Wann immer man als Musiker nach musikalischen Vorbildern gefragt wird, und das ist im Grunde ständig der (freie) Fall (sogar, wenn man im Grunde kein Musiker sondern Schlagzeuger ist), antwortet man zumeist vorschnell und im Grunde nicht wirklich ehrlich. Zum einen hat man natürlich welche, zum anderen sind die aber eventuell so peinlich, dass man sie lieber niemandem verrät.

Aber wer sollen die auch sein, die musikalischen Vorbilder? Etwa die Typen, denen man in der Kindheit und Jugend nachgehangen hat wie nichts Gutes, dessen Poster man an der Kinderzimmerwand hängen hatte und die man bis aufs Blut gegen seine Eltern verteidigt hat, nur weil man eben damals jung und empfänglich war für alles Neues, egal was das war und woher das kam? Paul Young? Manowar? Kajagoogoo? Mike Oldfield? Paul Hardcastle? Echt jetzt?

Oder vielleicht die Musikschaffenden, die einen dann abgeholt haben, als man sich dessen schon bewusst wurde, was man da hörte? Die Steigbügelhalter des eigenen Geschmacks? Helloween? Joy Divison? AC-DC? Die Waterboys? Fields Of The Nephilim? Led Zeppelin? They Might Be Giants?

Um nicht falsch verstanden zu werden, alle diese Bands hatten (und haben teilweise bis heute) ihre Zeit in meinen Ohren, aber je älter ich wurde, desto mehr wurde mir klar, dass ich mich in meinem eigenen Schaffen guten Gewissens nur auf jene Musiker würde beziehen können und wollen, die ich von ihrem Wesen her schätzte. Das, wofür sie oberflächlich standen, eben die Musik, musste mir natürlich in erster Linie gefallen, mich flashen, wegfegen, umhauen und faszinieren – aber all das war im Grunde nichts wert, wenn (ganz wichtig) die Texte belanglos, nebensächlich oder schlicht auch nur schlecht waren, wenn da kein bisschen Haltung von der Band ausging, egal ob politisch oder persönlich, oder wenn die Musiker dahinter einfach nur Arschlöcher waren.

Daher kommt es natürlich auch, dass ich so unterschiedlichen Musikrichtungen mein Ohr leihe, für so vieles brenne. Diesem Umstand habe ich im Übrigen auch zu verdanken, dass ich weiterhin Neues entdecken darf, nicht limitiert bin auf einen Stil, eine Schublade und schon gar nicht auf das bisschen Musik aus meiner frühen Jugend. Es ist – und das sollte es immer sein – so was von scheißegal, wie das was die Menschen, denen Du da zuhörst, die da Musik machen, heißt, klassifiziert und abgestempelt wird. Ich selber stempele allerdings natürlich auch. Logisch.

Wenn man mich also allen Ernstes nach meinen musikalischen Vorbildern fragt, dann müssen das gar nicht mal unbedingt die Bands sein, die ich am liebsten höre.

Vielleicht höre ich heutzutage selten die Housemartins, liebe aber ihren Ethos, ihren 5-Jahresplan, den sie eisenhart durchgezogen und an deren Ende sie sich konsequenterweise und m it großem Witz, dargebracht in aufeinander folgende Videos, aufgelöst haben.

Vielleicht ist John Bonham an seiner eigene Kotze erstickt, aber er hat ein gnadenloses Energie-Schlagzeugspiel etabliert, was noch heute, 38 nach seinem Tod, seines gleichen an Intensität und Wucht sucht.

Vielleicht sind die powermetalisierenden Blind Guardian nicht der Konsens an gesellschaftsrelevanter Musik, aber sie haben mir gezeigt, dass Musik mehr ist als bloßes Rezipieren, dass man in Musik eintauchen kann, vor allem aber, dass die Musik eine Heimstatt sein kann für fantasiebegabte Nerds. Nicht nur das vage Gefühl, nicht alleine zu sein, sondern das dahingehend eingelöste Versprechen, das damals nur der Metal halten konnte.

Vielleicht ist Lemmy immer schon ein versoffener Hurenbock gewesen, aber er war der gewissenhafteste versoffene Hurenbock der Welt. Jeder kann Dir Scheiße erzählen, Du wusstest aber genau, Lemmy tat`s nicht. Schlicht und einfach, weil er es nicht brauchte. Von Lemmy lernen, heißt lernen ehrlich und offen, schlicht authentisch zu sein.

