Glück – oder wie ich lernte meinen Vater zu verstehen



Glück. Es ist relativ bescheuert über Glück zu schreiben, wenn man glücklich ist. Ähnlich idiotisch ist es nur, über Glück zu schreiben, wenn man unglücklich ist. Bleibt die scheinbar stets sinnfreie Frage, was ist Glück und wann verdammt noch mal ist denn nun der richtige Zeitpunkt, sich seiner Gedanken über Glück bewusst zu werden und diese zu äußern.

Ich glaube, die meisten Blogposts habe ich stets dann geschrieben, wenn ich mich einem starken Gefühl ausgesetzt sah, dass ich ganz allein für mich verarbeiten musste, um es zu verstehen, es zu ertragen. Sei es – und das scheint des Öfteren vorzukommen – absolute Verärgerung über die ein oder andere Ungerechtigkeit, im Politischen wie im Privaten, oder aber – und auch das verspüre ich zum Glück ähnlich oft – eine tiefsitzende Liebe zu Menschen, Musik, Situationen, ja sogar zu Landschaften.

Im Moment ist es halt dieses kurze Wörtchen Glück. Ich fühle mich gerade glücklich. Und das, weil es einem kleinen Menschen, für den ich die volle Verantwortung trage, gut geht, weil er scheinbar und sehr offensichtlich gerade glücklich ist. Ja okay, vielleicht ist auch hier wieder diese „Liebe“ im Spiel. Aber Liebe kann man – so glaube ich – dauerhaft empfinden. Glück eher nicht.   

Glück ist ein kurzes Aufflackern jener Dinge, von denen man, sie hier und da erleben und empfinden zu können, schon immer eine vage Ahnung hatte.

Glück ist scheinbar keine Onanie. Sich selber wirkliches Glück zu verschaffen ist schwer bis unmöglich. Zumindest für mich. Irgendwie gehört es wohl dazu, zu wissen, dass es einem anderen Menschen, oder auch Tier, ich denke auch das geht, gut geht. Das ist ja das Ding mit dem Glück. Man erkennt es, wenn man es sieht, aber man kann es kaum willentlich herbeiführen. Dazu gehören viel zu viele Faktoren, und auch das klingt schon wieder bescheuert technisch, so als gäbe es eine Formel. Nein. Die gibt es nicht.

Es ist nicht nur die Tatsache, dass ich mich – ähnlich wie bei ein paar Blogselbstgesprächen vor zwei Jahren – einmal mehr in fast 1000 Meter Höhe befinde und mangels jeglicher, gelernter und angewöhnter Verbindung zur Außenwelt nur dieses innere Zwiegespräch führen kann.

Es ist viel mehr die Erkenntnis, dass es zum einen nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Und zum anderen, ist mir gerade mehr als klar, dass es beim Empfinden, beim Genießen von Glück im Grunde nie um einen selbst geht. Ich bin fest überzeugt davon, dass ein Egoist niemals pures Glück empfinde kann.  Ja gut, vielleicht wünsche ich mir auch ein wenig, und das natürlich in boshafter Absicht, dass all die Egomanen da draußen niemals glücklich werden, mit ihrer „Ich-zuerst-Nummer“. Aber im Grunde – und zum Glück – ist das auch gerade scheißegal.

Ich denke, ich trage – und so simpel ist es vielleicht wirklich – das Erbe meines Vaters in mir, eines Mannes, der auch immer dann am Glücklichsten wirkte, wenn er etwas für seine Lieben tun konnte. Wie oft habe ich als Kind gedacht, „warum macht er das denn jetzt, da davon hat er doch gar nichts.“. Heute weiß ich, doch, er hatte etwas davon. Es machte ihn glücklich. Er war kein reiner Altruist, natürlich nicht. Aber es ging ihm immer dann gut, wenn es uns gut ging. Heute weiß ich, ich bin scheinbar genauso.


Ich bin glücklich. Mehr ist es nicht. Aber es ist viel mehr, als man erwarten darf.

0 Kommentare: