Diesseits und Jenseits

Der Tod, ich glaube ihn in gefühlter Sicherheit noch weit von meiner Person zu wissen, stellt sich, zunehmend von Jahr zu Jahr, immer persönlicher bei uns vor und nicht selten, hinterlässt er bei seinen Stippvisiten unschließbare Lücken in uns und um uns herum. Religiöse Menschen haben es da, ich erwähnt es bereits an anderer Stelle, stets ein wenig leichter, ist ihnen doch die Aussicht auf ein irgendwann stattfindendes Wiedersehen mit der geliebten Person in einer wie auch immer gearteten Form von Jenseits sicher. Aufgeklärte Menschen, Atheisten, Agnostiker, also alle wie auch immer nicht an die Existenz einer höheren Macht, die uns in das Spiel des Lebens gesetzt hat, Glaubenden trifft der Schlag des Verlustes natürlich nicht unmittelbar stärker, als gläubige Menschen. Diese haben jedoch die Chance ihre Trauer auf eine verträgliche Weise zumindest mittelfristig mit Hilfe ihres Glaubens an einen höheren Sinn, einen Plan zu verarbeiten, ja beinahe an die nächst höhere Direktive zu delegieren. Das Bewusstsein einer absoluten Endlichkeit von allem Sein – und ich spreche hier nicht von Energien oder sich in den universellen Kreislauf zurückspeisender Materie – ist für einen Agnostiker wie mich solange kein Problem, wie es theoretisch bleibt.

Geht es aber um den Tod, wird die Sache um ein ganzes Stück komplizierter, gefährlicher, essentiell bedrohlicher. Dabei geht es im Übrigen kaum um den eigenen Tod, zumindest nicht in dem Sinne, dass man Angst vor ihm haben müsste. Das ist wieder ein ganz anderes Thema und hängt in erster Linie – jenseits von Glaubensvorstellungen – davon ab, wie unter welchen Bedingungen man letztendlich stirbt. Die Bedrohung in Form von alles überlagernder Trauer, sowie schon der abstrakten, vorgelagerten Furcht vor ihr, betrifft besonders den Tod eines geliebten Menschen, von dem man weiß, dass man ihn, ist er einmal gegangen, niemals wiedersehen wird. Weder in seiner diesseitigen Existenz, noch in einer als nicht nur abstrakt, sondern als dilettantisch-abstrus, ja kindlich-naiv empfundenen Jenseitigkeit. Man steht plötzlich vor einer unumstößlichen Tatsache, die einen nichts vertagen lässt. Von nun an verblassen Erinnerungen. Es gibt keinerlei Chance sich damit zu trösten, dass eine Aussprache, ein letzter Gruß, die Beschäftigung mit dem was diesen Menschen ausgemacht hat, die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen dem Verstorbenen gegenüber in irgendeiner abstrakten Zukunft möglich sein wird, ohne dass man verklärt, Details vergisst, dem Menschen als das Individuum, das er war, einfach nicht mehr gerecht wird. Der Tod trifft einen so unmittelbar, wie jeden anderen auch. Keine Frage. Aber von nun an gibt es keine Ruhe mehr. Will man seine – von nun bis zum eigenen Tod immer, wenn auch vielleicht nur unterschwellig anhaltende, Trauer, in eine erträgliche Bahn lenken, gibt es keinen Aufschub.

Wie einfach wäre es also angesichts dieses immensen Drucks, sich doch schlicht so zu verhalten, wie viele Menschen es mit zunehmendem Alter und insbesondere in der Nähe des eigenen Lebensendes tun, und sich all jenen anzuschließen, die plötzlich – obschon sie ihr Leben sichtbar bequem ohne Religion und all die lästigen Pflichten die damit einhergehen zubrachten – an Gott zu glauben beginnen. Aus Verzweiflung, aus Angst, aus Bequemlichkeit. Nicht, dass man nicht in einem langen Leben durchaus seine Meinung ändern dürfte, nicht, dass es keine Einsichten geben dürfte, nicht, dass Angst zu unterschätzen wäre. Aber es hat auch etwas mit Haltung zu tun, mit Rückgrat, mit Würde, genau das im Angesicht des eigenen Endes nicht zu tun.   

Warum mich das Verhalten der Menschen in dieser schweren Situation überhaupt so beschäftigt, wobei es mir doch so was von egal sein könnte, schließlich ist – ganz nach meiner Auffassung – Religion ein absolutes Privatvergnügen und ich es in der Tat auch niemandem absprechen möchte, in seiner dunkelsten Stunde aus Angst einen Gott anzurufen, den er bislang verächtlich verneint hat? Nun, ich denke, es ist mein eigener Versuch, den Tod meines Vaters mit über 80 Jahren und das Verhalten meiner Mutter in ebensolchem Alter in einen Zusammenhang zu meinem und ihrem Leben zu setzen, den ich verstehe, der mir letztendlich selber hilft, meine Trauer zu verarbeiten. Vielleicht ist es auch mein Versuch, meinen Eltern ein kleines philosophisches Denkmal zu setzen, haben sie mich doch gelehrt, dem freien, unvoreingenommenen Denken den Vorzug vor erstickenden Dogmen und in Stein gemeißelten „Wahrheiten“ zu geben, die über Jahrtausende Menschen in Unfreiheit gehalten haben.     
Meine Eltern hatten, mein Vater bis hin zu seinem Tod, meine Mutter nach dem schmerzlichen Verlust ihres geliebten Mannes, nicht ein einziges Mal auch nur den leisesten Zweifel an ihrem – ich nenne es nun einmal liebevoll – Religion ignorierenden Unglauben geäußert, ganz im Gegenteil. Was für meine Generation in großen Teilen vielleicht sogar bereits zum Selbstverständnis geworden ist, ist genau das für Menschen die noch vor dem zweiten Weltkrieg geboren wurden absolut nicht.