Vielleicht sind Thin Lizzy heutzutage nur noch wirklichen Rockmusik-Fans ein Begriff, vielleicht hat Phil Lynnot ein paar Drogen zu viel konsumiert. Das alles ist in diesem Fall komplett egal, denn diese Band hat Iron Maiden ermöglicht, überhaupt die ganze NWOBHM, die mich als Teenager genau deshalb geprägt hat, weil die Instrumente miteinander geredet haben. Es war nicht wie im Punk, wo jedes Instrument sein Ding gemacht hat, und das möglichst laut. Es war nicht wie im Wave, wo die Isolation, möglichst großer Abstand von jedem zu jedem das große Ding war. Es war ein Zuhören, Reagieren, Aufnehmen und Interpretieren. Das ist für mich der Inbegriff von "zusammen Musik machen".

Vielleicht sind das alles nicht wirklich die Musiker, deren Schöpfungen mich alltäglich beschallen. Vielleicht ist es ein Mike Ness, der mit seinem legendären Satz "You can take the boy out of Punkrock, but you can`t take Punkrock out of the boy" zu sehr viel Gelassenheit in meinem Leben beigetragen hat. Vielleicht sind es meine Lieblinge von Boysetsfire, die zwar auch nicht jeden Tag bei mir rauf und runter laufen, die mir aber dennoch aufgrund ihrer positiven, lebensbejahenden Haltung immer wieder neue Energie geben auch und gerade im Hinblick darauf selber kreativ zu werden.

Vielleicht sind es gerade nicht die technisch versierten Musiker, die perfekten und glatten,  die unfehlbaren und unerreichbaren, die zum Vorbild taugen. Vielleicht sind es gerade diejenigen, die schon mit ein oder zwei Beinen durch ihre private Hölle gegangen und gestärkt daraus zurück gekehrt sind. Vielleicht achte ich eben doch viel mehr auf die inhaltsschweren, die komplizierten, sperrigen Texte, als auf die, die in purer Schönheit erstrahlen.

Vielleicht sind genau aus all diesen Gründen meine musikalischen Vorbilder diejenigen, die etwas zu sagen haben, die auch dann nicht damit aufhören, wenn keiner zuhört (um es mit FJORT zu sagen: "die das Maul nicht halten können, weil es sonst jeder tut"). Vielleicht geht es um Haltung und Humor – ja, das geht zusammen. Ich bin dankbar für jeden einzelnen dieser Menschen.

Vielleicht sollte ich das Wort "vielleicht" durch "ganz bestimmt" austauschen.





Dieser Tage kann man sich als humanistisch geprägter, freiheitsliebender Mensch, angesichts des auf purem Egoismus basierenden Gebarens gewisser Ministern, nur schwer zusammen reißen, um keinen Blutsturz zu bekommen. Es wäre leicht seinen Humor zu verlieren, wenn man sieht, mit welcher Leichtigkeit wiederum erwachsene Menschen in Regierungsverantwortung, unsere humanistischen und sozialkulturellen Errungenschaften, die wir nach düster-kriegerischen Zeiten endlich ein wenig manifestiert (oder wenigsten anzementiert) glaubten, mit Füßen treten, und offen ihren chauvinistischen, rassistischen und von Angst, purer Angst geriebenen Zerstörungswahn an unserer Gesellschaft ausleben. Das Ganze geht auf Kosten jedes Menschen in diesem Lande, vorgebend der ganze irrsinnige, offensichtliche Scheißdreck aus seinem Kopf, würde zum Wohle des Landes abgesondert.

