Kennt Ihr das auch?
Ihr schaut beiläufig an Euch herab, einzig aus den Grund, dass Euch ein Smartie aus dem Mund gefallen ist, und dann ... dann fällt es Euch auf. Der Schreck fährt Euch in die zitternden Glieder und Ihr begreift (Gehirnzelle stuppst Gehirnzelle an), dass Ihr ein T-Shirt tragt, OHNE JEGLICHEN AUFDRUCK!
*kreiiiiisch*
Plötzlich wisst Ihr was "peinlich berührt sein" bedeutet, spürt was es heißt, sprachlos zu sein, fühlt, was chinesische Nacktkatzen fühlen, wenn sie unversehens in den Spiegel schauen.
Und dann erinnert Ihr Euch voller Dankbarkeit, Glück und einströmender Endorphine an www.shirtblazer.de. Die Seite, die Euch jetzt retten kann!
Und ich bin sicher, Eure Panik weicht und mehr und mehr füllt sich Euer ganzer Körper mit Wohlbefinden, Glück und Liebe!
Immer gerne, Euer Markus <3
Ja klar, das alles ändert sich. Es ist gerade 23 Uhr. Und unter anderen Umständen zu einer anderen Lebenszeit, saß ich zu dieser Uhrzeit in einem Regionalexpress von Herne nach Mönchengladbach und habe, nach einer Luzifer Sam-Probe relativ angetrunken Texte in mein Skizzenbuch geschrieben. Mein Skizzenbuch. Das war eine großartige Sache, leider wirklich kein Vergleich zum heutigen "Ich hacke die Idee mal eben ins Smartphone". Das war ein sinnliches Erlebnis, nicht nur weil immer irgendein entweder noch betrunkener Mitfahrer etwas loswerden wollte, oder der Schaffner, den man dann doch auch irgendwann persönlich kannte, etwas auf dem Herzen hatte.
Jetzt leuchtet da oben am Rand des Displays, während ich das hier nicht mit Tusche oder Kuli auf Papier kritzel, sondern natürlich ins Display tippe, eine Push Mitteilung von Twitter auf. Ich liebe es, bevor da Zweifel aufkommen. Aber jetzt, heute, sitze ich in einem ergonomisch astreinen Sessel mit der neuesten Visions in der Hand (wenigstens DAS ist seit unglaublichen fast 30 Jahren gleich geblieben) und zappe analog zum gerade gelesenen Artikel durch Spotify und genieße unendlich viel tolle Musik.
Das ist weder besser noch schlechter als früher, es ist nur anders. Klar, ich genieße diese allzeitige Verfügbarkeit von Musik, von Kunst und Kultur, aber zum einen weiß ich selber, als Musik Schaffender, sehr genau, was das den Menschen in Wahrheit kostet, der diese Musik hervorbringt und was er davon (eben nicht) hat, zum anderen war die Spannung, die man "früher" (was für ein Opa-Wort) aufgebracht hat, um an ein neues Album zu kommen, um ein so unglaublich Vieles immenser, größer, irrer, dass ich noch heute ziemlich genau weiß, wann und wo und mit welchem Gefühl ich ein paar wegweisende (oder einfach nur für mich geile) Platten gekauft, ausgepackt, gehört, gerochen (und gelesen) habe.
Ich genieße die Möglichkeiten, die sich heute bieten Musik zu rezipieren ungemein, anderes zu behaupten wäre unlauter, aber ab und an um 23 Uhr vermisse ich meinen Bassisten Till, das Sternrätsel, Diskussion über Slayer und einen gepflegten Rausch mittels Dosenbier im Regionalexpress.
Montag, Tag 1 von 4Der Beginn und eine große Liebe!
Was habe ich mich auf dieses Konzert gefreut und inzwischen auch festgestellt, dass ich schlauer Impulsiv-Fuchs sehr weise daran getan habe, mir die Tickets direkt zu besorgen, als Fjort ihre Tour angekündigt haben, denn alle Termine waren in rasend schneller Zeit ausverkauft. Das liegt natürlich auch daran, dass ihr neues Album "Couleur" ein absoluter Hammer und jetzt schon ein Referenz-Album, nicht nur für die deutsche Posthhardcore-Szene geworden ist. Allerdings ist es auch ganz eindeutig - und das macht es so gut - die konsequente Entwicklung eines Weges, den die Band schon seit der ersten EP "Demontage" beschreitet. Ein energetischer und sehr eigener, fesselnder Weg.