Dies ist im Übrigen kein Fanal für den Atheismus oder gegen gläubige Menschen. Wer wäre ich, Menschen ihren Glauben abzusprechen. Diese Frage muss jeder Mensch für sich alleine beantworten. Und solange man seinen Glauben mit sich ausmacht und nicht auf andere übertragen möchte, ist es mir absolut egal, wer an was glaubt. Dies ist schlicht eine, meine Art, mich bei meinen Eltern zu bedanken, dass sie es geschafft haben, aus mir einen denkenden, freien Menschen zu machen, dass ich mit dieser Auffassung von Leben sehr glücklich bin und ihnen zu sagen, dass ich unglaublich Stolz auf sie bin. Nicht dass ich auch nur ansatzweise der Versuchung ausgesetzt wäre, mein Weltbild in Frage gestellt zu sehen, aber die Tatsache meine Eltern in dieser Situation nicht umfallen zu sehen, hat mir eine enorme Stärke verliehen.   

Letztlich dient mir die Einstellung meiner Eltern in hohem Alter zum Tod und zu Gott als Beweis, dass man seinem Gewissen treu bleiben kann, dass man seine Einstellung nicht verraten muss, ja, dass die Überzeugung, die ich mir zu einem gehörigen Teil von ihnen abgeschaut habe, eben doch auch existentiellen Situationen, großen Dramen, der Prüfung des Seins an sich Stand hält. Es geht mir hierbei nicht um das bloße Aussprechen eines Satzes wie: „Habe ich also doch Recht gehabt.“ Es geht um das beruhigende Gefühl eines emotionalen Beweises, mit einer im Endeffekt potentiell schwierigen Lebensanschauung, auch nach Schicksalsschlägen wie dem Tod meines Vaters ohne Zweifel weiterleben, mehr noch, diesen auf meine Weise verarbeiten zu können, wie es sonst vielleicht nur gläubige Menschen aufgrund der geistigen Topografie ihrer Religion in der Lage sind.

Mein Herz ist wieder ein klein wenig schwerer geworden, aber mein Rüstzeug wieder ein klein wenig stärker.

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Wo seid Ihr in 10 Jahren?

Einer immergleichen kindlichen Vorfreude verhaftet gehe ich mit.

Nein falsch. Ich bin es, der sie mitnimmt. Es ist mehr als eine Pflicht.
Tiefer als jede Tradition. Es ist eine Verantwortung.
So dringen wir also ein, in den frei zugänglichen Kreis einer zwar
losen Gemeinschaft, wie sie dennoch eingeschworener nicht hätte
sein können; dessen ursprüngliche Entstehung ich selber zwar auch
nur nachgelesen hatte, der ich mich aber dennoch in einem übergeordneten
Sinn, tief verankert in meinem Herzen, zugehörig fühle.
Selbstverständlich bin ich längst einer derjenigen, die sich – selber
– aufgrund ihres Status quo, nicht zuletzt des Alters, in den Stand
der alles Hinterfragenden befördert hatten. So ist es auch nur allzu
offensichtlich, dass jeder, der hier noch älter ist, ein direkter Verbündeter
und damit Mitwissender zu sein scheint.
Hohepriester unter sich.
Zu erkennen sind wir für andere kaum. So ist es schon immer
gewesen. Wenn man dazu gehört, versteht man sich blind und
mitunter auch taub, aber niemals für die Mehrheit ersichtlich. Ein
kurzes Nicken, ein vielsagender, nicht selten grinsender Blick genügt,
Wo seid Ihr in 10 Jahren?

um den Eingeweihten die eigene Erleuchtung, und somit einen eingeforderten
Respekt, wie ein gewährtes gegenseitiges Inruhelassen,
zu signalisieren. Kein territoriales Platzhirschgehabe bestimmt fortan
die Atmosphäre, sondern vielmehr die Wahrnehmung einer geistigen
wie ordnenden Verantwortung, angesichts der erlebten Geschichte,
wie sie hier und an ähnlichen Orten in der ganzen Welt stattgefunden
hatte.
Ein seit jeher gleicher Ritus bestimmt den Ablauf. Elitäres
Denken im Privaten eines jeden Einzelnen prallt frontal auf eine kollektive
Weltoffenheit, die sich selber zu genügen scheint. Doch außer
im Scherz spricht niemand ernsthaft darüber. Dazu ist es viel zu
ernst. Aufgedrehte Novizen wie abgeklärte Großmeister – die Drahtzieher
im Stillen, die Exekutive in der Aura des Rampenlichts: jeder
spielt die ihm letztendlich von sich selbst zugedachte Rolle. Und das
in einer Perfektion, die man niemals wird durchschauen können,
wenn man nicht wenigstens für eine gewisse Zeit ein kleines Teil des
großen Ganzen gewesen ist.
Ein ganz genau auf die essentiellen Bedürfnisse und offensichtlichen
Aufgaben des Individuums ausgelegtes taktisches
Stellungsspiel, bringt die ersten größeren Bewegungen in eine nur
vordergründig träge erscheinende Masse von permanent Konsumierenden.
Dichter Rauch liegt über dem Schauplatz und Sauerstoff
ist eine begehrte wie knappe Luxusware, von der abhängig zu sein
man sich jedoch nicht die Blöße gibt. Keine Schwäche dulden oder
offenbaren. Das bedeutet auch, die bereits zum virtuellen schneiden
vorbereitete, atembare Luft, durch eigenes inzestuöses Zutun
noch ungenießbarer werden zu lassen. Nichtraucher mutieren zu

Kettenrauchern, obschon sie sich bereits seit Jahren aufgrund des
gesundheitlich motivierten Verzichts durchschnorren müssen. Nebulöse
Schemen tanzen vor aller Augen ihren bedrohlichen Schattentanz,
geisterhafte Bewegungen fließen sich aneinander liquidierend
ineinander, Körper tauschen flüchtige Energien aus, muten sich
gegenseitig innigste Berührungen zu. In Sekundenbruchteilen finden
und verlieren sich Überzeugungen, die unterschiedlicher nicht sein
könnten, hier jedoch ihren kleinsten gemeinsamen Ethik-Nenner im
Nebelrausch suchen und für die zuckenden Momente, die es andauert,
auch finden. Schweißnasse Aggressionen entladen sich auf denkbar
bedrohlichste, wenngleich harmloseste Art, alltägliche Ängste
brechen sich Bahn, aufgestaute Emotionen dirigieren ihre Besitzer
schamanenhaft durch die sich durch sie rotierende Menge.
Ich stehe abseits und betrachte, versunken in den Untiefen
meiner sich auch dank solcher Ereignissen herausgebildeten Persönlichkeit,
die Erinnerung, einmal genau den gleichen Impulsen
auf genau die gleiche Art gefolgt zu sein, dem schreienden, sich
verausgabenden Pulk angehört zu haben; immer darauf bedacht, für
winzige Augenblicke noch einmal so fühlen zu können, wie einst.
Und es funktioniert.
Es reichen ein paar Worte, ein Ruf, eine Folge gelernter und
gänsehauterzeugender Töne, vielleicht gepaart mit einem meine
Augen blendendem, die Wirklichkeit fragmentierenden Licht, und es
ist wie damals. Die Augen ins Unendliche fokussiert genieße ich, wie
mein Körper von Wärme durchströmt wird, von diesem unnachahmlichen
Gefühl der Einheit, dieser für diesen Moment unumstößlich
wahren Gewissheit, dass ich mein eigener, in seinem sakralen Still-