Ein alter, egozentrierter Mann, weit jenseits seines Zenits, so es denn mal einen gegeben haben sollte und wie auch immer dieser im Falle Seehofer definiert werden könnte, erpresst als Minister aus niedersten Gründen seine eigene Chefin, die gewählte Bundeskanzlerin und schämt sich nicht einmal dafür. Dieser "Mann" blamiert und beschädigt sein Land, seine Partei, sein Amt, dass man ihn mit der flachen Hand ohrfeigen möchte, ja geradezu muss. Dass er diese Blamage auch in aller Öffentlichkeit an sich selbst vollzieht und zur Witzfigur einer ganzen Nation wird, ist da kaum Genugtuung. Endlich weiß der geneigte Ruhrgebietler wieder um die exakte, so treffende Formulierung "Vollhorst". Der Vollhorst seibert, nach Anerkennung gierend, unter den Schuhsohlen derer, die bereits die braune Scheiße in ihrem Profil tragen. Das hat noch nie geklappt, denn diese Menschen haben bereits ihre eigene Vollhorst-Partei. Nur gut, dass Subtilität nicht zu den Waffen der Angstvollen und Hassenden gehört. 
(Achtung: hier kömmt Werbung in ganz eigener Sache ;-)

Kennt Ihr das auch?

Ihr schaut beiläufig an Euch herab, einzig aus den Grund, dass Euch ein Smartie aus dem Mund gefallen ist, und dann ... dann fällt es Euch auf. Der Schreck fährt Euch in die zitternden Glieder und Ihr begreift (Gehirnzelle stuppst Gehirnzelle an), dass Ihr ein T-Shirt tragt, OHNE JEGLICHEN AUFDRUCK!

*kreiiiiisch*

Plötzlich wisst Ihr was "peinlich berührt sein" bedeutet, spürt was es heißt, sprachlos zu sein, fühlt, was chinesische Nacktkatzen fühlen, wenn sie unversehens in den Spiegel schauen.

Und dann erinnert Ihr Euch voller Dankbarkeit, Glück und einströmender Endorphine an www.shirtblazer.de. Die Seite, die Euch jetzt retten kann!

Und ich bin sicher, Eure Panik weicht und mehr und mehr füllt sich Euer ganzer Körper mit Wohlbefinden, Glück und Liebe!

Immer gerne, Euer Markus <3


Ja klar, das alles ändert sich. Es ist gerade 23 Uhr. Und unter anderen Umständen zu einer anderen Lebenszeit, saß ich zu dieser Uhrzeit in einem Regionalexpress von Herne nach Mönchengladbach und habe, nach einer Luzifer Sam-Probe relativ angetrunken Texte in mein Skizzenbuch geschrieben. Mein Skizzenbuch. Das war eine großartige Sache, leider wirklich kein Vergleich zum heutigen "Ich hacke die Idee mal eben ins Smartphone". Das war ein sinnliches Erlebnis, nicht nur weil immer irgendein entweder noch betrunkener Mitfahrer etwas loswerden wollte, oder der Schaffner, den man dann doch auch irgendwann persönlich kannte, etwas auf dem Herzen hatte.

Jetzt leuchtet da oben am Rand des Displays, während ich das hier nicht mit Tusche oder Kuli auf Papier kritzel, sondern natürlich ins Display tippe, eine Push Mitteilung von Twitter auf. Ich liebe es, bevor da Zweifel aufkommen. Aber jetzt, heute, sitze ich in einem ergonomisch astreinen Sessel mit der neuesten Visions in der Hand (wenigstens DAS ist seit unglaublichen fast 30 Jahren gleich geblieben) und zappe analog zum gerade gelesenen Artikel durch Spotify und genieße unendlich viel tolle Musik.

Das ist weder besser noch schlechter als früher, es ist nur anders. Klar, ich genieße diese allzeitige Verfügbarkeit von Musik, von Kunst und Kultur, aber zum einen weiß ich selber, als Musik Schaffender, sehr genau, was das den Menschen in Wahrheit kostet, der diese Musik hervorbringt und was er davon (eben nicht) hat, zum anderen war die Spannung, die man "früher" (was für ein Opa-Wort) aufgebracht hat, um an ein neues Album zu kommen, um ein so unglaublich Vieles immenser, größer, irrer, dass ich noch heute ziemlich genau weiß, wann und wo und mit welchem Gefühl ich ein paar wegweisende (oder einfach nur für mich geile) Platten gekauft, ausgepackt, gehört, gerochen (und gelesen) habe.

Ich genieße die Möglichkeiten, die sich heute bieten Musik zu rezipieren ungemein, anderes zu behaupten wäre unlauter, aber ab und an um 23 Uhr vermisse ich meinen Bassisten Till, das Sternrätsel, Diskussion über Slayer und einen gepflegten Rausch mittels Dosenbier im Regionalexpress.