Die Aussicht Fjort zuerst hier und heute zuerst im tollen Gebäude 9 und dann am Freitag beim #FamilyFirstFestival vor Boysetsfire sehen zu dürfen, beflügelt die Anfahrt und erhöht die Vorfreude.
Die unglaublich großartigen #Fjort schreien einen (sehr oberflächlich gesehen) im Grunde 2 Stunden am Stück an, und das mit einer Intensität, dass man um die Stimmen von Chris Hell und David Frings bangt, und doch steht man da grinsend oder wahlweise mit offenem Mund, und man denkt Dinge wie: diese gottverdammten Schöngeister! Die Ansagen zwischen den Songs unterstreichen nicht nur, was die Lyrics versprechen, sondern offenbaren auch wirklich sympathische Menschen, die das Herz am rechten (oder in diesem Falle eher am linken) Fleck tragen.
Eine unfassbare Lautstärke, und ein Bass, der sogar Mogwai und die Deftones in der Disziplin Nierensteinzertrümmerung per Schall in die Schranken weist, gepaart mit einer großen (sowie großherzigen) politischen Haltung gegen Rechts, gegen Rassismus und den ganzen Kleinherzenkram, verpackt in geschichtsbewusste Lyrik fernab stumpfer Parolen, lässt das gesamte Konzert anmuten wie ein infernalisch wärmendes, körperlich wie geistiges Wannenbad. Ich weiß, das klingt irre, trifft es aber in meinem Fall sehr gut.
Kurzum: meine Tanks sind wieder voll – und das an einem Montag! Und Fjort, das bestätigt sich hier und heute einmal mehr, sind inzwischen eine eigene Klasse für sich geworden, quer über viele Stile und Szenen. Danke!
Mittwoch, Tag 2 von 4 "WITH YOUR ANGER – WITH YOUR FUCKING RAGE!"
Gott, war DAS geil, Jungs!!! Danke für diesen geilen Abend! Das ist Liebe!

http://www.visions.de/…/k…/1831/boysetsfire/koeln-09-08-2012
Aber als dann die ersten Töne erklangen und (heute mal direkt zu Beginn) "Rise, Rise, Rise" aus allen Kehlen die Halle erfüllte, war alles sofort wieder, wie es sein sollte. Sehr höfliche, nette, brüllende Menschen machen das Konzert, wie immer, zu einem Erlebnis! Auch wenn ich finde, dass #boysetsfire im kleinen Club noch immer am charmantesten rüber kommen, diese Jungs und diese Songs, packen jede Halle (was ich dann, wie auch schon drei Jahre zuvor, sehr eindrucksvoll einen Tag später im Palladium bestätigt finden sollte).
Freitag, Tag 4 von 4
Andererseits kann man die 3 Konzerte gar nicht wirklich vergleichen. Sympathisch sind sie immer, gut drauf auch und ich habe keinen Gig von BSF bisher gesehen, den ich bereut hätte und bei dem sie nicht Vollgas gegeben hätten.
Musikalisch waren Boysetsfire in diesem Jahr allerdings wesentlich besser, um nicht zu sagen perfekt eingespielt, wenn man die Jubiläumsgigs mit einigen, alerdings sympathisch, verspielten Songs von vor drei Jahren zugrunde legt, die wiederum ihre ganz eigene Dynamik hatten und jetzt schon als legendär gelten. Das Gebäude 9 ist einfach perfekt für harte Gitarrenmusik im intimen Rahmen. Die Live Music Hall ist an mir emotional in diesem Jahr ein wenig vorbei gegangen aber das Palladium dagegen, eigentlich so gar nicht mein Laden, auch schon von der Größe her, hat gezeigt, dass Boysetsfire inzwischen in der Szene eine derartige Ausnahmestellung genießen (wie übrigens die unglaubliche geil abliefernden Fjort in der deutschen Szene auch, die diesen riesigen Laden mit der ihnen eigenen Urgewalt im Sturm erobert haben), dass sogar hier der komplette (!!!) Laden zum Tollhaus wird und alle, wirklich alle jede Zeile mitsingen! Ein Erlebnis!
Nur der Vollständigkeit halber, AYS habe ich komplett verpasst, Great Collaps waren fast fertig, als ich verspätet eintraf, machten aber ganz gut Dampf und Dave Hause dagegen war mir persönlich zu sehr Amirock der Art, die mich nicht wirklich packt und die Art der Bühnenpräsenz ist wohl auch nicht wirklich meine. Naja.
