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Die Evolution hat uns reingelegt. 

Kein halbwegs Vernunft begabter, normal wohlhabender Erwachsener in der westlichen Hemisphere kann sich davon frei sprechen, der Versuchung einer völligen Depression klaglos eine Absage erteilen zu können. Nicht, dass man die Wahl hätte.

Über Jahrtausende hat sich unser Geist - evolutionär unterstützt - heraus gebildet, um besser, schneller und komplexer werden zu können, als der jedes anderen Wesens auf diesem Planeten, nur um uns dann eiskalt in die Bewusstseinsfalle tappen zu lassen.

Ich wage erkennen zu wollen, dass intellektuell herausragend geschulte Geister, an sich selbst zu zerschellen drohten / drohen / drohen werden. Dieses ganze "Wo kommen wir her"-Gedenke führt letztlich immer in eine rangierunfähige Sackgasse, der lediglich ein an sich selbst angeschlossener Kreisverkehr angeschlossen ist.

Künstler aller Epochen, haben sich dem Ursprung, wie dem Sinn des Ganzen, in unendlicher Ausprägung angenähert. Wundervolle Kunst ist entstanden, geniale Zeilen, großartige Bilder, multivers verortet anmutende Meilensteine.

All das immer nur, um das Eine zu erkennen:
Wir ersticken an unseren Möglichkeiten.

Letztlich sind es nicht einmal die großen Themen, an denen Menschen zerbrechen. Es ist der Alltag, der sich ob eines gedachten, gefühlten, weitaus größeren Zusammenhangs als so lächerlich erweisen kann, dass viele den Bezug dazu verlieren. Es ist eine bittere Fußnote der Evolution, dass es die basischen Dinge sind, die Menschen zerstören, nicht die im Detail existierenden immanenten.

Frieden, Gleichheit, Liebe, Freiheit, Empathie, Mitleid, Freundschaft. Diese Dinge sind die Bestandteile, die unserer bloßen Existenz die entscheidende Würze verleihen können. Aber nicht zwangsläufig müssen. Dazu gehört immer die persönliche Geschichte.

Es wäre im Grunde so einfach. Der unumgängliche Pferdefuß bei all dem ist allerdings, dass wir die Fähigkeit haben zu vergleichen, die Gabe zu Denken, was wäre wenn. Eine Entscheidung, ein winziges Rädchen um ein µ anders gedreht und unser gesamtes Leben wäre ein anderes. Und verdammt - was, wenn dieses Leben dann ein "besseres" wäre? Die unglaubliche Krux an diesem Gedanken ist jedoch: es gibt immer ein besseres, vorstellbares Leben.

Und so finden wir allesamt keinen Frieden in unseren Sein. Der Neider sucht Schuldige für seine, für ihn real existierende Misere. Der Zweifelnde macht sich selbst zum keinen Ausweg findenden Unwissenden. Der Tumbe wird als solcher von den Missgünstigen ausgemacht und übervorteilt. Und so weiter. Selbst der Optimist - der ich bin - verortet in seinen düsteren, klaren Stunden, dass es Sinnlosigkeit auszuhalten gibt. Vielleicht hat der - wie auch immer - gläubige Mensch dann doch noch die besten Karten in diesem Spiel, auch wenn es in meiner kleinen Welt lediglich eine eskapistische Nuance von Philosophie darstellt.

Fakt - und alleine das Wort macht hier Spaß - Fakt ist, es gibt weder einen Grund, die Kunst in all ihren Facetten aufzugeben, schließlich stellt sie immer noch den spannendsten Auswuchs an Sinnstiftung dar, noch, sich jeden Morgen von der Evolution, als ausgewiesene Krone der Schöpfung, den Tag versauen zu lassen. Aber meine Gedanken sind vollsten Verständnisses bei jenen, die genau das nicht verhindern können.



Im Schreiben das Denken gewissend verlängert,
     Den ein oder andren Gedanken befreit,
Die Pfosten in Philo und Sophie gehämmert,
     So sind wir vor Stumpf- und auch Dumpfsinn gefeit.

Mag sein, dass die ein oder and`re Idee sich,
     Entfaltet des Schmetterlings Flügelschlags gleich,
Wahrscheinlicher ist doch, dass über den Klee sich,
     Die Hybris gar selbst lobt, in Hirnen so weich.

So bin ich das Hin und das Her bin ich auch,
     Ich steh` nicht nur mir, auch dem Geist auf dem Schlauch,
Sogar denkend verlier` ich das Maß dieses Verses,
     Und schreibend zieht`s bitter durch Herz und durch Bauch.

Verloren zu sein, verliert hier jeden Schrecken,
     Das Schreiben an sich ist voll Wissen allein,
Es kam über uns und es wird stets vollstrecken,
     Was Denken hermetisch niemals kann sein!


Oft ist es Unachtsamkeit, genau so oft gewiss schlicht die fehlende Zeit.

Was sich anhört wie eine Entschuldigung, ist im Grunde nur die Erkenntnis, niemals allem - wichtiger: allen - gerecht werden zu können. 