stand um sich selbst kreisender Mittelpunkt und in diesem Moment
wahrhaft glücklich bin. Hier gehöre ich her. Mein Körper steht unter
einer in seiner Vertrautheit eigenartigen Spannung. Was auch immer
um mich herum passiert, verschmilzt zu einem großen Ganzen, zu
einem fraktalen Wirklichkeitsklumpen, wie es ihn homogener nicht
geben kann. Ich gebe mich dem schieren und reinsten Genuss hin,
sogar jetzt im tiefsten Bewusstsein, dass es nicht von Dauer ist und
genau das macht den finalen Reiz aus.
Doch dann. Eine seltsame Klarheit schießt durch meine
Nervenbahnen, lässt mich immer ruhiger werden, den Puls verflachen,
der Lärm, alles um mich herum verebbt, als würde jemand den
Master-Regler herunterziehen, als wäre der Stöpsel aus diesem jede
aktive Teilnahme beanspruchende Existenz in sich hineinsaugenden
Abfluss gezogen worden. Meine Wahrnehmung ist mitnichten gestört,
alles funktioniert, wie ich glaube, dass es soll und sogar noch
weit darüber hinaus. Der Mob hat sich keineswegs beruhigt, nichts
hat sich im Vergleich zu den Sekunden vorher auch nur im kleinsten
Detail geändert. Wie automatisiert, gedankenverloren, nehme ich
einen selbstbelohnenden Schluck aus meinem Bier, in beinahe melancholischer
Erinnerung an eine dem Zeitstrom zum Opfer gefallene
Unbeschwertheit. Dann lasse ich meine Augen über die sich langsam
wieder in optisch klar unterteilbare Bereiche entzerrende Szenerie
schweifen, die verschiedenen Grade der Involviertheit an Kontur
gewinnen und die wie kommandoartig organisierte Struktur wird
sichtbar. Meine sich gegenseitig der Federleichtigkeit versichernden
Gedanken spielen sich unbeschwert die Sinnbälle zu, jonglieren freier
denn je mit – mal wieder – aufgebrochenen Denkmustern.
Von vorne erschallt ohrenbetäubend eine Kampfansage, die

in ihrer Güte und Klarheit, ihrer Simplizität und Wahrheit, reiner nicht
hätte sein können. Die Stimme ist ungefähr so alt wie ich und muss
sich ebenso der Tragweite, wie auch der sich in letzter Konsequenz
offenbarenden, unterhaltenden Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst
sein. Dennoch erreicht sie voller echt empfundenem Idealismus die
ekstatischen Massen, die ihre Zustimmung – man ist versucht zu
sagen, ihre blinde Zustimmung, auch wenn das hier nur die halbe
Wahrheit ist – durch lautstarkes Klatschen und Brüllen auf eine mehr
als archaisch anmutende Weise bekundet.
Ich muss grinsen.
Halb die neuerstarkte Gänsehaut genießend, halb das, was
ich in diesem Moment als Weisheit empfindende verspürend, begleiten
mich für die idealisierte Masse finstere Gedanken treusorgend
in meine geräumige Oase der Unberührbarkeit. Ein weiterer Schluck
Bier aus dem immer gleichen Plastikbecher und ich bin sicher. Was
sich bereits seit einigen Jahren seinen Weg bahnt, ist nun Gewissheit.
All die energetischen Novizen, nicht weniger diese vielen langjährigen,
die Ideen einer Szene lebenden Vitalteile des Pulks, sie alle
erhalten das Ganze am (Über-)Leben, sie alle sind sein Leben. Ohne
sie wäre ich nicht hier, wäre niemand hier, hätte ich diesen kleinen,
nahorgasmischen Höhepunkt nicht erleben dürfen, wären all die
Ideen, die das hier ausmachen, kraftlos, belanglos, nicht existent,
vielleicht auf ewig tot.
Und dennoch, ein Gedanke übertrifft sie alle. Eine simple
Frage kristallisiert sich heraus, die zu stellen mir die Reife auferlegt,
und ich bin größer, als noch vor fünf Minuten.


Wo seid Ihr alle in zehn Jahren?
Sitzt Ihr morgendlich gekämmt in einem angenehm klimatisierten
Büro? Habt Ihr 26 Tage Urlaub und einen Firmenwagen? Macht Ihr
Pauschalurlaub im All-Inclusive-Hotel? Verstopft Ihr die Straße mit
extra für sie verbauten Allrad-Jeeps? Lauschen Eure Ohren denselben
mainstreamformatierten Radiosendern wie diejenigen, die Ihr
heute verlacht? Haben Eure Kinder jene Markenattribute verinnerlicht,
die Euch noch in diesem Moment als indiskutabel erscheinen?
Verspürt Ihr das Bedürfnis, wenigstens etwas sollte so bleiben wie es
ist? Schaut Ihr Euch manchmal die Fotos an und klopft Euch auf die
Schulter, um Euch zu vergewissern, dass Ihr dabei wart? Kauft Ihr
Eure Lebensmittel in Geschäften, die Ihr Euch heute schlicht nicht
leisten könnt? Wählt Ihr vielleicht sogar die Partei, die in diesem
Moment auf Euch herabschaut?
Und dann wird mein Grinsen noch etwas breiter und mit leider zu
gleichen Teilen rückwärts wie vorwärts gewandter Sentimentalität
bedankt sich die Gewissheit bei meinem Verstand.
Wir
Können
Nicht
Alle
retten.
Die Frage stellt sich im Prinzip doch überhaupt nicht.

Wo seid Ihr in 10 Jahren? Angepasst wie Arsch!
Und es ist in Ordnung.
Und mit einem mal fühle ich mich gut.