Was ich wirklich genial und absolut geil finde ist, dass Boysetsfire inzwischen alles dürfen. In der einen Minute noch brüllt sich Nathan Gray - im Grunde die ganzen 2 Stunden über beide Ohren glücklich grinsend in die Menge schauend wie ein Honigkuchenpferd – zum herrlichsten Hardcore Gebolze seiner Freunde, seiner Familie (hier passt das mal) die Seele aus dem Leib, in der nächsten Minute spielt er mit Chad inmitten des gerade noch moshenden Pulks mal eben ein herzerweichend zartes und emotional aufwühlendes Akustikset, nicht ohne die lieb gewonnenen Rededuelle untereinander auszulassen. Der abschließende Übergang von der Akustik, zurück zu amplifizierter Hardcoregewalt gelang dann dementsprechend überraschend für alle. Aber eben überraschend gut.
Großartig übrigens zu sehen, dass die, ich nenne sie mal Präsidentschaft, von Donald Trump sowie der braune Politmob in Deutschland und ganz Europa, eine wirkliche Repolitisierung der gesamten Szene befeuert. Wirklich jeder Künstler an diesem Abend, sei es Dave Hause oder die in dieser Hinsicht derzeit sehr klar und scharf formulierenden #Fjort, sowie natürlich Boysetsfire höchstselbst, haben ausführliche und deutliche Statements gegen sämtliche Nazibrut an die Menge gerichtet. Angesichts vieler junger Menschen im Publikum, die vielleicht zum ersten Mal Boysetsfire live sehen, ist das keine linke Folklore sondern absolut wichtig! Danke für die klaren und tief zu Herzen gehenden, klaren Worte!
Das Fazit ist, die Woche war durchaus anstrengend, aber es hat sich absolut gelohnt. Ihr Lieben, gerne alle 3 Jahre wieder, aber dann mit Hotelzimmer!
Danke auch an die sage und schreibe 5 Leute die mich nach dem Gig umarmt und mir auf englisch zu meinem großartigen Auftritt gratuliert haben, ähm ... ja, weil sie mich im Halbdunklen für @nathangraymusic gehalten haben. Sehr schmeichelhaft aber es lag dann wohl am schwarzen Hemd und dem grauen Bart. Wir sind halt inzwischen beide alte Säcke

Ich möchte ein Gedicht schreiben. Eines von der Sorte, die man nur einmal im Leben schreibt. Die wirklich etwas bedeuten und wenn es dann jemand wirklich mal liest, weiß er sofort alles über mich. Alles was ich jemals war oder sein wollte. Alles was ich aus meinem Leben gemacht und was ich versemmelt habe. Worauf ich stolz bin und wofür ich mich schäme. Und dass der Stolz im Grunde immer die geringere Rolle gespielt hat. Wen ich geliebt und wen ich verletzt habe. Vielleicht auch beides zusammen. Ein Gedicht, das so kurz ist, dass es ehrlich sein kann und so lang, dass es kein Detail auslässt. Es soll einen umschließen mit Trost gebender Wärme und es muss weh tun mit reinigender Ehrlichkeit. Es benötigt Pathos, aber nur um sich selbst nicht zu ernst nehmen zu müssen. Und es darf keinen Gag auslassen, auch wenn allen das Lachen im Hals stecken bleibt. Man muss sich fragen, was hat er damit gemeint und gleichzeitig ein wissendes Nicken für angebracht halten. Ich möchte die Kraft haben, es schreiben zu können, bevor ich sterbe und jemand anderes es über mich verfasst.
Das alles hat natürlich unterschwellige Nebenwirkungen. Ich habe mich gestern einmal mehr dabei ertappt, dass ich nach Feierabend durch den Rewe schlich und – ohne es bewusst zu wollen – exakt jene Zutaten in mein Körbchen gleiten ließ, die mich befähigten, das den ganzen Tag bearbeitete Fotolia (!) Bild zu hause nach zu kochen.
Da wurde mir zwischen Fußballstream auf dem neben der Arbeitsfläche liegenden Tablet und Parieren des zuvor erworbenen Fleisches plötzlich klar, wie gefährlich mein Job ist. Was würde wohl passieren, wenn ich Werbung für einen Waffenhändler, Stützstrumpfhersteller oder Pur Platten verkaufenden Recordstore machen würde?
Panik befiel mich und ich konnte mich so gerade noch mit dem zufällig offen herum stehenden Wein vor einer Attacke schützen.
Ich kann nur jedem raten, lernt einen anständigen Beruf.
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