War 2012 denn nun ein gutes oder ein schlechtes Jahr. Die meisten scheinen das ja stets ganz genau bestimmen zu können, was mich in der Tat fasziniert zurück lässt, und ich habe das latent schwelende Gefühl, dass sie jedes Jahr mehr werden auf der "Schlecht-Seite". Also bekenne ich mich aus purer Bockigkeit und meinem fatalen aber zum Glück wieder erstarkten Hang zum Optimismus natürlich dazu, dass ich das in ein paar Stunden zurückliegende Jahr als gutes Jahr abheften werde. Liegt vielleicht auch ein wenig daran, dass unendlich viele Leute ein neues Jahr mit noch viel unendlicheren Erwartungen belegen. Da ich mir das in Gänze abgewöhnt habe und Silvester generell nicht als DEN Tag für Schwüre, Vorsätze und die ganz großen Gefühle betrachte, sondern als den Tag an dem ich als Kind irre lang aufbleiben und diese grünen und roten bengalischen Feuer zünden durfte, kann ich diesen Tag recht locker genießend angehen. Was war denn eigentlich so richtig gut in meinem Jahre 2012?
Ich startete das Jahr - bis auf den obligatorischen Sekt - komplett nüchtern im Kreise derer, die mir alles bedeuten, und war derjenige der als erster müde war.
Ich habe mich laaaaaange überreden lassen, mir ein Galaxy Tab zu kaufen, was im Nachhinein in Sachen Konsum die beste Entscheidung überhaupt war.
Ich habe einen Blogpost geschrieben mit der Aussage, dass ich Sätze hasse, die mit "ich" beginnen, nur um genau das am letzten Tag des Jahres mit dem letzten Blogpost ad absurdum zu führen.
Ich - da ist es wieder - feierte den Geburtstag meiner Liebsten mit einem erquickenden Wochenende in der Hauptstadt, die mir vor Augen führte, wie inspirationslos der technischen brillante Gerhard Richter ist, wie gut mir die Ramones noch immer tun, wie verraucht eine Schwulenkneipe sein kann und was ein richtig gutes Tartar kann.
Ich war mir meinen Lieben auf über 2000 Metern und schaute ins Land und die Schluchten hinab, habe das Burmiwasser kennen gelernt, 40 Grad ertragen, fantastische Ausblicke auf Berge und Teller (ja, ich meine Teller) genossen und den Geschwindigkeitsrekord auf der Sommerrodelbahn gebrochen.
Ich habe abermals auf Twitter wundervolle Menschen kennen und lieben gelernt, erfahren dürfen, dass es viel mehr Solidarität dort draußen gibt, als man gemeinhin vermuten würde und die Distanz zu einigen auf das kleinste verringert.
Ich habe mit meiner Band Porter das Wunder des gemeinschaftlichen Projekts "Wolkenstein" erleben dürfen, dessen Auswirkungen noch weit ins Jahr 2013 hinein reichen, bzw. dann erst richtig spürbar sein werden. Der Moment an dem wir unser Ziel erreichten war so befreiend und wundervoll, dass ich ihn lange in meinem Herzen tragen werde.
Ich habe tolle und seltsame Konzerte gespielt, welche im Nachhinein aber auch wieder toll waren, denn jeder Moment davon ist auf seine Weise einzigartig und ich bin dankbar, jeden einzelnen erlebt zu haben.
Ich wurde von einem Freund mit der Kamera in sehr unterschiedlichen Situationen gefilmt, ja verfolgt und habe nicht erst durch seine wahre Manie wieder einmal voller Hochachtung gelernt, was es heißt, für eine Sache zu brennen. Dieser innere Brand hat mich auch für ein kleines Mädchen entzündet, die im Kosovo auf unser aller Hilfe angewiesen ist und die wir auch 2013 gewiss nicht vergessen werden.
Ich wehrte mich das gesamte Jahr gegen Anfeindungen, was den drohenden, von irgendwelchen Spacken vorausgesagten Weltuntergang angeht - und behielt recht.
Ich wunderte mich über mich selbst, als ich mich mehr als einmal vor dem Fernseher für den BvB fiebernd wiederfand.
Ich lernte, das manche Schmerzen niemals vergehen, aber dass genau das okay ist.
Ich erlebte wie ein junger Kugelfisch eine lebensbedrohliche Krise durchstand und plötzlich schneller schwamm als je zuvor.
Ich stellte fest, dass es Bad Westernkotten wirklich gibt. Ich war sogar in Bielefeld.
Ich war auf meinem allerersten Twittertreffen, instagramte 600 Fotos, baute meine Pinterestboards beachtlich aus und finde Facebook noch immer doof.
Ich kenne nun endlich die Vorgeschichte zu House of M. und weiß, warum die Scharlachhexe die Realität zusammenbrechen ließ.
Ich wurde weggefegt vom neuen Album der Deftones und weiß, warum neue Musik immer eine große Rolle in meinem Leben spielen wird und ich durfte die einzigartigen Boysetsfire endlich live erleben.
Ich könnte hier ewig weitermachen, aber das will eh niemand lesen. Und ich... Will ich das lesen. Ich denke, ich bereite mich lieber darauf vor, etwas Neues zu erleben. Und das ab sofort.
Ich wünsche Euch allen ein wenig Milde mit dem Leben und vor allem Ruhe, Glück und Gesundheit. Schön, so viele von Euch zu kennen.
Des Herrgotts Jahres-Rückblog 2012
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Unknown
17:04
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