FAITHBOOK

Liebe Online-Devotees, apfelgesteuerte Markensklaven,gleichgeschaltete Mobile-Süchtel, monitheistisch Vernagelte und massenimplantierte Nondividualisten:

Dies ist Eure neue Heimat - für immer!

• Gelangweilt von facebook, weil es Euch zu viele Persönlichkeitsrechte einräumt?
• Enttäuscht von Apple, weil das iPhone nach wie vor ausschaltbar ist?
• Abgewandt von Gott, weil er sich einfach nicht mehr meldet und der AB aus ist?
• Verdrossen von Euren Social Netwürgs, die sich einfach nicht vergrößern wollen?
 
Die Lösung erblickt Ihr soeben auf Eurem Screen (sei es ein winzig leuchtender Mobileklumpen oder ein mit faulem Obst imprägnierter 16:9-Bildschirm).

Und demnächst neu im Netz:

Endlich muss sich keiner mehr die Mühe machen seine Identität auf ehrlich, strahlend, erfolgreich oder sympathisch zu trimmen. Schreibt nicht was Ihr gerne wärt, schreibt was Ihr seid. Also verhaltet Euch einfach genauso wie auf facebook, nur ohne Gefahr der Wahrheit überführt zu werden, denn die gibt`s hier nicht.



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Ganz gleich ob Du Dein geisterhaft hell leuchtendes iBook immer dort auspackst, wo sich andere mit ihren menschlichen Freunden nach Feierabend gut gelaunt auf ein Bier treffen, weil Du immer noch glaubst, Dein Leben wäre reicher, wenn Du allen mit dem was Du für Arbeit hälst in der Öffentlichkeit auf den Sack gehst, anstatt Dir endlich mal eine Freundin zu besorgen ...

Komplett unwichtig wenn Du ein werbetreibendes, sich selber der Hyperkreativität bezichtigendes und somit per Definition chancenloses Hype-Opfer bist, welches zwar mitunter studiert, aber sein Hirn irrwitzigerweise mit dem Eintritt in den Agenturkosmos der Brainstorming-Abteilung gespendet hat, um fortan Coolness fördernd dem – eigentlich eher anarchistisch aufgestellten – FC St.Pauli Trikot bewehrt seine Treue zu schwören, unsäglich langweiligen und uninspirierten Schmonz im Stile Café del Mars zu hören, als einziger Mensch freiwillig Saab-Cabrio – jenen Automobil gewordenen feuchten Traum des schwedischen Rasenmäher-Herstellers – zu fahren, so es der Arbeitgeber denn zu bezahlen bereit ist, nur noch Chucks zu tragen, weil Understatement eben zumindest bei Schuhwerk alles ist und dasselbe dann in Form der devot gehorchenden Anschaffung aller nur erdenklichen Markenartikel des Multikonsenskonzerns Apple komplett wieder zu verdrängen ...

Es ist noch nicht einmal ein unschienbarer Beinbruch, wenn Du morgens im Bad mit dem Finger über Dein Spiegelbild wischst, weil Du nicht glauben kannst, dass Du das Bild, welches Du da siehst, nicht einfach wegscrollen kannst, wenn Du beim Gemüsehändler nach angebissenen aber leuchtenden Äpfeln Ausschau hälst bevor Du im McCafé einen Latte Mac Chiato bestellst und Dir jeden Abend das Mac-up-App in Dein Gesicht klatschst in der Hoffnung, dass das nur Pixel sind und facebook nicht wörtlich gemeint ist ...
 
 
Gemahnend an die Krisen erprobten Errungenschaften der mittelalterlichen Kirche, lassen wir eine lieb gewonnene Tradition der Läuterung für alle jene wieder auferstehen, die  sich – ihrer Verfehlungen bewusst – eines Besseren zu besinnen fähig zeigen:

Die „App-Lass-Mail Basic“

Seht Ihr Euch in einer der oben beschriebenen Zielgruppen gefangen oder seit Ihr auf dem Besten Weg, die Arge mit dem Jobs-Center zu verwechseln:
wir lassen Euch nicht im digitalen Regen stehen.

Schickt einfach eine Mail mit der Betreff-Zeile „App die Pest“, Eurem Namen und der Nennung Eurer Sünden an faith-book und wir schicken Eure Sünden auf dem digitalen iTerhaufen zur Hölle.

Wem die „App-Lass-Mail Basic“ zu schwach erscheint, weil er oder sie bereits seit Jahren bekennder Mac-iAner ist oder vielleicht seine privaten Daten im Dienste des Geoslaverys á la Four Square bereitwillig in den Äther jagt, was den Großen Lauschangriff des ehemaligen Innenministers oder die Volkszählung der 80er Jahre wie einen Kindergeburtstag aussehen lässt oder weil er sich sogar der Mittäterschaft der Jobs-Maschine schuldig gemacht hat, indem er es nicht unterlassen konnte, das hohe Lied auf seinen Herrn und Meister öffentlich, in an religiös verblendete Litaneien erinnernden Versen den bereits blutenden Ohren der Zuhörer einzuhämmern, dem sei die absolute Highend-Version der App-Lass-Mail empfohlen:

App-Lass-Mail Deluxe Suite 2.0

Sendet Euer Foto und die Beschreibung Eurer Sünde, respektive Sünden (wobei für jede einzelne Sünde ein Foto gesendet werden muss) mit der Betreff-Zeile „App-Sofort-Nur-Noch-Appelsaft“ an faith-book und wir überantworten Eure fahrlässigen Verfehlungen der heiligen iQuisition, welche ihnen dann ein für alle Male das Kerngehäuse rausschneiden und Eure Seelen wieder reinwaschen.

Beide Appsolutionen sind natürlich appsolut kostenlos.

Jetzt von Deinen Sünden reinwaschen!

WENN KEINER DANN DU

WENN KEINER DANN DU

Worte über Ché ...

Che Guevara –
der Mann mit dem Putsch-Fimmel rät!
Für einen ordentlichen Haus-Putsch
oder einen Putsch-Anfall benötigt man:

1 Schüssel Silvester-Putsch
1 Putschlappen
1 Putscheimer
1 Tube Putsch Buin
1 Putscheblume
1 Flasche Putschkin-Vodka
1 Creme gegen Putschteln
1 Packung Aufputschmittel

Als Partner empfehlen wir Vladimir Putschin

Und wenn die Aktion „Putschmunter“ funktioniert,
ist die alte Regierung putsch!
Und dann auf zur Putsch-Fahrt.