Solange es Frauen gibt, die ihre Handtasche in der Armbeuge tragen, ist die Gleichberechtigung ein fernes, schier unerreichbares Ziel.
Solange es ein kühl kalkuliertes Produkt wie Helene Fischer in die Herzen der Menschen schafft, ist Kunst für die breite Masse der Gesellschaft nur eine Randerscheinung.
Solange es Menschen gibt, die sich in ihrem unwürdigen, auf Angst und augenscheinlicher Bildungsferne fußenden Gebaren, gleich eines präfaschistischen Mobs, nicht einmal der offenbaren Peinlichkeit ihres Tuns bewusst sind und die ernsthaft glauben, man würde sich ihrer nicht erwehren, ist die Evolution des Menschen scheinbar noch nicht abgeschlossen.
Solange unvollendete evolutionäre Prozesse, intellektuelle Randerscheinungen und unerreichbare Ziele den Diskurs des Mainstreams bestimmen, bleibe ich der, der dagegen ist.
(M)Eine kurze Chronik (m)einer langen Woche in den Kölner Konzert-Clubs im etwas monothematischen Namen des gepflegten, politischen Hardcores.  

Montag, Tag 1 von 4Der Beginn und eine große Liebe!

Was habe ich mich auf dieses Konzert gefreut und inzwischen auch festgestellt, dass ich schlauer Impulsiv-Fuchs sehr weise daran getan habe, mir die Tickets direkt zu besorgen, als Fjort ihre Tour angekündigt haben, denn alle Termine waren in rasend schneller Zeit ausverkauft. Das liegt natürlich auch daran, dass ihr neues Album "Couleur" ein absoluter Hammer und jetzt schon ein Referenz-Album, nicht nur für die deutsche Posthhardcore-Szene geworden ist. Allerdings ist es auch ganz eindeutig  - und das macht es so gut - die konsequente Entwicklung eines Weges, den die Band schon seit der ersten EP "Demontage" beschreitet. Ein energetischer und sehr eigener, fesselnder Weg. 


Die Aussicht Fjort zuerst hier und heute zuerst im tollen Gebäude 9 und dann am Freitag beim #FamilyFirstFestival vor Boysetsfire sehen zu dürfen, beflügelt die Anfahrt und erhöht die Vorfreude. 

Die unglaublich großartigen #Fjort schreien einen (sehr oberflächlich gesehen) im Grunde 2 Stunden am Stück an, und das mit einer Intensität, dass man um die Stimmen von Chris Hell und David Frings bangt, und doch steht man da grinsend oder wahlweise mit offenem Mund, und man denkt Dinge wie: diese gottverdammten Schöngeister! Die Ansagen zwischen den Songs unterstreichen nicht nur, was die Lyrics versprechen, sondern offenbaren auch wirklich sympathische Menschen, die das Herz am rechten (oder in diesem Falle eher am linken) Fleck tragen.

Eine unfassbare Lautstärke, und ein Bass, der sogar Mogwai und die Deftones 
in der Disziplin Nierensteinzertrümmerung per Schall in die Schranken weist, gepaart mit einer großen (sowie großherzigen) politischen Haltung gegen Rechts, gegen Rassismus und den ganzen Kleinherzenkram, verpackt in geschichtsbewusste Lyrik fernab stumpfer Parolen, lässt das gesamte Konzert anmuten wie ein infernalisch wärmendes, körperlich wie geistiges Wannenbad. Ich weiß, das klingt irre, trifft es aber in meinem Fall sehr gut. 

Kurzum: meine Tanks sind wieder voll – und das an einem Montag! Und Fjort, das bestätigt sich hier und heute einmal mehr, sind inzwischen eine eigene Klasse für sich geworden, quer über viele Stile und Szenen. Danke!



Mittwoch, Tag 2 von 4 "WITH YOUR ANGER – WITH YOUR FUCKING RAGE!"
Tag 2 der wundervollen #Konzertwoche in #Köln.
Endich ist es wieder soweit! Meine Lieblingsband tut es wieder! Die einzigartigen @boysetsfireofficial treten heute mit ihrem "Family First Festival Secret Gig" vor dem eigentlichen "Family First Festival Warming-Up-Gig" vor dem eigentlichen #FamilyFirstFestival im ebenso einzigartigen #gebäude9 auf. Gott, was bin ich froh, dass ich auch diese Karten (2 von 300) geistesgegenwärtig gekauft habe!

