Der Vorteil von
Entschleunigung? Den gibt es eigentlich nur, wenn man ansonsten ständig
beschleunigt lebt. Kein Mensch muss abschalten, wenn er niemals angeschaltet
war. Genauso macht Vollgas geben nur so richtig Spaß, wenn man sich im Alltag
an alle Verkehrsregeln hält. Ausbrechen ist das Stichwort. Ausbrechen aus dem
Gewohnten ist immer eine großartige und auch notwendige Erfahrung. Dabei ist es
völlig egal, ob man als auf allen Ebenen feuernder Tausendsassa einfach mal die
Füße, samt Geist und Hirn hoch legt, oder ob man sich als tranige Tüte eine
Stoß gibt, und in irgendeiner Art aktiv wird.
Es ist relativ
unspektakulär, wenn ein Hochleistungssportler, der sich sein Leben lang dem intensiven
Gebrauch seines Körpers hingegeben hat, nach dem er Tennis, Golf und Marathon durchgespielt
hat, auch noch das Downhillfahren für sich entdeckt. Das ist genau das, was
alle von ihm und erst recht er selbst von sich erwartet. Ähnlich spannend ist
es, wenn der Serienjunkie, der „Game Of Thrones“ neben sämtlichen Folgen von
„Big Bang Theorie“ am Stück durchguckt, nun auch noch „World of Warcraft“, Chips und Pizza vernichtend vom Sofa aus erledigt, als wäre es der Marathon des
Spitzensportlers.
Langeweile pur ist, sich
ständig zu wiederholen. Immer. Für Außenstehende ist dies oft wesentlich
schneller zu erkennen, als für einen selbst. Allerdings ist das auch genau die
Sicht, die völlig ohne Belang ist. Wer sich für seine eigene Außenwirkung aus
Gründen der Reputationssteigerung interessiert, hat bereits verloren. Es ist
wie mit politischen Ansichten, wie mit Religion. Extreme sind immer scheiße.
Die Regel bestätigenden Ausnahmen findet man in der Kunst oder der Kultur.
Daher lasst den
Speedjunkie chillen, den Hänger ausrasten, den Extrovertierten Gedichte
schreiben und den Metalfreak wandern gehen. Vernagelt Eure alles erstickenden
Schubladen. Verbrennt Eure Manuals für Menschen. Entschleunigen kann ebenso
geil wie tödlich wirken. Kommt immer ganz drauf an, wen es trifft.
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