Die Gleichgültigkeit des real existierenden Spezialisten

Katasterämter kümmern sich gelinde gesagt schlicht um ihre ureigensten Belange. Was auch immer diese im relativen Bezug zu normal Lebenden sein mögen. Vielleicht ist genau das auch der Grund, warum sich Rebläuse generell auf das Anknabbern schmackhafter Weinrebteile konzentrieren. Höchstwahrscheinlich ist somit sogar zu Genüge erklärt, was professionelle Tischtennisspieler dazu treibt, diesen kleinen gasbefüllten Ball, wie ein Besessener über das Netz zu knallen, ohne wirklich jemals nach rechts oder links zu sehen.

Wenn der Nächste des Katasterbeamten kein Katasterbeamter ist, wenn die Reblaus sich für Borkenkäfer schlicht nicht verantwortlich fühlt, ja wenn sogar der Tischtennisspieler im Tennisspieler keinen wenigstens entfernten Verwandten sieht, wer zum Henker soll sich da für irgendwen interessieren?   

Gartenschnecken und Machtpolitiker – eine dreiste Analogie.

Es gibt so herrliche Analogien.

Heute erdreiste ich mich zu einer aus dem kleinwüchsigen Tierreich.
Was, so frage ich mich, befähigt Schnecken so unfassbar schnell und hindernislos vorwärts zu komme? Genau – Schleim!

Ungeachtet der Tatsache, wie genau nun der Schnecken Schleim in diesen durchaus faszinierenden (aus Gärtnersicht gleichermaßen hassenswerten) Tieren seine fortwährende und scheinbar nimmermüde Produktion findet, muss hochachtend anerkannt werden, dass diese unappetitlichen Absonderungen ihre Hersteller zu gar wundersamen Leistungen befähigen. Können sie doch auch auf unwegsamen und lebensfeindlichem Terrain in absonderlicher Geschwindigkeit vorwärts gelangen. Nicht einmal die berühmten Rasierklingen halten sie auf, ihren Weg unbeirrt fortzusetzen, wenn sich das Ziel zu lohnen verspricht. Zumeist ist dies wohl der Nahrungs-, aber ab und an auch der Paarungstrieb. In jedem Fall aber ist es die Belohnung, die die Schnecken ihr Ziel erfassen und auf beinahe unaufhaltsame Weise erreichen lässt.

Vergleichen wir nun einmal die Schleimspur der Schnecken, mit den zum Teil ganz ähnlichen Methoden von Politikern. Ich spreche hier natürlich von den opportunen Karriereristen unter dieser Spezies, vergleichbar wohl am ehesten mit den großen, gefräßigen Nacktschnecken aus dem Gemüsegarten. Unbeirrbar in der Wahl ihrer Mittel, rücksichtslos in der Konsequenz ihres Tuns und das alles auf einer schier endlosen und unerschöpflichen Schleimspur aus Lobbyarbeit und Anbiedertum. Der sie stetig ihrem Ziel, welches sie fest im Blick haben, näherbringende Schleim, auf dem sie ihre stets nach oben, in einer steigenden Kurve ausgerichtete Karriere voranbringen, ist jedoch – hier im Gegensatz zu den autarken Schnecken – nur zum Teil selbst erzeugt. Professionelle Schleimspur-Politiker sind darauf angewiesen, sich in einer Umgebung zu tummeln, in der sie umgarnende Emporkömmlingen und Karriereristen ihresgleichen, jedoch noch auf einem geringeren Level, ihre eigene Schleimspur mit geheuchelten Huldigungen, gespielter Bewunderung und gebückter Servilität – eben gut schmierendem Schleim – ergänzen.

Die Ziele sind dabei denen von Schnecken nicht ganz unähnlich. Das übermässige Konsumieren von teuren, für andere Lebewesen kaum erreichbaren Leckereien, die hierdurch nach einiger Zeit auf der, alles überwindenden, Schleimspur verstärkte Werdung zum allesbestimmenden und Konkurrenten in Schach haltenden Alphamännchen, und die wiederum davon gestärkte vermeidliche Attraktivität beim Balzakt, bei dem es nicht mehr klassisch um Schönheit, Charme oder Einfühlungsvermögen geht, sondern schlicht um Macht, repräsentiert vom dicksten und schleimreichsten Männchen – aka Politiker – weshalb es hier auch vorkommt, dass die mit Abstand unappetitlichsten Exemplare, durchaus über ein attratives, wenngleich oft, nicht immer, naives Weibchen hinüberschlittern. Schleim macht sexy, könnte man hier wohl sagen. 

Ich gestehe nicht ganz sicher zu sein, aber ich bin dennoch festen Glaubens, dass spätestens hier die kleine Schleimanalogie zwischen Schnecken und Politikern, wenn nicht gänzlich endet, jedoch eine, nur einen Absatz andauernde Pause einlegt.

Denn während Schnecken durch ihr Tun, mit dem Sichern des eigenen Überlebens durchaus zufrieden sein werden, wächst in Schleimspurpolitikern mit Erreichens jeder neuen Schleimstation unweigerlich das Verlangen nach mehr. Und noch mehr. Es endet zumeist so, dass die größten Schleimer am Ende ihrer rutschigen Reise (welches sie jedoch selbst zumeist nie zu erkennen in der Lage sind) eine Masse erreicht haben, gesellschaftlich, machtpolitisch, wie auch schlicht in Kilogramm gemessen, welche sie geistig derart träge und selbstzufrieden mit der eigenen schleimigen Leistung, völlig unreflektiert auf das eigene Tun, und die für ihren Aufstieg nötigen Fremdschleimer zurückblicken lassen, dass sie nicht bemerken, wie sich die nächste Generation von Schleimspurpolitikern auf einer mitunter noch glatteren und unangreifbareren Schleimschicht aufmacht, den Schneckenkönig zu stürzen und – hier lassen sich Schnecken und Politiker wieder wunderbar analogisieren – am Ende gar zu fressen.

Wer hier Ähnlichkeiten zu einem Machtpolitiker aus Oggersheim entdeckt, dem sei gesagt, dass hier eines der Paradebeispiele der Gechichte, Verzeihung, Geschichte vorliegt. 

Am Ende muss ich jedoch sagen, dass ich den Schnecken nun wirklich kein Unrecht tun möchte, mit diesem äußerst uncharmanten Vergleich zu einer Spezies, die sich gebildet schimpft, aber seit Jahrtausenden in der ein oder anderen Weise über Leichen zu gehen, pardon, zu rutschen bereit ist, um das eigene Vorankommen, die eigene Vormachtsstellung zu sichern. Zur Ehrenrettung einiger aufrechter Politiker sei dann hier auch gesagt ... nun ja ... schlicht: es gibt sie. Durchaus. Jedoch werden sie niemals als erste am Salat ankommen und den Schleimern die schmackhaften, karriereebnenden Blätter wegzufressen.

Und dieser Lauf der Geschichte, dieses geradezu evolutionäre Gehabe einer machtbesessenen Kaste, lässt sich durch Jahrtausende in immer neuen Facetten und Abarten beobachten.

Da helfen auch keine Rasierklingen.
  





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Anonymität der Freiheit vs. Diktat der Angst

 
Mein offensichtlicher Vorteil als Blogger? Simpel. Meine Meinungsfreiheit. Mein nicht weniger wichtiger Vorteil, den ich als Internet-User der allerersten Stunde definitiv niemals vergessen, noch verraten werde: Die Anonymität. Im Unterschied zu den – von mir im Übrigen überaus hochgeschätzten – Qualitätsjournalisten, muss ich mich nun in der aktuellen Diskussion, angestoßen unter vielen anderen, auch von unserem – aus Gründen des Identitätsschutzes hier nicht näher mit Klarnamen genannten – aktuellen  Bundesinnenminister, zum Glück nicht mit Klärung der (fachlich wahrscheinlich kümmerlichen) Tatsachen auseinander setzen, sondern kann direkt in Polemik verfallen, eben jenen Minister der Nichtteilhabe an der aktiven Netzgemeinde der frühen oder mittleren Jahre zu bezichtigen. Schlicht und einfach aufgrund seiner – von wem auch immer in seinem Berater-Stab real formulierten aber stets schlicht bleibenden– Forderung: „Das Ende der Anonymität im Internet.“

Ein weiterer, sogar der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Bundestags vorstehender, natürlich mit Klarnamen ebenfalls hier nicht genannter Politiker, der bereits im letzten Jahr für so manch unterhaltsame Twitter-Meme gesorgt hatte, hat seinen fehlgeleiteten Aktionismus derart aus dem windowsschen Fenster gehängt, dass nicht nur seine extreme Fachferne, sondern auch seine persönliche Hanswurstigkeit peinlich offenbar wurde.

Wenn es Euch, liebe Politiker, nur um „Irre“ im Sinne des extremistischen Umfeldes geht, ganz gleich ob nun rechts oder links verortet, eine fast nachvollziehbare Motivation, wieder einmal genährt von aktuellen, geistesgestörten Massenmörder aus Norwegen, gibt es eine wundervoll gangbare Lösung. Lehrt Eure jeweiligen Gesellschaften Toleranz und Offenheit. Lehrt sie die Liebe zu Freiheit und Offenheit, den Unterschied zwischen Gemeinwohl und Gemeinheit. Bin ich Euch zu schlicht? Seid Ihr mir auch. Spannend.

Glaubt Ihr ernsthaft, Ihr könntet amoklaufende Vollidioten „verbieten“? Mit Zensur und Verboten gegen kriminelle Energien angehen? Die Geschichte hat es doch bewiesen. Könnt Ihr nicht. Ich verstehe sogar, dass Ihr das Internet aktuell als den ungeheuer rechtsfreien Raum anseht, der unkontrolliert das neue Babel, ach was sage ich, Sodom und Gomorrha darstellt, von dem die schlimmsten Sünden und Bedrohungen der Jetztzeit ausgehen. Ich verstehe auch, dass die puritanische Angst, des „Ich muss den eigenen Besitzstand wahren und habe keinerlei Ahnung wie das da funktioniert“ und das eigene absolute Unverständnis Euch diese Einschätzung suggerieren. Gleichermaßen nutzt Ihr diese Strukturen, um unfassbar unkontrollierbare Aktien zu handeln, Kriegshandlungen zu koordinieren oder Politik den Anschein der Transparenz zu geben.

Dummerweise ist Doppelmoral eine der am schnellsten nachweisbaren Schwächen im digitalen Zeitalter.

Man muss keinen, zum Glück randnotizbehafteten, Guttenberg bemühen, um zu beweisen, dass Lügen im Netz ungeahnt kurte Beine haben, wenn sie sich anmaßen, die Realität zu beschreiben. Ähnlich demokratisch, gerecht, wie im Falle des peinlichen Betrügers Guttenberg, geht es im Netz in wichtigen, politischen Angelegenheiten fast überall zu. Die Netzgemeinde hat eine Meinung. Und diese Meinung ist zum Glück weder zentral, noch einhellig. Aber eines ist sie immer: In der letzten Konsequenz demokratisch.

Würde also unsere oder eine andere Regierung mit ihrem leidlich anachronistischen Ansatz der Antianonymisierung des Internets Erfolg haben, zumindest auf Gesetzesebene, denn „real“ lässt sich dieser Gedanke spannender- wie glücklicherweise gar nicht umsetzen, die Freiheit des Individuums nicht mehr umkehren, müsste sie sich Gedanken machen, die sie sich scheinbar unverständlicherweise zur Zeit nicht macht. 12-jährige die sich mit Realnamen bei Facebook anmelden, um ihren Freunden private Fotos zu posten. Dissidenten in totalitär regierten Ländern, die ihren Klarnamen angeben, um demokratische Umstürze zu organisieren. Ihr wirren Geister, ist Euch eigentlich wirklich klar, was Ihr da fordert. Das Problem an Eure Vorstellungen ist, Ihr werdet die Zeit niemals zurückdrehen in die scheinbar gelobten Jahre vor der globalen Vernetzung. Ihr selber habt die Globalisierung gewollt!Ihr habt sie heraufbeschworen. Ihr habt sie mit Eurer Politik forciert. Und plötzlich bejammert Ihr eine Auswirkung Eures Tuns, ohne das große Ganze zu sehen. Ihr seid zu langsam. Schon gemerkt.