Gott, war DAS geil, Jungs!!! Danke für diesen geilen Abend! Das ist Liebe!
Ich glaube, man kann viele Bands geil finden und lieben, aber ich für mich kann sagen, dass es für mich eifach diese eine hier ist! Hier passt (für mich ganz persönlich) einfach alles zusammen. Musik, Energie, Texte, Haltung, persönliche Sympathie und sogar die Fans – eine großartige, liebenswerte Einheit und alles was ich will! Daher, dieses #familyfirst Dingen passt unglaublich gut. Und auch wenn ich heute den kleinsten und vielleicht sogar schon besten Gig unglaublich genossen habe, freue ich mich auf Donnerstag Abend in der Live Music Hall!
Ach und die heimische Supportband #Giver hat ebenfalls eine echt guten Job gemacht und ebenfalls Haltung bewiesen, Respekt! 
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Und scheinbar war ich 2012 der gleichen begeisterten Meinung 
http://www.visions.de/…/k…/1831/boysetsfire/koeln-09-08-2012

 


Donnerstag, Tag 3 von 4

... in der wundervollen #Konzertwoche. Tag 2 von 3 mit den unvergleichlichen @boysetsfireofficial und Gottchen, was soll ich sagen. Das Gebäude 9 hat mich gestern doch arg verwöhnt, was die intime Atmosphäre angeht, und obschon die Live Music Hall auch noch eine echt okaye Größe hat, war ich bei der Ankunft angesichts der vermeintlichen Menschenmassen doch etwas überfordert. Coldburn habe ich durch den Stau leider verpasst, aber der gute Matze Rossi hat einen verdammt guten Job gemacht - kommt mir immer mehr ein wenig so vor, wie ein deutscher Chuck Regan.

Aber als dann die ersten Töne erklangen und (heute mal direkt zu Beginn) "Rise, Rise, Rise" aus allen Kehlen die Halle erfüllte, war alles sofort wieder, wie es sein sollte. Sehr höfliche, nette, brüllende Menschen machen das Konzert, wie immer, zu einem Erlebnis! Auch wenn ich finde, dass #boysetsfire im kleinen Club noch immer am charmantesten rüber kommen, diese Jungs und diese Songs, packen jede Halle (was ich dann, wie auch schon drei Jahre zuvor, sehr eindrucksvoll einen Tag später im Palladium bestätigt finden sollte).
Auch wenn mir das Palladium generell schon zu viel groß ist, ich freue mich wie blöde auf morgen, und dass diese größte kleine Band der Welt so einen Laden ausverkauft. Und beim nächsten #bsf Dreier in Köln, nehme ich mir definitiv frei und ein Hotelzimmer, ich werd` ja auch nicht jünger!



Freitag, Tag 4 von 4

Tag 4 meiner abnorm schönen #Konzertwoche: Das große und laute und geile Finale der diesjährigen #boysetsfire #Festspiele in Köln!
"With your anger, with your fucking rage" - oder: "Take care of each other, we're all brothers and sisters!"
Ich habe es bereits nach dem Boysetsfire Gig im Gebäude 9 prognostiziert, dass ich das Gefühl habe, das wohl geilste  der drei Konzerte in Folge bereits gesehen zu haben. Das liegt aber zum einen daran, dass ich lieber Konzerte mit 300 als mit 4000 Leuten sehe, und zum anderen daran dass es immer wieder genial ist, die Jungs, pardon, inzwischen darf man ja auch die Herren sagen, nach langer Pause zum ersten Mal wieder live vor sich zu haben - das darf dann auch ruhig 3 mal am Stück sein!

Andererseits kann man die 3 Konzerte gar nicht wirklich vergleichen. Sympathisch sind sie immer, gut drauf auch und ich habe keinen Gig von BSF bisher gesehen, den ich bereut hätte und bei dem sie nicht Vollgas gegeben hätten. 

