menschen, die uns überhaupt erlauben modern zu sein. Die unsere Klos konzipieren, die unsere Handies zusammen löten, die unseren mannigfaltigen Müll wegräumen, die uns transportieren, die uns pflegen wenn es niemand sonst mehr tut, die uns uns mobil wähnen lassen, die uns rund um die Uhr verköstigen, die die Dinge herstellen, für die wir uns alle so feiern. Günther Jauch lädt Handwerker allenfalls als Zaungast ein, wenn er einmal einen normalen Menschen vorführen muss. Straßen werden nicht nach dem Koch der Pizzeria um die Ecke benannt. Und Taxifahrer werden wohl kaum die Ehrenbürgerschaft einer Stadt bekommen. Der Bauer darf unsere Gemüseauswahl bereichern, aber wie er heißt, ist uns herzlich egal. Und den Maurer, der uns die schicken glatten Wände ins Bad putzt, prellen wir am besten noch um seinen Lohn, wegen Pfusch am Bau. 

Wir sind keine Leistungsgesellschaft mehr, schon lange nicht. Was gefeiert wird, ist das Banale. Wir krönen den Dümmsten der Doofen zum König der Unbedarften und setzen ihm die mediale Krone aus flimmernden Flatscreens auf. In die Höhe gereckte Daumen beweisen seine Regentschaft und auf dem Höhepunkt seines Ruhms machen wir ihn zum Helden einer sterbenden Fernsehsendung und lachen ihn aus bis er stirbt. 

Im Grunde muss es mal eine Zeit gegeben haben, da jener bewundert wurde, der etwas besonderes konnte. 




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Unfertig – so soll es enden

Und ist unser Haus auch noch so wundervoll,
perfekt und heimelig, immer wohl,
niemals wird uns das Material ausgehen,
niemals werden wir die Füße einfach so hochlegen,
ohne den Versuch es zu verbessern.
  Niemals wird die Hülle, die wir sind, vollendet sein. 
  Und sollte das Bild auch noch so fertig erscheinen,
  Zufriedenheit würde den Tod bedeuten,
  obschon es ihn nicht aufhalten wird.
Zu keiner Zeit werden wir ruhigen Gewissens ruhen können, 
gewiss der Abgeschlossenheit unseres Tuns.
  Das Letzte, dessen wir gewahr sein werden,
  ein schales Gefühl, nicht fertig geworden zu sein,
  es nicht vollendet zu haben.






Und hier noch der passende Song mit den richtigen Fragen und Feststellungen von den fabulösen duesenjaeger "Leinen los, bereit Matrose?"


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