Nur nebenher. Ich selber benutze kein Pseudonym. Ich bin ich. Auch hier im – ach so – kriminellen, anonym verzerrten, gar maskierten Raum. Ich bin ich auf Twitter, dem wohl ehrlichsten und spontansten Medium, derer die Ihr fürchtet – zumindest fürchten solltet. Facebook, das Paradies der Klarnamen und Zurschaustellung der eigenen Identität, ist niedlich, ein familiärer Schafstall, in dem Menschen, die Eure penible Sorge nochmals unterlaufen, äußerst private Fotos ihrer Kinder einstellen, ist nicht Euer Problem. Diese Plattform ist Eurer Datensammelsucht doch eher zuträglich. Seid einfach ein wenig ehrlich. Ihr fürchtet das politische Kollektiv, den realen Menschen mit Meinung. Dem Bestehen Eurer merkwürdigen Kaste, zumindest in der korrupten, lobbygeleiteten Form, wie sie sich derzeit den „neuen Medien“ (wann seid Ihr eigentlich aufgestanden?) gegenüber ängstlich manifestiert, wurde leider schon zu lange zugeschaut und erst das „Mitmach-Medium“ Internet scheint hier die konzeptionellen Risse zu nutzen, die sich schon seit Unzeiten zeigen.        

Ich, als Privatmensch Markus G. Sänger, habe keinerlei Probleme, mit Gruppen wie „Anonymous“, die den Finger in die aktuelle Wunde legen. Ich verstehe aber jeden meiner Freunde auf Twitter, Blogger oder sonstwo, die sich angesichts solcher Umstände sicherer fühlen, unter einem absoluten Pseudonym zu schreiben. Deshalb breche gerade ich eine Lanze für alle jene, die dafür kämpfen, das Netz anonym zu halten. Ihr   habt Ihr eigentlich auch nur eine ungefähre Ahnung davon, wie aktiv das Netz sich selber kontrolliert, sauber hält und reguliert? Nein, habt Ihr natürlich nicht. Weil Ihr kein Teil der Netzcommunity seid. Weil Ihr nicht verstehen könnt, wie Meinungsfreiheit außerhalb staatlich kontrollierter Mechanismen funktionieren kann. Weil Ihr schlicht nicht akzeptieren wollt, dass Menschen frei sein wollen. Menschen, die nicht zwangsläufig „Böses“ im Schilde führen. Die sich nicht zwangsläufig am Zersetzungsprozess der Gesellschaft im demokratischen Sinne befleißigen. Ihr solltet EINES einfach mitnehmen: Das Netzt ist das Demokratischste was es jemals gab. Und das Zweite, was Ihr mitbekommen solltet ist, dass die Netzgemeinde kein rechtsfreier Raum im Sinne moralischer Verrohung ist. Die alte Tante Moral genießt hier durchaus einen guten Ruf. Ein Ruf, dessen Ihr Euch nicht habhaft fühlen dürftet. Ein Regulativ, welches im Unterschied zu so vielen fragwürdigen Staatsformen, die Ihr mit Eurer Politik – Waffenkäufe, strategische Partnerschaften, imagefördernde Staatsbesuche – unterstützt, mit sich im Reinen ist.

Nehmt es einfach mit:
Ich bin genau der, der ich vorgebe zu sein. Weil ich es kann – Euer Glücksfall. Und wenn es Menschen gibt, denen dieser unglaubliche Luxus nicht vergönnt ist, die sich mit Eurer Beobachtung unwohl fühlen, oder die schlicht keine Lust dazu haben oder schlichten und ehrlichen Spaß an Maskerade haben (spießiger, bürgerlich anerkannter Karneval, merkst Du was?), so ist dies kein Ausdruck verbrecherischer, terroristischer oder zersetzender Tendenzen, sondern schlicht sein oder ihr Bürgerrecht.     
  
Wer sich anschickt, das Internet derart reglementieren zu wollen, als wäre dies die gewohnte Realität, hat es schlicht nicht verstanden und ist zum Anderen leider KEIN lupenreiner Demokrat.


Buddelschiff einer verlorenen Generation

Besonnenheit wähnt sich geduckt
inmitten einer Apathie
die sich höchstselbst den Ursprung gab
denn kleiner war sie sicher nie
als jetzt da sie sich setzen kann
ins reine Licht von Ja und Amen
behütet sicher vor Gefahr
so simpel sind die kleinen Dramen.

Verlegenheit gibt sich die Ehr`
in unsagbar verpeinlicht Stolz
des einen Seele ist aus Zeder
des anderen aus Eichenholz.
Wo einst die Axt und Tat beriefen
die Freiheit um das Wort zu ehren
bleibt stumpf daheim der Meinungsschild
es gilt das Hab und Gut zu mehren.

Geh aus mein Herz und suche Sinn
zu billig ist das pure Haben
Wenn Auge, Ohr und Rumpfgefühle
versuchen sich an Tand zu laben.
Wenn Massen stur ohne Verstehen
sich kreiselnd winden um das Kalb
das schon vor Monden nichts mehr wert war
Statt Gänze ist es mehrfach halb.

Die Feigheit ist nun losgelassen
das Imitieren Konsensstrom
Die Feigheit ist nun losgelassen

Die Strahlkraft von Marken und deren Halbwertzeit

Wenn ein Mensch, ein Kunde, das Produkt einer Marke kauft, so soll diese immer auch den ihr innewohnenden Glanz, ihre imagetragenden Eigenschaften auf ihn abstrahlen. Handelt es sich um eine Lifestylemarke, ist dies sogar ihre hauptsächliche Aufgabe. Die tatsächlichen, real beschreibbaren und technisch immanenten Produktvorteile müssen hier umso weiter in den Wahrnehmungshintergrund treten, desto aufgeladener das betreffende Produkt mit ideellen und subjektiven Attributen daherkommt. Der Käufer wird zum Fan – in schlimmeren Fällen sogar zum Abhängigen in einem religiös verblendeten Sinn – und trägt jenes seine eigene Wahrnehmung auf sich selber enorm steigernde Produkt voller Stolz gut sichtbar mit sich herum, selbst oder gerade auch, wenn es sich nicht um ein Kleidungsstück handelt. Soweit so gut. Die verehrten Wirtschaftler würden sich in einer Win-Win-Situation wähnen und frohlocken.

