Mutenthemmt und linientreu - Der Anfang vorm Ende

Ein unglaublich zufälliges Vorhandensein und Zusammenfinden von etwas Materie, verleiht dem vermeidlichen Wunder des Geborenwerdens eine unabstreitbar sagenhafte Aura. Besonders wenn man ein Planet ist. Ein Planet, den unfassbar viele Lebensformen als ihre sinnstiftende Heimat betrachten. Bei näherem Nachdenken wird es nur den Ketzerischsten gelingen hier nicht ins Schwärmen, sondern bedingt durch diesen Umstand ins tiefste Grübeln zu geraten. Als die simpelste aller Fragen kann dann nur noch jene recht unwissenschaftlich formulierte daher kommen: Was soll das eigentlich?

Dankenswerterweise gibt es seit Menschengedenken – und das ist wahrhaftig nicht die Welt, wenn ich mir dieses Wortspiel erlauben darf – jene, die sich anschicken diese Frage auf das übelste verzerrt (und philosophisch weitaus zu hoch angelegt) zu stellen. So weit noch keinen Schaden anrichtend, haben diese mutenthemmten Menschen jedoch die Angewohnheit Theorien aufzustellen. Und als seien sie der eigenen Sprache nicht vollends mächtig, verwechseln sie alsbald die eigenen Theorien, das Ungreifbare betreffend, mit messbaren Ergebnissen.

Ein halbes bis dreiviertel Leben weiter ringen die großen Theoretiker in großer Mehrzahl mit dem eigenen Tode und sind sich der Bestätigung ihrer persönlichen Theorien somit so nah wie nie zuvor. Paradoxerweise jedoch verfallen die meisten von ihnen, ihres sicheren Abstandes beraubt, der einen so mutig werden lässt in Bezug auf das Universelle, zurück auf althergebrachte Theorien ihnen persönlich wie geistig völlig fremder Theoretiker. Ohne sagen zu können, was diese längst vergangenen Philosophen nun im Angesicht des potentiellen Zerbröckelns eigenen Denkens, richtiger gemacht und gedacht haben als man selbst, betet man plötzlich doch jene rituellen Formeln, dessen Richtigkeit man – fast – ein Leben lang angezweifelt hat.

Und ehe man sich’s versieht, ist der Ursprung erstaunlicherweise das geringste Problem mit dem man sich konfrontiert sieht.

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