Ich denke, es ist okay. Wirklich. Obschon ich tief in meinem Herzen denke, dass es das nicht ist. Was soll man machen. Zeit ist endlich und man tut sich selbst - vor allem sich selbst (und das ist wichtig, jenseits allen Anscheins von Egoismus) - einen großen Gefallen, diesen Umstand zu akzeptieren. 

Akzeptanz gegen (ist es hier nicht vielmehr ein für?) sich selbst - ja genau, diese Akzeptanz, die man anderen ständig empfehlen, aufdrängen, ja befehlen möchte - ist die Basis von allem. Ich akzeptiere Jahr für Jahr mehr die Tatsachen, die sich nicht ändern lassen. Das schafft Platz, Luft, Raum, setzt Energien frei, um die Dinge anzupacken, die sich ändern lassen.

Ja, man verletzt, man vernachlässigt, man verursacht Missverständnisse. Natürlich. Aber da muss man schon durch. Ich komme da durch. Ihr kommt da durch. Wir alle schaffen das. 

Wir wollen frei sein. Die meisten zumindest. Gestehen wir es uns gegenseitig zu.

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Pixel türmen sich übereinander. Funkelnde Farbklötze bilden Landschaften, Gegenstände, Menschen. Bunte Klötze werden zu Bewegung, verschwimmen schließlich doch wieder zu vage definierbaren Massen.

Natürlich war es ein langer Weg. Es ist auch kaum schöner geworden. Nicht im Wortsinn. Brillanz und Schärfe sind eine der härtesten Währungen derzeit. Dem Sehenden schlägt die Stunde. Dem Sehenden gehört die Welt. Die Welt der Sehenden. Ja, die Sehenden. Was sehen die eigentlich? Sie hatte sich schon immer gefragt, was das soll. Sehen. Was nutzte es zu sehen, wenn man es doch nicht zu benutzen verstand. Wenn man es im Grunde gar nicht verstand.

Es nervte sie schon, seit sie zu denken gelernt hatte. Seit sie spürte, wie sehr das Sehen die Realität zu beeinflussen verstand. Mitunter auch das Gesehenwerden. Es kam ihr einfach falsch vor. Es war falsch, wie die Menschen es lernten. Es war falsch, wie unabhängig das Sehen vom Denken funktionierte. Es war einfach grauenhaft falsch, dass das Sehen so beeinflussbar war, dass es jedem Zweck zu Kreuze kriechen muss, dass es als Wasserträger für so viele schlechte Gedanken herhalten musste.

Irgendwann beschloss sie einfach damit aufzuhören. Es passierte von jetzt auf gleich. Sie war gerade 15 geworden. Ihre Eltern hätten ihr etwas aus ihrer Sicht Wunderbares schenken wollen, sie hatte auch gar nicht die Absicht, sie vor den Kopf zu stoßen. Dennoch hörte sie einfach auf. Sie hörte auf und im gleichen Moment hörte es auf. Alles verschwamm vor ihren Augen, wurde unscharf, schmolz zusammen. Es wurde fließend. Eine unmerkbare, kurze Sekunde des Ungewohnten, ließ sie das Grinsen, das unmittelbar auf sie folgte, sie sofort ausfüllen, wie einen sie bar jeder Bedrohung durchströmenden Lavastrom, der jede Zelle in ihr vor Glück fast zu sprengen drohte.

In dem Moment, da sie es einfach sein ließ, begann sie klar zu sehen. Der Verlust bereicherte sie derart, dass sie beschloss, das es gut war. Sie beschloss es und sie fühlte es. Niemand, wirklich niemand verstand sie. Wie auch. In den folgenden Monaten wurde Hilfe eingeholt, von allen, wirklich allen Seiten. Hilfe, die natürlich scheiterte. Hilf niemals einem glücklichen Menschen, der sich nicht helfen lassen möchte. Sie war in der Tat ganz in der Nähe von glücklich.

Doch seit einiger Zeit spürte sie etwas Seltsames. Die sich umeinander tummelnden Pixel begannen ein seltsames Eigenleben. Sie scharrten sich umeinander, ja sie rotteten sich zu überschäumenden Gesamtbildern zusammen. Als es ihr bewusst wurde, erschrak Sie derart, dass sie sich um eine Klarheit bemühen musste, derer habhaft zu sein, sie sich mit einigem Aufwand überwinden musste. Die verwischten Klumpen begannen sie der Deutungshoheit zu berauben. Die sich plötzlich wieder abzeichnenden Bilder wurden auf eine perverse Art klar vor ihren Augen. Vor diesen Augen, die sie doch verlernt hatte zu benutzen, denen sie nie wieder trauen wollte. 