Nun gibt es jedoch jene Differenz zwischen von Käuferseite gewollter und real gefühlter Abstrahlung und der andererseits ebenfalls realen Aufnahme des Markenglanzes bei Dritten, bei den Rezipienten des Schauspiels. Und ein solches ist es nur all zu oft, wenn sich Markenjünger mit dem Objekt, dem Logo ihrer Begehrlichkeit in die Öffentlichkeit begeben, selbstsicher und behütet durch ein überbodenes, aber eben nur geliehenes Selbstbewusstsein, ihr eigenes Ich mit Imageversprechen aufgeladen durch die Realität chauffieren. Der leuchtende Apfel, der flachste Tablet-PC, das schlichteste Smartphone verschaffen seinem Besitzer gefühlt jene zusätzliche Begehrlichkeit, die das eigene Sein seinem Träger bislang versagt hat. Der mühevoll – und teuer – geshapte Body mit dem perfekten und selbstverständlich sichtbaren BMI wird erst perfekt durch den geleasten Sportwagen, der ihm den richtigen Auftritt verschafft. Ausstrahlung auf Pump. Dieses auf den ersten Blick inhaltsarme Verhalten verfehlt seine Wirkung definitiv fast niemals bei Menschen, die ähnlich ticken, wie der Imageträger, denen der konsumierbare Artikel, gleich welcher Couleur, ebenfalls Halt und Sicherheit verleiht, die Marken wie Parfüm tragen. Nachvollziehbar – umgibt man sich doch auch eher mit seinesgleichen, sucht die gleichen Lokalitäten auf, wie die Menschen denen man imponieren möchte und die einen imponieren, mit denen man sich in einem ständigen Schauwettkampf befindet, die man zu übertrumpfen das letzte monetäre Hemd zu geben bereit ist, solange es den eigenen Glanz heller erscheinen lässt.

Leider hat jede Bewegung seine Gegenbewegung. Jede Marke seine Antimarke. Spiderman hat Venom, Apple hat Windows, Facebook hat Twitter. Und nun wird es spannend. Denn in der jeweils anderen Szenerie, im beinahe weltbildlichen Zusammenhang des Konträren verliert die auf der einen Seite unglaublich wertvolle, teure und Beifall fördernde Marke mit einem Schlag all ihre Strahlkraft und jeglichen Wert, sobald sie auf der anderen Seite wahrgenommen wird. Die Vorzeichen kehren sich um. Was gerade noch in der eigenen Umgebung den eigenen Status enorm beflügelt und gefestigt hat, lässt einen nun von jetzt auf gleich zum Hanswurst werden, der sich sein nicht selten zu kleines Ego mittels Marken hat aufspritzen lassen. Die Intensität der Wahrnehmung leidet darunter in keiner Weise, denn Feindbilder sind beinahe noch stärker als das Vertraute. Jeder nimmt die vermeidlich feindliche und hassenswerte Marke beinahe stärker wahr, als die selbst begehrte.

Spannenderweise kann man diesen Prozess in jeglichem sozialen Umfeld beobachten. Hier geht es nicht um Schichten, soziale Klassen oder kulturelle Determination. Das fängt bei Biermarken an, geht über die Devotionalien von Fußballvereinen – hier bereits sogar auf Stadtteilniveau – hört bei Musikinstrumenten noch lange nicht auf, findet einen perversen Peak bei Unterhaltungselektronik, spaltet ganz eklatant bei Musikstilen und deren Protagonisten und endet nicht bei Kraftfahrzeugen, Bekleidungsfirmen oder Nahrungsmitteln. Natürlich geht es auch immer darum, wie wertvoll sich eine Marke, ganz simpel im Sinne des Preises, darstellt. Aber das Phänomen auf diesen einen Punkt zu reduzieren wäre zu simpel. Nicht jeder, der sich einen BMW leisten könnte, tut dies auch. Unabhängig vom Preis steht hinter jedem Produkt mittlerweile eine Weltanschauung und Marken clustern sich zu Markenweltbildern. Ich könnte zwar nun die Theorie aufmachen, dass das Kaufen von Strahlkraft, also das Bedienen an fremder Leistung zur Steigerung des eigenen Status umso weiter verbreitet ist, desto kleiner das real vorhandene Ego des Betreffenden sich darstellt, aber zum einen wäre dies sogar mir zu simpel und zum anderen ist es in der Tat weitaus komplizierter. Dennoch setze ich letztgenannte Theorie als noch abzustufendes Massenphänomen bedingt voraus.

Fakt ist, dass die Halbwertzeit der gekauften Markenstrahlkraft ohnehin ausschließlich in der eigenen soziologisch angepassten Umgebung funktioniert. Verlässt man dieses sichere Terrain, nützt einem keine Marke der Welt, um die Lücken der Unsicherheit wettzumachen und mit Glanz zu kitten. Dies zu verstehen, besser einzusehen, fällt jedoch logischerweise unglaublich schwer, ist doch die eigene Wahrnehmung immer noch dieselbe. Deshalb gibt es sie ja auch, die zum Teil peinlichen Momente, in denen allen, außer dem Markenjunkie selber bewusst ist, welche arme Wurst sich gerade mit Hilfe gekauften Respekts durch den Moment laviert – aber auch die erhebenden Momente, die einen auf sich selbst bezogen eine Art perversen Frieden finden lassen, wenn man es schafft, das eigene Verhalten, die eigene Zurschaustellung einer Meinung, untermauert durch die dieses Verhalten unterstützende Marke als jene Stärke oder Weitsicht zu sehen, die nicht zu haben man den anderen – bestenfalls der Masse – unterstellt.

Ich möchte hier weder über die Marken urteilen, die sich dieses psychologische Manko ihrer Kunden zunutze machen, noch über die Menschen, die sich ihres Verhaltens zumeist durchaus bewusst in diese spannende, bezahlbare Abhängigkeit begeben, aber eben auch genau das zurückbekommen, was sie ansonsten vermissen müssten, gehöre doch auch ich zu irgendeiner Clique oder Anti-Clique von Verbrauchern. Und so bejubel ich den Umstand des Abglanzes definitiv und möchte ihn und all seine Begleiterscheinungen, skuril oder peinlich, lachhaft oder ehrenwert, nicht missen.