Musikalisch waren Boysetsfire in diesem Jahr allerdings wesentlich besser, um nicht zu sagen perfekt eingespielt, wenn man die Jubiläumsgigs mit einigen, alerdings sympathisch, verspielten Songs von vor drei Jahren zugrunde legt, die wiederum ihre ganz eigene Dynamik hatten und jetzt schon als legendär gelten. Das Gebäude 9 ist einfach perfekt für harte Gitarrenmusik im intimen Rahmen. Die Live Music Hall ist an mir emotional in diesem Jahr ein wenig vorbei gegangen aber das Palladium dagegen, eigentlich so gar nicht mein Laden, auch schon von der Größe her, hat gezeigt, dass Boysetsfire inzwischen in der Szene eine derartige Ausnahmestellung genießen (wie übrigens die unglaubliche geil abliefernden Fjort in der deutschen Szene auch, die diesen riesigen Laden mit der ihnen eigenen Urgewalt im Sturm erobert haben), dass sogar hier der komplette (!!!) Laden zum Tollhaus wird und alle, wirklich alle jede Zeile mitsingen! Ein Erlebnis!

Nur der Vollständigkeit halber, AYS habe ich komplett verpasst, Great Collaps waren fast fertig, als ich verspätet eintraf, machten aber ganz gut Dampf und Dave Hause dagegen war mir persönlich zu sehr Amirock der Art, die mich nicht wirklich packt und die Art der Bühnenpräsenz ist wohl auch nicht wirklich meine. Naja.  


Was ich wirklich genial und absolut geil finde ist, dass Boysetsfire inzwischen alles dürfen. In der einen Minute noch brüllt sich Nathan Gray - im Grunde die ganzen 2 Stunden über beide Ohren glücklich grinsend in die Menge schauend wie ein Honigkuchenpferd – zum herrlichsten Hardcore Gebolze seiner Freunde, seiner Familie (hier passt das mal) die Seele aus dem Leib, in der nächsten Minute spielt er mit Chad inmitten des gerade noch moshenden Pulks mal eben ein herzerweichend zartes und emotional aufwühlendes Akustikset, nicht ohne die lieb gewonnenen Rededuelle untereinander auszulassen. Der abschließende Übergang von der Akustik, zurück zu amplifizierter Hardcoregewalt gelang dann dementsprechend überraschend für alle. Aber eben überraschend gut. 

Großartig übrigens zu sehen, dass die, ich nenne sie mal Präsidentschaft, von Donald Trump sowie der braune Politmob in Deutschland und ganz Europa, eine wirkliche Repolitisierung der gesamten Szene befeuert. Wirklich jeder Künstler an diesem Abend, sei es Dave Hause oder die in dieser Hinsicht derzeit sehr klar und scharf formulierenden 
#Fjort, sowie natürlich Boysetsfire höchstselbst, haben ausführliche und deutliche Statements gegen sämtliche Nazibrut an die Menge gerichtet. Angesichts vieler junger Menschen im Publikum, die vielleicht zum ersten Mal Boysetsfire live sehen, ist das keine linke Folklore sondern absolut wichtig! Danke für die klaren und tief zu Herzen gehenden, klaren Worte!
Das Fazit ist, die Woche war durchaus anstrengend, aber es hat sich absolut gelohnt. Ihr Lieben, gerne alle 3 Jahre wieder, aber dann mit Hotelzimmer!

Danke auch an die sage und schreibe 5 Leute die mich nach dem Gig umarmt und mir auf englisch zu meinem großartigen Auftritt gratuliert haben, ähm ... ja, weil sie mich im Halbdunklen für @nathangraymusic gehalten haben. Sehr schmeichelhaft aber es lag dann wohl am schwarzen Hemd und dem grauen Bart. Wir sind halt inzwischen beide alte Säcke 
 Jederzeit gerne wieder! 






Ach und ... kleiner Nachtrag ... bleibt mir noch den Typen, die mir während des Konzerts den Wagen aufgebrochen haben, viel Spaß mit meinem Mac zu wünschen! IHR ARSCHLÖCHER!