So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihren Augen weiterhin befehlen, ihr die Informationen zu liefern, die sie bereit war wahrzunehmen. Sie konnte das alles, was sie immer gewollt hatte. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr Kopf, Ihr Gehirn, Ihr Verstand auch aus dem bisschen Datenmüll all das zusammen setzte, was sie beschlossen hatte nie wieder sehen zu wollen. Pixel um Pixel ergänzten sich. Klotz um Klotz begannen einen Tanz um sich selbst. Die Neuverformung der Wirklichkeit hatte begonnen. Sie versuchte alles, um den Wahnsinn weg zu wünschen. Ihr Wille verweigerte ihr den Gehorsam, drängte sie in genau die Ecke, die sie durch ihre Entscheidung auf ewig zu verlassen suchte. Pixel um Pixel, Klotz um Klotz, Farbmatsche um Farbmatsche umkreisten sie, prügelten auf sie ein, hagelten ihr Lichtblitze ins Hirn, folterten ihre Gedanken mit Realität bis ... ja bis ...

Irgendwann beschließt man einfach damit aufzuhören.




Ist Freiheit ein Gefühl? Ist Freiheit ein Grundrecht? Ist Freiheit wichtig? 

Dreimal ein uneingeschränktes JA.

Die einen sehen Freiheit als das höchste Gut, als die Basis von allem an, als etwas für das es sich unter allen Umständen zu kämpfen lohnt. Andere schlicht als selbstverständlich. Wieder andere bemerken sie gar nicht, bedienen sich ihrer Vorzüge aber tagtäglich ungeniert. 

Ich zweifle oft. Ich zweifle sehr oft. An den Menschen in ihrer schieren Masse, die sich allzu oft, allzu träge in ihr Schicksal begibt, unfähig zu reflektieren, wer dies gerade bestimmt. Unfähig zu Mitleid auch wenn einem der ihren Unrecht oder großes Leid geschieht. Zugefügt ebenfalls durch einen der ihren, durch einen Menschen, gerne auch von vielen. Einer Gruppierung. Dass ich viel seltener verzweifele als zweifele, liegt an den vielen kleinen aber wundervollen Momenten, wie jenem eben, als eine durch die anfahrende U-Bahn fast zu Fall kommende alte Dame gleich von 4 umstehenden Personen aufgefangen wurde.

Da wurde mir sofort wieder eines klar. Mag die Masse auch noch so träge und durch politische Großlagen leicht zum Hinnehmen schlimmer Umstände verführbar sein - wenn es drauf an kommt und die Menschen verstehen worum es geht und was zu tun ist, sind die meisten bereit zu handeln, um seinem Nächsten zu helfen. Wenn sie verstehen worum geht! Das genau ist der Punkt. Wenn sie es verstehen, wissen. Auch hier sind Bildung und Information der Schlüssel. Freie Information und ideologisch neutrale Bildung.

Was, so schoss es mir durch den Kopf, was, wenn alle wüssten, was Ihnen ihre persönliche Freiheit ermöglicht? Was, wenn alle wüssten, dass sie -  natürlich immer schon, aber... - gerade auf eine perfide, mit dem sogenannten Grundrecht auf Sicherheit  begründete Art der Freiheit beraubt werden sollen. Was, wenn ebenfalls alle wüssten, dass sie, würden sie nur dieses eine Mal alle zusammen stehen, nichts zu befürchten hätten. Weder den Verlust ihrer Freiheitsrechte, noch etwaige Repressalien seitens der ihre eigenen Werte schon lange verratenden Bürokratien.

Was, wenn alle wüssten, dass wir hier und heute an einer entscheidenden Wegkreuzung stehen. Dass wir an einem Wendepunkt stehen, und dass wir alle - die Betonung liegt auf alle - bestimmen wohin es mit unserer Gesellschaft geht.

Wir sind so lange frei, wie wir verlangen frei zu sein! 

Hören wir damit auf, sind wir zufrieden, sind wir desinteressiert oder gleichgültig, glauben wir das seien nur Nachrichten die uns nicht beträfen, haben wir verloren. Glauben wir, nur weil wir ja nichts zu verbergen haben, beträfe uns die ganze Diskussion nicht, sollten wir uns definitiv an den Nationalsozialismus erinnern. Und das ist nicht die Nazi-Keule. Verteidigen, fordern, verlangen wir unsere Freiheit nicht, dann werden wir unsere Freiheit verlieren.

Damit kann ich nicht leben. Und ich will nicht, dass, ja ich könnte mir nicht verzeihen, wenn mein Sohn damit Leben müsste.

Macht Euch bewusst, wir sind die Generation, die in Freiheit aufwachsen durfte. Wollen wir wirklich die Generation sein, die die Freiheit kampflos preisgegeben hat?

Warum sollten wir hoffen, dass es morgen besser wird, wenn wir nicht einmal Hoffnung für heute  haben? 

Wir müssen allesamt keine Freunde sein, dafür sind wir viel zu verschieden, aber wir sind alle Menschen. Behandeln wir diejenigen, die den Mut haben, für die Freiheit, für unser aller Freiheit zu kämpfen endlich wie es sich gehört. Helfen wir Ihnen. Stehen wir zusammen. Machen wir unseren Mund auf! Wir haben alle Möglichkeit dazu! Jetzt!