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Frühere Posts zu Boysetsfire:







Ich möchte ein Gedicht schreiben. Eines von der Sorte, die man nur einmal im Leben schreibt. Die wirklich etwas bedeuten und wenn es dann jemand wirklich mal liest, weiß er sofort alles über mich. Alles was ich jemals war oder sein wollte. Alles was ich aus meinem Leben gemacht und was ich versemmelt habe. Worauf ich stolz bin und wofür ich mich schäme. Und dass der Stolz im Grunde immer die geringere Rolle gespielt hat. Wen ich geliebt und wen ich verletzt habe. Vielleicht auch beides zusammen. Ein Gedicht, das so kurz ist, dass es ehrlich sein kann und so lang, dass es kein Detail auslässt. Es soll einen umschließen mit Trost gebender Wärme und es muss weh tun mit reinigender Ehrlichkeit. Es benötigt Pathos, aber nur um sich selbst nicht zu ernst nehmen zu müssen. Und es darf keinen Gag auslassen, auch wenn allen das Lachen im Hals stecken bleibt. Man muss sich fragen, was hat er damit gemeint und gleichzeitig ein wissendes Nicken für angebracht halten. Ich möchte die Kraft haben, es schreiben zu können, bevor ich sterbe und jemand anderes es über mich verfasst.

Ich habe diesen unsagbar schweren Job, bei dem ich nun bereits seit mehrere Wochen und Monaten für den Messeauftritt eines Kunden auf großartigste Bilder von sowohl rohem als auch zubereiteten Fleisch blicken darfmusskann.

Das alles hat natürlich unterschwellige Nebenwirkungen. Ich habe mich gestern einmal mehr dabei ertappt, dass ich nach Feierabend durch den Rewe schlich und – ohne es bewusst zu wollen – exakt jene Zutaten in mein Körbchen gleiten ließ, die mich befähigten, das den ganzen Tag bearbeitete Fotolia (!) Bild zu hause nach zu kochen.

Da wurde mir zwischen Fußballstream auf dem neben der Arbeitsfläche liegenden Tablet und Parieren des zuvor erworbenen Fleisches plötzlich klar, wie gefährlich mein Job ist. Was würde wohl passieren, wenn ich Werbung für einen Waffenhändler, Stützstrumpfhersteller oder Pur Platten verkaufenden Recordstore machen würde?

Panik befiel mich und ich konnte mich so gerade noch mit dem zufällig offen herum stehenden Wein vor einer Attacke schützen.

Ich kann nur jedem raten, lernt einen anständigen Beruf.





Heute:
Wo kommt eigentlich der Ausdruck Freibad her?

Wie wir alle wissen, laden Freibäder ja vornehmlich zu jener Zeit zu Bade ein, da sich das Wetter im Grunde von seiner sommerlichen Seite zeigt. Demzufolge hat der Begriff Freibad scheinbar keine Bedeutung, da es hier meistens voll bis übervoll erscheint. Was nun aber wahrscheinlich die wenigsten wissen: hier liegt ein schlichter Übersetzungsfehler aus dem Keltischen vor. 

Die Kelten, diese bekannte antike Volksgruppe aus der Eisenzeit, ihrerseits große Anhänger des neujährlichen Eisschwimmens, sind die eigentlichen Erfinder des Freibades. Da sie jedoch stets in den Wintermonaten zum Bade schritten, war hier zumeist eine Menge Platz auf den Liegewiesen und auch im Becken war es nicht wirklich voll, so dass sich der Name Freibad schnell einbürgerte. 

Dass sich dieser schlichte Übersetzungsfehler bis in die heutige Zeit halten konnte, liegt vornehmlich an zwei Tatsachen. 

Zum einen vermieden die Kelten es vermutlich bewusst, gesellschaftliche, religiöse oder ihre Tradition betreffende Inhalte schriftlich und zudem auf dauerhaftem Material festzuhalten. Die mündliche Weitergabe von Inhalten scheint einen hohen Stellenwert gehabt zu haben. 

Zum anderen wurde den Kelten ihr eisiges Hobby des Winterschwimmens – eben im „Freibad“ – zum Verhängnis. Durch die fiesen Temperaturen im Winter und das nasse, lange Haar, erkrankten nahezu alle Kelten irgendwann an einer damals unheilbaren Lungenentzündung.

Und gerade als der letzte der keltischen Sprache mächtige Druide sein Wissen an einen vorbeischlendernden galloromanischen Plünderer weitergeben wollte, erlag er – wie die meisten seiner Stammesgenossen – einer bösen Pneumonie, dem Ergebnis des Freibadbesuchs im Winter.

So kam es also, dass das zumeist viel zu kalte (vergleiche: kelte) Wasser (einzige Ausnahme: das Nichtschwimmerbecken oder der Warmbadetag) in den heutigen Schwimmanlagen unter freiem Himmel, immer noch als Freibad bezeichnet wird.